Veröffentlicht am 06.11.2020 09:24

Grüne Oase inmitten von Beton-Riesen

Mehr Grün und Platz zum Erholen, so sehen die Planer die Möglichkeiten für die Überplanung des Areals rund um den Hanns-Seidel-Platz. (Foto: Animation: BHB Bauträger GmbH)
Mehr Grün und Platz zum Erholen, so sehen die Planer die Möglichkeiten für die Überplanung des Areals rund um den Hanns-Seidel-Platz. (Foto: Animation: BHB Bauträger GmbH)
Mehr Grün und Platz zum Erholen, so sehen die Planer die Möglichkeiten für die Überplanung des Areals rund um den Hanns-Seidel-Platz. (Foto: Animation: BHB Bauträger GmbH)
Mehr Grün und Platz zum Erholen, so sehen die Planer die Möglichkeiten für die Überplanung des Areals rund um den Hanns-Seidel-Platz. (Foto: Animation: BHB Bauträger GmbH)
Mehr Grün und Platz zum Erholen, so sehen die Planer die Möglichkeiten für die Überplanung des Areals rund um den Hanns-Seidel-Platz. (Foto: Animation: BHB Bauträger GmbH)

Der Hanns-Seidel-Platz nimmt optisch und von seiner Lage her eine zentrale Bedeutung für Neuperlach ein. Dazu befindet sich die einstige Brachfläche für Parken, Wochenmarkt und Kultur im steten Umbruch. Wohn- und Gewerbeblöcke wachsen gen Himmel. Doch inmitten des großen Platzes, dort wo bislang die Blechkarossen dominierten, besteht noch kreativer Spielraum für eine neue Quartiersmittegestaltung. Vor Wochenfrist hatten die Planer der BHB Bauträger GmbH vor Ort interessierte Bürger eingeladen zur Ortsbeschau und um Vorschläge einzureichen, die mitten aus der Menge der Menschen vor Ort kämen. Eine wirkliche Menge versammelte sich dann zwar nicht auf dem weitläufigen Gelände. Doch jene, die kamen, hatten einiges an Ideen im Köcher. Auch die Schüler nahen Werner-von-Siemens-Realschule hatten sich umfangreiche Gedanken zur Ausgestaltung der Herzkammer des Hanns-Seidel-Platzes gemacht.
Einige der Ideen könnten durchaus noch Eingang finden in die dreiteilige Skizzierung aus jenem Siegerentwurf des städteplanerischen Wettbewerbs, den Landschaftsarchitektin Gunhild Brandhoff kreiert hatte.

Brandhoffs Entwurf sieht eine künftige Dreiteilung des Freiraums am Hanns-Seidel-Platz vor. Quasi das Foyer des einmal neu gestalteten Platzes soll im Norden der Übergang von den öffentlichen Bereichen der U-Bahn und des Einkaufszentrums bilden. Zentrales Element dabei dürfte auch der Vorplatz des neuen Bürgerzentrums sein. Balkon- oder Terrassen artig erfolgt die weitere Südentwicklung des Platzes. Vom Nordbereich geht es rund vier Meter nach unten, wo sich im Zentralbereich ein Theatron artig gestaltetes Gelände herausprägen soll – mit Sitzplätzen im Süden. Apropos Süden. Dort soll eine attraktive Mixzone mit Sport- und Spielflächen sowie reichlich Raum für die Kunst entstehen.

Das Ideenspektrum darüber hinaus ist offenbar bei den jüngeren und etwas älteren Stadtteilbürgern breit gefächert. Wasserwelten mit einem Springbrunnen wurden bei der Ortsbeschau ebenso vorgeschlagen wie eine grüne Lunge, bei der manche sogar den ehrgeizigen Begriff „Neuer Perlacher Forst“ prägten.

Gestalterisch beruhigend, wenn auch für Neuperlacher Verhältnisse fast schon revolutionär, geriet der Ansatz des für die Gesamtplanung verantwortlichen Architekten Roland Dieterle. Die bisherige Verkehrshauptader zwischen Platz und Einkaufszentrum, die Thomas-Dehler-Straße, sähe Dieterle am liebsten verkehrsberuhigt – zumindest einmal während einer zunächst einjährigen Probephase.
„Reallabor“ nennt dies der Architekt und Stadtplaner nach dem Vorbild Skandinaviens, neue städtebauliche Entwicklungen nicht nur am Reissbrett zu entwickeln – sondern die Menschen vor Ort auch lebensnah erproben zu lassen. Kritische Stimmen gab es dazu auch. Ein im Zentrum weiter verdichtetes Viertel brauche auch eine starke verkehrliche Anbindung, lautet ein Ansatz. Eine bloße Verlegung des Hauptverkehrs weiter nach Osten belaste die Anwohner dort. Auch die Freiflächen-Kultur, Open-Air-Konzerte und musikalische Partynächte entlang der zentralen Freizone sehen manche kritisch. Schließlich werde der Platz von einem Wohnbereich umzogen. Für Wohn-Eigentum dort müssten die Bürger auch tief in die Tasche greifen.
„Wer in oder an ein Kultur-Quadrat zieht, der muss diese Kultur auch aushalten“, befand ein Anderer. Da gelte es, einen guten Mix zu finden. Gar nicht so auf Entertainment und Beschallung waren die Schüler gepolt. In ihren Denkmodellen waren auch Wasserkaskaden und Ententeiche vertreten.
Naturnaher Raum inmitten einer immer verdichteten Großstadt ist offenbar längst auch für die engagierte Jugend ein echtes Thema. Wald- und Wasseransatz und zumindest partielle Verkehrsberuhigung mitten in Neuperlach: Uta Gerhardt aus der Stadtplanung fand die Ideen wie manch anderer „radikal, aber interessant und charmant“. Das hat auch Grünplanerin Brandhoff verinnerlicht. Wie auch immer der zentrale Bereich am Ende aussehen werde. Neuperlach werde inmitten eines stark veränderten Hanns-Seidel-Platzes eine „grüne Mitte“ erhalten. Inmitten all der Wohnhaus- und Gewerberiesen, die gegenwärtig aus dem Boden sprießen ein wahrhaft revolutionärer Ansatz. RedN

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