Veröffentlicht am 07.08.2007 00:00

Milbertshofen · Risikofaktor Autofahrer


Von red
Vor gut drei Wochen führte ein Autofahrer dieses gefährliche Wendemanöver im Petueltunnel durch. Passiert ist nichts – reines Glück.  (Foto: Verkehrszentrale)
Vor gut drei Wochen führte ein Autofahrer dieses gefährliche Wendemanöver im Petueltunnel durch. Passiert ist nichts – reines Glück. (Foto: Verkehrszentrale)
Vor gut drei Wochen führte ein Autofahrer dieses gefährliche Wendemanöver im Petueltunnel durch. Passiert ist nichts – reines Glück. (Foto: Verkehrszentrale)
Vor gut drei Wochen führte ein Autofahrer dieses gefährliche Wendemanöver im Petueltunnel durch. Passiert ist nichts – reines Glück. (Foto: Verkehrszentrale)
Vor gut drei Wochen führte ein Autofahrer dieses gefährliche Wendemanöver im Petueltunnel durch. Passiert ist nichts – reines Glück. (Foto: Verkehrszentrale)

Zehntausende Autofahrer täglich haben keine Bedenken die Münchner Ringtunnel zu benutzen. Zu Recht. Was da allerdings manchmal passieren kann, ist schon haarsträubend. Denn die gefährlichsten Situationen werden nicht durch eine mangelhafte Tunnelausstattung provoziert, sondern durch die Autofahrer selbst.

Die meisten sind schlicht zu schnell unterwegs und fahren zu dicht auf – manchmal sogar mit »Feindberührung«. Es gibt aber auch Situationen, mit denen kein normaler Autofahrer rechnen kann: Wenden im Tunnel und andere Geisterfahrer, Radfahrer und Fußgänger – all dies passiert häufiger als man meint.

Ein Schwerpunkt ist dabei der Petueltunnel zwischen Milbertshofen und Schwabing. Er ist mit 1.473 Metern zurzeit der längste Tunnel in München, die beiden kommenden Ringtunnel an der Richard-Strauss-Straße (Fertigstellung 2009) und dem Luise-Kiesselbach-Platz (voraussichtlich 2015) werden allerdings ein gutes Stück länger sein.

Der Petueltunnel ist auch der jüngste und damit der modernste Tunnel in München. Seine Sicherheitsausstattung ist beispielhaft für die anderen Münchner Straßentunnel. Videoüberwachung, Brandmelder, Notrufmelder, dynamische Wegweiser vor und im Tunnel, Notrufkabinen, Handyempfang, Brandlöscheinrichtungen, Infozeile am Portalschild, Fluchttreppen und eine Mittelwand mit Fluchttüren erfüllen in München hohe Standards. Daher hat die Stadt alle Tunnel in puncto Sicherheit aufrüsten lassen.

Kreisverwaltungsreferent Dr. Wilfried Blume-Beyerle hat die Sicherheitsmaßnahmen aktuell im Detail vorgestellt. Hintergrund der Maßnahmen: Bei einem Fahrzeugbrand im Candidtunnel 1999 sind weitere Autofahrer trotz bereits aus der Tunneleinfahrt ausströmendem Brandrauch immer weiter hineingefahren und haben damit ihr Leben riskiert. Aber wie verhält man sich bei einem Tunnelbrand richtig?

»Aussteigen, alles stehen und liegen lassen, Autoschlüssel im unverschlossenen Auto stecken lassen und so schnell wie möglich zur nächsten Fluchttreppe oder Fluchttüre in der Mittelwand laufen«, erklärt der KVR-Chef. »Hochgiftiger Brandrauch breitet sich mit einer Geschwindigkeit von zehn Metern pro Sekunde aus«, erläutert Blume-Beyerle dazu.

Damit ist der Rauch so schnell wie der derzeitige Hundert-Meter-Weltrekordler Asafa Powell – zu schnell für alle anderen. Nach nur wenigen Atemzügen sei man bereits erstickt. »Die meisten Brandopfer sterben an Rauchvergiftung, nicht durch das Feuer direkt«, warnt Blume-Beyerle vor Leichtsinn. Die Fluchttüren in der Tunnelmittelwand, mit der bis auf den Leuchtenbergringtunnel alle Münchner Ringtunnel ausgestattet sind, machen den Weg in die zweite Tunnelröhre frei. Dabei erzeugt das Sicherheitssystem in der sicheren Tunnelröhre einen Luftüberdruck, damit der Brandrauch nicht durch die Fluchttüre herüberziehen kann.

Natürlich gibt es auch kleinere Brände, bei denen man einen Notruf absetzen und vielleicht sogar selbst Löschmaßnahmen einleiten kann. Der sicherere Weg ist allerdings immer die Flucht. Denn bei einem Notruf wird der Tunnel bzw. eine Röhre sofort automatisch gesperrt. Der Petueltunnel ist durchschnittlich drei- bis viermal im Monat gesperrt, allerdings nicht nur bei Notfällen, sondern auch mal nachts für Wartungsarbeiten.

Bei einem Notruf ist die Münchner Feuerwehr in der Regel innerhalb von sechs Minuten am Einsatzort – für den Petueltunnel sind mit Oberföhring und Milbertshofen gleich zwei Feuerwachen zuständig, die BMW-Werksfeuerwehr kann bei Bedarf auch angefordert werden.

Am sichersten ist es jedoch, wenn Unfälle gar nicht erst passieren. Daher rät Blume-Beyerle zu einer umsichtigen Fahrweise, striktes Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung, Abblendlicht und Radio einschalten, am Tunnelportal noch mal auf den Namen des Tunnels achten (für den Fall eines Notrufs im Tunnel per Handy; so können die Helfer den Unfallort schnell lokalisieren).

Mit der Videoüberwachung können Störfälle in der Verkehrszentrale in aller Regel schnell erkannt werden. Für eine Überwachung der Einhaltung von Verkehrsregeln, vor allem für das Identifizieren von Verkehrsteilnehmern, die sich nicht an die Geschwindigkeit halten, reicht die Qualität der Bilder nicht aus. Und Blitzen darf die Polizei im Tunnel aus Sicherheitsgründen auch nicht.

Notorische Raser sollten sich aber nicht zu früh freuen. Es gibt andere Methoden, wie man Tunnel-Temposünder bereits jetzt erwischt. Im Richard-Strauss-Tunnel solle sogar eine permanente Geschwindigkeitsmessung stattfinden, einschließlich Identifizierung der Fahrzeuge und Ahndung der Tempovergehen.

»Früher war ein Tunnel mal ein schwarzes Loch. Heute ist es Hightech«, meint Blume-Beyerle dazu. Hightech für die Sicherheit. Aber die größte Verantwortung trägt immer noch jeder einzelne Verkehrsteilnehmer.

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