Momentan gehört es zum Tagesgeschäft: Immer wieder haben die Mitarbeiterinnen der Gemeindewerke Haar GmbH mit Kunden zu tun, die einen Vertrag zum Wechsel des Stromanbieters unterschrieben haben. Das Ärgerliche: Sie wollten es gar nicht, die Unterschrift wurde ihnen per Haustürgeschäft mit Hilfe von Falschaussagen abgerungen.
„Man meint normalerweise ‚Ich unterschreibe nichts, wenn ich nicht will‘“, konstatiert Rainer Mendel, Vertriebsleiter bei den Gemeindewerken Haar. „Aber die meisten der Vertreter, die gerade von Haustür zu Haustür gehen, sind bestens geschult im Umgang mit Menschen. Das bedeutet, sie merken, wer verunsichert ist und schaffen es, diese Unsicherheit auszunutzen.“
So berichten Kunden, sie hätten mit dem Finger auf dem Tablet eine Unterschrift geleistet, in dem Glauben, es handele sich um eine Genehmigung für die Zusendung von Werbematerial. In Wirklichkeit hat der Kunde die Ummeldung zu einem neuen Stromversorger abgeschlossen. Und das, ohne davon zu wissen.
Da oftmals ältere Menschen betroffen sind – sie stellen eine beliebte Zielgruppe für Haustürwerbung dar –, versucht das Team der Gemeindewerke derzeit, Warnungen über geeignete Medien zu verbreiten. Das ist jedoch schwer, weil neue Medien diese Zielgruppe oft nicht erreichen.
„Für uns bedeutet das natürlich Mehrarbeit, auch wenn wir unseren Kunden natürlich gern helfen wollen“, so Mendel. Wir können die Kunden nur informieren und ihnen erklären, wie sie fristgerecht einen Widerruf verschicken. In die Hand nehmen müssen sie es dann allerdings selbst, sonst bleiben sie an den neuen Vertrag gebunden. Und das meistens für ein Jahr oder länger. Aus dem – oft sehr günstigen – Einstiegsangebot wird nach dieser Frist ein Vertrag zu deutlich höheren Preisen. „Verpasst man den Kündigungstermin, schlägt das Folgejahr oft mit mehreren Hundert Euros mehr zu Buche“, erklärt der Vertriebler, der schon viele solcher Fälle erlebt hat.
Was kann man tun? Vor allem sollte man bei Besuchen von Fremden an der Haustür vorsichtig sein. Es kann schon helfen, kritische Fragen zu stellen oder sich den Reisegewerbeschein zeigen zu lassen. Verträge sollte man sich aushändigen lassen, um sie in Ruhe durchzulesen, bevor man sie unterschreibt. Angaben zu Stromzählern, wie Zählerstand oder Zählernummer, sollte man nicht herausgeben, wenn man seinen Vertrag nicht wechseln möchte. Hat man bereits unterschrieben, ohne es zu wollen, kann man innerhalb von zwei Wochen einen Widerruf zum Vertragsabschluss an das Unternehmen abschicken. Verunsicherte Kunden können sich an den Kundenservice der Gemeindewerke unter der Rufnummer 089/ 456 991 – 819 wenden.