Die Familie kommt zusammen, isst und trinkt reichlich, beschenkt sich reich und bestaunt den prächtig geschmückten Christbaum. Alles gut also, wenn im Kalender Weihnachten naht? Nicht für jeden: Menschen mit Drogenproblemen leiden in der Adventszeit oft noch mehr als sonst.
Damit sie nicht alleine sein müssen, gibt es Einrichtungen wie den Kontaktladen off+, den Condrobs in Haidhausen betreibt. Nicht nur zur Weihnachtszeit ist der Verein für seine Arbeit auf Spenden angewiesen.
Der Advent sei keine einfache Zeit für Drogenabhängige, erklärt Olaf Ostermann, stellvertretender Bereichs-Geschäftsführer Angebote für Ältere und niedrigschwellige Hilfen bei Condrobs. „Die Werbung und das Stadtbild suggerieren eine schöne, heile Welt”, sagt Ostermann. „Das bringt viele zum Nachdenken und Selbstreflektieren.” Dazu kommt, dass es im Dezember draußen meist kalt und ungemütlich ist. „Viele Menschen mit Drogenproblemen haben keine eigene Wohnung, übernachten zum Beispiel in Pensionen. Sie kommen tagsüber ins off+, um sich aufzuwärmen.”
Das off+ ist ein unscheinbarer Laden in der Balanstraße 34, ein paar Schritte südlich der Kirche St. Wolfgang. Ziel der Einrichtung ist es, Drogensüchtigen, aber auch deren Angehörigen, Hilfe anzubieten - anonym und kostenlos. Hilfe, das kann eine Beratung zu Gesundheits- oder Rechtsthemen sein, aber auch einfach ein persönliches Gespräch, ein heißer Kaffee und eine warme Mahlzeit.
Bereits 1990 hat Condrobs den Kontaktladen in Haidhausen eröffnet, es war der erste in München. „Damit sollte die kleine Drogenszene am Ostbahnhof aufgefangen werden”, berichtet Ostermann. Im Laufe der Jahre musste das off+ ein paar Mal umziehen, etwa weil Mietverträge ausliefen. Auf Wunsch der Stadt München blieb die Einrichtung immer in der Nähe des Ostbahnhofs und sitzt nun seit Dezember 2016 in der Balanstraße.
„Der Umzug lief insgesamt gut”, sagt Olaf Ostermann. „Unsere Klienten blieben uns erhalten.” Auch in der Nachbarschaft sei der Laden gut aufgenommen worden. Condrobs organisierte damals einen Tag der offenen Tür und ging auf die benachbarte Grundschule und die Gewerbetreibenden zu.
Ingesamt erreicht das off+ 450 Menschen, im Schnitt sind es 45 Besucher pro Tag. Die meisten kommen aus Haidhausen, Giesing oder Perlach. Das off+ soll vor allem ältere Konsumenten ab 40 Jahren ansprechen, wenngleich auch jüngere vorbeikommen dürfen. „Viele unserer Besucher sind mit dem Laden ein Stück weit groß geworden”, erläutert Ostermann. „Sie haben oft keine anderen adäquaten Angebote.”
Die Mitarbeiter des off+ organisieren Ausflüge, Kinobesuche und Infoveranstaltungen. Ebenso finden dort sogenannte Naloxon-Trainings statt. Dabei werden Drogengebraucher geschult, wie sie im Fall einer Überdosis das Opiat-Gegenmittel Naloxon einsetzen und damit Leben retten können. Seit 1. Oktober läuft dazu ein Modellprojekt des bayerischen Gesundheitsministeriums.
Der Kontaktladen wird zu zwei Dritteln vom Bezirk Oberbayern finanziert, fast ein Drittel steuert das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt bei. Den Rest muss Condrobs selbst tragen, weshalb der Verein auf Geld- und Sachspenden angewiesen ist. Immer gesucht wird gut erhaltene Männerkleidung.
Wer etwas abgeben möchte, kann sich unter Telefon 44718868 melden oder einfach im off+ vorbeikommen. Das helfe auch, um Vorurteile abzubauen, meint Olaf Ostermann: „Unsere Klienten sind ganz normale Menschen - nur eben mit Suchtproblemen.”
Benjamin Schuldt