Ich geb's zu: Ich bin mit Brötchen aufgewachsen, mit "Guten Morgen" und "Tschüss" und ja, auch mit Frikadellen. Eine meiner ersten Erfahrungen in München war ein Klassiker. Auf mein "Guten Morgen" antwortete ein grantelnder Einheimischer: "Griaß God hätt' a glangt!"
Erst später habe ich verstanden, wie sehr Sprache den Charakter prägt. Was im Hochdeutschen glatt als Unhöflichkeit betrachtet wird, geht in der Mundart problemlos durch. Weil's Charakter hat. Weil der Bayer in seiner Mundart das sagt, was er denkt und was er fühlt. Das mag zwar für den Angesprochenen nicht immer erfreulich sein, aber es ist geradeheraus, ehrlich und damit sogar konstruktiv. Der Bayer braucht keinen Konjunktiv. Der Bayer braucht seine Mundart und wenn diese Mundart nicht mehr gesprochen wird, verlieren die Bayern den wichtigsten Teil ihrer Identität.
So seh ich das.