Veröffentlicht am 11.04.2024 14:19

Projekt Kulturdolmetscher zwischenfinanzieren


Von red

Um den Haushalt des Landkreises München hat der Kreistag heuer lange gerungen. Dem Rotstift zum Opfer fiel auch die Finanzierung der Kulturdolmetschendender Caritas. 60.000 Euro pro Jahr würde es kosten, das bewährte Programm im Landkreis fortzuführen. Die Grünen Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Dr. Markus Büchler haben nun eine Finanzierung der fehlenden Summe von einmalig 60.000 Euro durch den Freistaat beantragt, um das Programm zu retten. Wichtig wäre, die Lücke für 2024 zu überbrücken – für das Jahr 2025 hofft die Caritas, Sponsoren für das Programm zu finden. Das klappte heuer aufgrund der späten Mittelstreichung nicht mehr. „Es wäre fatal, wegen eines kurzfristigen Engpasses das gute Konzept über den Haufen zu werfen. Wenn das Programm für ein Jahr abreißt, sind die Kulturdolmetscher weg und wertvolle Strukturen würden kaputt gemacht”, so Dr. Markus Büchler.

„Eigentlich ist Integration Staatsaufgabe”

Circa 150 Ehrenamtliche im Landkreis wurden in den vergangenen sechs Jahren in 40 verschiedenen Sprachen ausgebildet. Meistens werden gut integrierte Menschen, die ebenfalls Migrationshintergrund mitbringen, zum Kulturdolmetscher und damit Multiplikator ausgebildet. Ihre Aufgabe ist es, die Menschen mit den jeweils anderen Gepflogenheiten vertraut zu machen und dadurch ein sensibles Zusammenleben zu fördern. Die Weiterbildung dauert sieben Wochen und schult für Informationsweitergabe zu Ämtern, zu unserem Bildungssystem, zum Gesundheits- und Schulsystem sowie zu interkultureller Kommunikation bis zu Grundfesten der Demokratie. Claudia Köhler, Mitglied im Haushaltsausschuss erklärt: „Die Finanzierung durch den Freistaat sollte selbstverständlich sein. Denn eigentlich ist Integration Staatsaufgabe. Das kann man nicht ausschließlich Ehrenamtlichen und Kommunen aufs Auge drücken.” Die Ehrenamtlichen unterstützen zum Beispiel bei Behördengängen, Arztbesuchen, Elterngesprächen oder in Kindergärten. Auch Institutionen wie Schulen, Kitas oder Altenheime können an dem Projekt teilnehmen und bei der Caritas einen Einsatz von Kulturdolmetschern anfragen.

Der Bedarf
wächst ständig

Bettina Händel, vom Fachdienst Bürgerschaftliches Engagement im Landkreis beobachtet: „Der Bedarf an Kulturdolmetschenden wächst ständig. Gerade in Krisenzeiten leisten ehrenamtlich tätige Migrantinnen und Migranten als Brückenbauer einen wichtigen Beitrag zu Integration, Toleranz und Frieden. Oft wollen sie etwas zurückgeben oder dort helfen, wo sie bei ihrer Ankunft in Deutschland wenig Unterstützung erfahren haben. Die Fachkräfte der öffentlichen und sozialen Einrichtungen im Landkreis sind sehr dankbarfür das kostenlose Angebot der Sprachmittlung. Mehr als ein Drittel der Anfragen kommen von Lehrern und Schulsozialarbeitern, um dringende Verständigungsprobleme zu lösen. Seit der Ukraine-Krise sind die russischen und ukrainischen Kulturdolmetschende häufig im Einsatz. Das Projekt ist für viele Menschen im Landkreis sehr wichtig und muss weiter finanziert werden!“ Köhler und Dr. Büchler hoffen auf Unterstützung aller Abgeordneten aus dem Landkreis München: „Gerade, wer kommunal engagiert ist, sollte die Dringlichkeit verstehen, der vergleichsweise geringen Summe zustimmen und die Kulturdolmetschenden damit retten.“

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