Am Montag, 6. Juli, lädt die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn ihre Bürger zu einer Info-Veranstaltung zum Thema "Windenergie im Höhenkirchner Forst" ein. Los geht es um 19 Uhr. Da coronabedingt keine herkömmliche Bürgerversammlung einberufen werden kann, geht die Gemeinde nun neue Wege und wird die Veranstaltung inclusive Bürgerbefragung online durchführen. Wer mit von der Partie sein will, muss sich unter www.windenergie-hoehenkirchner-forst.de/buergerdialog1 einloggen und kann sowohl die Vorträge der Experten live mitverfolgen als auch anschließend Fragen an die Expertenrunde stellen. Die Zugangsdaten, ein Link für die Online-Veranstaltung und alternativ die Telefonnummer zum Einwählen werden den Teilnehmern per E-Mail automatisch zugeschickt. Technische Voraussetzung für die Online-Veranstaltung ist ein PC oder Laptop mit Lautsprecher sowie eine stabile Internetverbindung. Bis zu 500 Personen könnten auf diese Weise das Geschehen verfolgen und durch ihre Fragen teilnehmen, teilt Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) mit. Wer seine Fragen zum Prozess loswerden möchte, kann diese während der Veranstaltung schriftlich über einen Chat stellen.
Wer nicht teilnehmen kann oder möchte, verpasst aber keine unwiederbringliche Chance, beruhigt Mindy Konwitschny: "Wir stehen noch ganz am Anfang des Entscheidungsprozesses bezüglich der geplanten Windkraftanlage."
Die vorliegenden Planungsdaten umfassen drei Windräder mit einer Leistung von je circa 4 Megawatt. Die Nabenhöhen würde bei ca 160 Metern liegen, die Rotorendurchmesser bei etwa 150 Metern. Bei bis zu 9 Millionen Kilowattstunden könnte der Ertrag eines Windrades liegen.
Die Entscheidung, ob es denn überhaupt Windräder im Hofoldinger bzw. Höhenkirchner Forst geben wird, ist aber noch lange nicht gefallen. Ziel sei es die Bürger früh ins Boot holen und die Informationen so bald wie möglich weiterzugeben, betont die Bürgermeisterin.
Die Expertenrunde setzt sich unter anderem aus Vertretern des Ingenieurbüros Sing, die einen Bericht zum aktuellen Projektstand geben werden, aus Landrat Christoph Göbel und Veronika Preißinger von der Energieagentur Ebersberg-München, Bürgermeisterin Mindy Konwitschny und weiteren Experten zusammen. Von 19.00 bis 20.10 Uhr sind die Kurzvorträge eingeplant, dann sollen die Fragen der Bürger von der Expertenrunde beantwortet werden. Gegen 21 Uhr ist das Ende der Veranstaltung vorgesehen.
"Wir hoffen, dass wir die Veranstaltung später dann noch auf die Homepage stellen können, um sie so noch weiteren Bürgern zugänglich zu machen. Hierzu müssen noch datenschutzrechtliche Belange geprüft werden", so Mindy Konwitschny. Wer technisch nicht so ausgerüstet ist, dass er der Veranstaltung folgen kann, geht allerdings nicht leer aus, denn im Herbst, so hofft die Rathauschefin, wird es wieder möglich sein, eine herkömmliche Bürgerversammlung zum Thema abhalten zu können. Eine Entscheidung werde so bald nicht gefällt, man stehe ganz am Anfang der Planungen und Auswertungen der nötigen Untersuchungen, verspricht die Bürgermeisterin nochmals.
Zum Sachstand: Nachdem Ende letzten Jahres der Standortsicherungsvertrag zwischen der ARGE Windenergie Hofoldinger Forst und den Bayerischen Staatsforsten geschlossen werden konnte, läuft nun die Prüfung, ob die Errichtung von Windenergieanlagen im Hofoldinger Forst wirtschaftlich machbar und ökologisch vertretbar ist.
Noch im Dezember 2019 wurde mit der Windmessung begonnen, die sich über rund ein Jahr hinziehen wird. Dazu wurde im Hofoldinger Forst östlich der Autobahn A8 ein LIDAR-Messgerät installiert, das in einer Höhe von 637 Metern (m ü. NHN) die Windstärken misst. Die LIDAR-Technik ist eine dem Radar verwandte Messtechnik, bei der statt Radiowellen Laserstrahlen zum Einsatz kommen.
Neben der Wirtschaftlichkeit ist aber vor allem maßgeblich, ob ein Windenergieprojekt im Hofoldinger Forst auch ökologisch vertretbar ist. Dies stellt nicht nur eine planungsrechtliche Voraussetzung dar, sondern liegt sämtlichen Mitgliedern der ARGE Windenergie Hofoldinger Forst besonders am Herzen. Bei den naturschutzfachlichen Untersuchungen wird es eine umfangreiche Felderhebung geben. Mit Hilfe zweier ca. zehn Meter hoher Gerüsttürme soll eine Kartierung der Großvögel erfolgen. Horste und Fortpflanzungsstätten werden aufgesucht. Darüber hinaus wird auch nach Uhus, Eulen, der Haselmaus und anderen Tieren gesucht, die im fraglichen Gebiet beheimatet sein könnten. Im Anschluss wird ein faunistisches Gutachten erstellt, die sogenannte spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) sowie eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt und ein landschaftspflegerischer Begleitplan entwickelt.
Erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, werden die Mitglieder der ARGE Hofoldinger Forst darüber entscheiden, ob es dort Windenergieanlagen in kommunaler Planungshoheit geben wird. hw