Egal, ob die Diagnose ADHS, Legasthenie oder Autismus lautet: Manche Kinder und Jugendliche sind anders. Und wer in unserer Gesellschaft als "anders" gilt, für den ist Kunst schon immer ein probates Mittel gewesen, seine Empfindungen auszudrücken.
Dieser Gedanke steckt auch hinter dem Projekt "Brainart", dass die Poingerin Sabine Kaiser-Röhrich ins Leben gerufen hat. Einerseits soll es Kinder und Jugendlichen mit Lern- und Gedächtnisstörungen ermöglichen, sich kreativ zu entfalten. Anderseits kommt der Erlös aus den Kunstwerken der medizinischen Forschung in diesem Gebiet zugute.
"Ich male selbst gerne und sammle auch Bilder", erzählt Sabine Kaiser-Röhrich. Die promovierte Chemikerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie betreibt zwei Praxen in Poing und München-Nymphenburg. Auch dort hat sie Kunstwerke aufgehängt, die von ihren Patienten ‒ Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen wie ADHS, Legasthenie und Dyskalkulie ‒ positiv wahrgenommen würden.
So kam Kaiser-Röhrich die Idee, mithilfe der Kunst etwas Gutes zu tun. Vor etwa einem Jahr startete sie ihr Projekt "Brainart", was auf Deutsch "Gehirnkunst" bedeutet. Sie begann Kunstwerke zu sammeln, mit dem Ziel, diese zu verkaufen. Eine befreundete Künstlerin beteiligte sich ebenso an "Brainart" wie ein Nachbar, der Fotograf ist. Auch Sabine Kaiser-Röhrich selbst malte mit.
Einige Kunstwerke stammen zudem von Kindern und Jugendlichen aus Poing und Umgebung, die die Medizinerin in ihrer Praxis betreut. In diesem Fall werde die Hälfte des Erlöses gespendet, die andere Hälfte erhalten die jungen Künstler selbst, sagt Sabine Kaiser-Röhrich. "Die Kinder und Jugendlichen freuen sich, dass sie Bilder malen dürfen", meint sie, "und auch darüber, dass ihre Kunst wertgeschätzt wird." Ein Patient erschuf ein riesiges Graffiti, ein anderer malte direkt in der Praxis, da er zu Hause keinen Platz hatte. Von den Eltern gab es viele positive Rückmeldungen.
Inzwischen sind schon einige Werke zusammengekommen, die Interessierte nach Absprache mit Sabine Kaiser-Röhrich begutachten und erwerben können. Mit dem Erlös möchte Kaiser-Röhrich, die seit 20 Jahren in Poing lebt, zu weiterer Forschung rund um Lernstörungen, Neuro- und Biofeedback beitragen. Neben besseren Behandlungsmöglichkeiten will die Expertin, die vor kurzem ihr erstes Buch veröffentlicht hat, auch für mehr Toleranz in der Gesellschaft werben. Im Juni wird sie bei einer Fachtagung in Salzburg ein Bild überreichen, dessen Erlös für die Forschung zu Dyskalkulie und Legasthenie eingesetzt wird.
Wer sich für das Projekt "Brainart" interessiert, Bilder kaufen oder selbst Kunst beisteuern möchte, kann mit Sabine Kaiser-Röhrich Kontakt aufnehmen: per E-Mail an info@brain-health.de B. Schuldt