Der Wohnungsmarkt ist im Großraum München "leergefegt". Junge Familien finden oftmals keine geeigneten Wohnungen und neue Arbeitnehmer können sich somit schwertun, Fuß zu fassen. Die regelmäßigen statistischen Veröffentlichungen des Planungsverbandes "Äußerer Wirtschaftsraum München" zeigen hier Handlungsbedarf für die Kommunen.
Die Bevölkerungszahl ist in den vergangenen Jahren maßvoll angestiegen. Beispiel Unterschleißheim. Die Stadt rechnet im Entwurf des letzten Flächennutzungsplanes mit einem Wachstum bis zum Jahr 2030 von etwa 2.000 weiteren Einwohnern. Dieses Wachstum orientiert sich an einer Entwicklung, die die vorhandene Infrastruktur der Stadt berücksichtigt und die hohe Lebensqualität erhält. Die Einwohnerzahl ist von 2007 bis 2017 in Unterschleißheim um 9,3 Prozent gestiegen. Dieser Wert liegt unter dem des Landkreisdurchschnitts von 9,8 Prozent und deutlich unter dem einiger Nachbarkommunen wie Garching, Ismaning oder Unterföhring, die einen Anstieg von 13 bis 31 Prozent verzeichneten. Hier entwickelte sich die Stadt leicht unterdurchschnittlich gegenüber der Region. Auch der neue Flächennutzungsplan sieht bis 2030 eine mäßige Bevölkerungsentwicklung von jährlich plus 0,5 Prozent vor und berücksichtigt dabei die vorhandene Infrastruktur der Stadt.
Die Stadt hat im Rahmen der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes nach geeigneten Wohnbauflächen gesucht, die an bestehende Siedlungen anschließen. In den letzten Plänen vom Herbst 2019 war für eine künftige Entwicklung unter anderem ein Grundstück südlich der Kiebitzstraße vorgesehen, die Erweiterung der Bebauung in der Berglstraße und das Feld südlich des Furtwegs. Eine weitere Möglichkeit bietet die Lage des so genannten Erdbeerfeldes am Münchner Ring, das immerhin zu einem Teil in Wohnbauflächen umgewandelt werden könnte. Bei der Umwandlung dieser privaten Flächen zu Wohnbauflächen kann die Stadt im Rahmen der "Sozialen Bodennutzung" auf einen Teil des geschaffenen Baurechtes zugreifen, um kommunalen Wohnungsbau zu realisieren.
Eine weitere Möglichkeit zur Schaffung von Wohnraum könnte die Umwandlung von Gewerbeflächen sein. Die Planungen für ein neues Quartier an der Alfred-Nobel-Straße gegenüber vom Business Campus sehen vor, einen Teil des Gewerbegebietes in ein Wohngebiet umzuwandeln. Statt weiterer Gewerbeobjekte soll hier ein modernes Wohnquartier mit zahlreichen sozialen und kulturellen Möglichkeiten entstehen, das an Kita, Supermarkt und ein innovatives Mobilitätskonzept angeschlossen ist.
Mit der Schaffung neuen Wohnraums kann in Unterschleißheim auch dem demografischen Wandel entgegengewirkt werden. 2014 bis 2016 wurden insgesamt 795 neue Wohnungen fertiggestellt. Im Jahr 2017 reduzierte sich diese Zahl auf 60 und ist auch aktuell rückläufig, da seitdem keine neuen Wohngebiete ausgewiesen wurden. Damit einhergeht, dass es momentan wenig Angebot am Wohnungsmarkt für Familien gibt, was sich bei anhaltender Entwicklung weiter auf den demografischen Wandel auswirken wird.
Nicht nur der recht angespannte Wohnungsmarkt, auch die gestiegenen Bodenpreise verteuern die Immobilen in der Region und spiegeln sich in den Mietpreisen wider. Zwischen 2014 und 2018 haben sich die Bodenpreise in Unterschleißheim von 850 Euro pro Quadratmeter auf 1.600 Euro pro Quadratmeter fast verdoppelt und diese Entwicklung hält in der gesamten Region München weiter an. Eine Konsequenz, um einen Anstieg der Kosten für neuen Wohnraum entgegenzuwirken, ist mehr Wohnraum auf den zu bebauenden Flächen zu realisieren. Ein Beispiel bildet hier die Aufstockung des Wohnriegels in der Alleestraße um ein weiteres Geschoss. Hier wird es in Zukunft weitere innovative Ideen brauchen, um für Menschen, die in sozialen Berufen, Dienstleistung, Handel und Gewerbe arbeiten, auch Wohnungen zur Verfügung stellen zu können.
Das Fehlen von Wohnraum in Unterschleißheim hat heute schon Konsequenzen. Ausgebaute Kindereinrichtungen können nicht alle Betreuungsplätze belegen, da interessiertes Personal kaum Wohnraum findet. Das betrifft auch Pflegeeinrichtungen, Schulen, Stadtverwaltung und ist darüber hinaus in weiteren Dienstleistungsbereichen spürbar. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist deshalb für die Kommune eine große Herausforderung, um die Lebensqualität auf dem bestehenden hohen Niveau zu halten. Die aktuellen Planungen für die neue Stadtmitte und das Wohnquartier am Business Campus greifen diese Entwicklung auf. Hier soll nicht nur städtebaulich eine attraktive Aufwertung realisiert werden, sondern auch Wohnraum für Familien, Senioren und viele weitere Bevölkerungsgruppen entstehen, bei denen auch die Stadt über die soziale Bodennutzung weiteren kommunalen Wohnraum schafft.