Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen hat der Verein "Poesieboten" dazu aufgerufen, Gedichte zur Corona-Krise an den Giesinger Poesiebriefkasten zu schicken.
Nicht nur aus München flatterten daraufhin Verse herbei. Von Wut bis Humor reicht die Bandbreite der poetisch gespiegelten Emotionen, dabei wird das Virus nicht selten personifiziert. Der 8-jährige Ruben aus Freising dichtete zusammen mit seiner Mutter einen Corona-Song, in dem es heißt: „Ey, Corona, hau ab! Ey, Corona, hau ab! / Wir wollen in die Schule und in den Zoo / und nicht sammeln das Papier für unser Klo“. Aus Halle nach Giesing schickte Max Schnurrenberger einen „Schlimmerick“, eine Mutation des Limericks, die wohl in der sächsischen Stadt damit erstmals aufgetreten ist. Wie Anbandeln ohne Kuscheln und Busseln möglich ist, darüber macht sich der bayrische Mundartdichter Hans Senninger in dem Poem „Abschdands-Flirdn“ Gedanken.
Die Poesiebotinnen Claudia Westhagen und Katharina Schweissguth sind freudig überrascht über die Vielfalt der Einsendungen. Sie laden alle Interessierten zu zwei Youtube-Sendungen ein, in der sie abwechselnd, jede aus ihrer Küche, vorlesen werden. Alle Werke, die aktuell im Poesiebriefkasten bezüglich der Corona-Krise landen, sollen zu Gehör kommen (pro Autor/in eines). Noch können weitere Gedichte per Post an den Poesiebriefkasten, Wirtstraße 17, 81539 München eingereicht werden. Die Online-Lesungen finden jeweils mittwochs am 8. und 15. April um 18.30 Uhr statt. Der Link dazu wird tagesaktuell auf der Seite www.poesiebriefkasten.de veröffentlicht.
Giesinger könnten während der Osterferien beim Einkaufen oder Hund-Gassi-Führen das eine oder andere Gedicht zudem ganz handfest entdecken. Unter den Gedichten, die der Osterhase rings um die Tela-Post an verwaisten Fahrrädern befestigt, befindet sich auch eines von SAID, das der deutsch-iranische Lyriker dem Projekt beigesteuert hat.