Veröffentlicht am 05.02.2019 09:23

„Erinnerung besser sichtbar werden lassen“


Von sb
Bereits seit 2007 steht das größte erhaltene Relikt des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach, die sogenannte Sanitärbaracke, unter Denkmalschutz. (Foto: sb)
Bereits seit 2007 steht das größte erhaltene Relikt des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach, die sogenannte Sanitärbaracke, unter Denkmalschutz. (Foto: sb)
Bereits seit 2007 steht das größte erhaltene Relikt des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach, die sogenannte Sanitärbaracke, unter Denkmalschutz. (Foto: sb)
Bereits seit 2007 steht das größte erhaltene Relikt des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach, die sogenannte Sanitärbaracke, unter Denkmalschutz. (Foto: sb)
Bereits seit 2007 steht das größte erhaltene Relikt des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach, die sogenannte Sanitärbaracke, unter Denkmalschutz. (Foto: sb)

Mit dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach soll würdig umgegangen werden. Das zumindest forderten Katrin Habenschaden und Dr. Florian Roth (Fraktion Grüne/Rosa Liste) bereits im September 2015 in einem Stadtratsantrag. Nun hat sich Hans-Georg Küppers zu diesem Thema geäußert. Von Seiten des Kulturreferats stelle man sich der Verantwortung, die Erinnerung an das Außenlager Allach und die Nachkriegsgeschichte besser sichtbar werden zu lassen, betont der Kulturreferent der Landeshauptstadt München. Bereits seit 2007 stehe das größte erhaltene Relikt des ehemaligen Außenlagers, die sogenannte Sanitärbaracke, unter Denkmalschutz.

„Historische Bedeutung“

„Damit ist der Erhalt dieses historischen Gebäudes gesichert“, erklärt Hans-Georg Küppers. Darüber hinaus stehe das Kulturreferat mit dem Eigentümer des Gebäudes in Kontakt. „Der Eigentümer ist sich der historischen Bedeutung der Baracke bewusst und versichert, dass diese bei künftigen Planungen und Maßnahmen auf dem Gelände berücksichtigt wird. Bezüglich Nachverdichtungsplänen der Siedlung Ludwigsfeld ist das Kulturreferat mit dem Planungsreferat in Kontakt, um auch dort das Bewusstsein für einen sehr behutsamen Umgang mit dem historischen Ort zu stärken.“

Machbarkeitsstudie

Ebenso stehe das Kulturreferat mit der KZ-Gedenkstätte Dachau und der Stiftung Bayerischer Gedenkstätten in engem Austausch, um die örtlichen Gegebenheiten zu überprüfen und die historische Bedeutung des ehemaligen KZ-Außenlagers Allach wie auch seiner Nachkriegsgeschichte sicht- und wahrnehmbar zu gestalten. „Eine wichtige Etappe war die gemeinsame Beauftragung einer Machbarkeitsstudie 2016, die überprüfen sollte, welche Formen der Dokumentation und des Gedenkens in Ludwigsfeld realisierbar sind“, so der Kulturreferent weiter. Das Ergebnis, bündele erstmals die historische wie gegenwärtige Ausgangslage und stellt Perspektiven aller relevanter Akteure dar.

„Uns als Co-Auftraggebern der Studie war es besonders wichtig, dass alle Beteiligten und insbesondere die Überlebenden und ihre Vertretungen gehört und ihre Perspektiven in der Studie berücksichtigt werden“, erklärt Hans-Georg Küppers. „Darum haben wir auch frühzeitig das Comité International de Dachau und die Lagergemeinschaft Dachau eingebunden. Die durchweg positiven Reaktionen auf die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie aus dem Akteursumfeld – jenseits von unterschiedlichen Standpunkten im Einzelnen – sieht das Kulturreferat als Erfolg des partizipativen Ansatzes der Studie.“

Jugendbildungsprojekt

Im Juni vergangenen Jahres habe die KZ-Gedenkstätte und das Kulturreferat Handlungsfelder benannt, die in den nächsten Monaten und Jahren umgesetzt werden sollen: Neben der Beauftragung zweier wissenschaftlichen Studien zur KZ-Außenlagergeschichte und zur Nachkriegsgeschichte sind dies unter anderem die Veröffentlichung in Form einer Broschüre, die Einbindung des historischen Ortes Ludwigsfeld in übergeordnete Print- und Digitalmedien sowie die Initiierung eines Jugendbildungsprojekts durch die KZ Gedenkstätte Dachau unter anderem mit BMW/MTU. Zudem haben Vorbereitungen für eine Sonderausstellung in der KZ Gedenkstätte Dachau begonnen.

Zum Sachstand der Grabungen auf dem Gelände teilt der Kulturreferent mit, dass die zwölf Skelette, die 2017 auf dem Areal gefunden wurden, in der üblichen wissenschaftlichen Vorgehensweise geborgen, dokumentiert und anthropologisch untersucht und unter Aufsicht des Landesamts für Denkmalpflege in zwölf Särgen einzeln umgebettet wurden. Im Dezember 2017 fand unter Mitwirkung des Kulturreferates die Bestattung in einer multireligiösen Zeremonie im Beisein von Überlebendenverbänden statt.

„Würdige Form des Erinnerns entwickeln“

Hinsichtlich Überlegungen zur künftigen Nutzung des Fundortes sei man von Seiten des Kulturreferats im Kontakt mit dem Comité International de Dachau, der Lagergemeinschaft Dachau, der KZ Gedenkstätte Dachau, der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, dem Eigentümer und dem Planungsreferat. „Dabei ist es uns wichtig, gemeinsam eine würdige Form des Erinnerns zu entwickeln“, so Hans-Georg Küppers. „Da die Planungen zur künftigen Nutzung noch nicht abgeschlossen sind, können dazu noch keine abschließenden Aussagen getroffen werden. Gleichwohl deuten alle Gespräche in eine gute und einvernehmliche Richtung, da allen Beteiligten die Bedeutung des historischen Ortes ein großes Anliegen ist.“

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