Veröffentlicht am 28.05.2009 09:33

Die Situation ist „beschissen”

Der Laimer S-Bahnhof ist ein stark frequentierter Umsteigebahnhof – ohne Toilette! Bahn und Stadt berufen sich darauf, nicht zuständig zu sein. (Foto: tg)
Der Laimer S-Bahnhof ist ein stark frequentierter Umsteigebahnhof – ohne Toilette! Bahn und Stadt berufen sich darauf, nicht zuständig zu sein. (Foto: tg)
Der Laimer S-Bahnhof ist ein stark frequentierter Umsteigebahnhof – ohne Toilette! Bahn und Stadt berufen sich darauf, nicht zuständig zu sein. (Foto: tg)
Der Laimer S-Bahnhof ist ein stark frequentierter Umsteigebahnhof – ohne Toilette! Bahn und Stadt berufen sich darauf, nicht zuständig zu sein. (Foto: tg)
Der Laimer S-Bahnhof ist ein stark frequentierter Umsteigebahnhof – ohne Toilette! Bahn und Stadt berufen sich darauf, nicht zuständig zu sein. (Foto: tg)

Die Bahn AG kriegt die Taubenplage am S-Bahnhof Laim nicht in den Griff. Jedenfalls konnten die vor geraumer Zeit an der Station angebrachten Netze und Abwehrspikes „den Ratten der Luft” bislang nichts anhaben. Die Tiere finden in den Nischen und Mauervorsprüngen am Aufgang zu den Bahnsteigen nach wie vor ideale Möglichkeiten zum Nisten oder Unterschlüpfen. Auf die Kunden der Bahn regnen weiterhin der Kot, die Federn und der Staub aus den Nistplätzen vieler Tauben hernieder. Die Hinterlassenschaften der Tiere stehen im Ruf, Krankheitskeime auf Menschen zu übertragen. Zum Beispiel solche, die Hirnhautentzündungen verursachen können. Daneben verschandelt der ätzende Taubenkot den ohnehin unattraktiven Bahnhofzugang vollends.

Seit langem fordert der Bezirksausschuss Laim (BA 25) von der Deutschen Bahn, sie möge dafür sorgen, dass ihre Kunden den Aufgang zu den Bahnsteigen benutzen können, ohne von herab fallenden und auf dem Boden liegenden Vogelexkrementen belästigt zu werden. Die SPD-Fraktion hat die „massive Verschmutzung mit Taubenkot“ erneut angeprangert und die Bahn aufgefordert, den unzumutbaren Zustand nachhaltig zu ändern. „Unterhalb der Deckenkonstruktion wurde tatsächlich ein Netz gespannt, das den Tauben den Zugang zu Nistmöglichkeiten versperren soll“, heißt es. Doch die Tauben könnten wie eh und je zu ihren Nist- und Aufenthaltsplätzen unter der Decke gelangen. Diesem Missstand müsse dauerhaft abgeholfen werden.

„Wenig sachgerecht”

„Das ist wenig sachgerecht gemacht worden“, kritisierte bei der jüngsten Sitzung des Laimer BA, die Vorsitzende der SPD-Fraktion, Martha Mertens. Die Tauben fänden nach wie vor Unterschlupf. Sie fordert gemeinsam mit ihren Kollegen: „Die Bahn muss nachbessern.“ In anderen Städten werden bereits neue Wege beschritten, um diese Plage zu bekämpfen. „Tauben-Management“ nennt sich das. Dabei werden die Tauben in eigens eingerichteten, kontrollierten Taubenschlägen angesiedelt, kontrolliert und ihr Bestand reguliert. Modellprojekte in Basel, Tübingen und Berlin zeigen, dass das Taubenproblem so gezielt, nachhaltig, umweltschonend und tierschutzgerecht angegangen werden kann. Auf diese Art ist die Verschmutzung verringert und der Taubenbestand in wenigen Jahren um ein Drittel reduziert worden. Die Tiere sollen nicht vernichtet, sondern ihr Bestand so reguliert werden, dass eine kleine Zahl gesunder Tauben übrig bleibt. Denn: „Auch Stadttauben zählen zur Artenvielfalt unserer Siedlungen“, heißt es im Begleittext zum Modellprojekt.

„Skandal, dass es keine Toiletten gibt”

Für die Tauben am S-Bahnhof Laim gibt es genügend Plätze, sich ihrer Exkremente zu entledigen. Verspüren jedoch Fahrgäste ein dringendes Bedürfnis, müssen sie sich wohl oder übel in die Büsche schlagen. „Es ist ein Skandal, dass es an dieser Station keine Toilettenanlagen gibt“, klagt das Laimer Lokalparlament seit langem. Unzählige Male hat das Gremium die Bahn und die Stadt aufgefordert, an dem stark frequentierten Umsteigebahnhof eine Toilette einzurichten. Stadt und Bahn spielten Pingpong in ihrer Argumentation gegenüber den Lokalpolitikern. Die fühlten sich geradezu verhöhnt, als ihnen der Regionalbereichsleiter Süd der DB Station & Service AG, Günther Pichler, schrieb, die Bahn wolle ihren Kunden das Reisen in jeder Beziehung „angenehm und problemlos“ gestalten: „Dazu gehört selbstverständlich die Bereitstellung von Toiletten in den Zügen“.

„Aufgabe der Kommunen”

Der Bezirksausschuss wandte ein, am Bahnhof Laim hielten nur S-Bahnzüge und in denen gebe es keine Toiletten. Daraufhin erwiderte Anton Köhl, „Verkehrsstationist“ im Bahnhofsmanagement der DB Station & Service AG, dem BA in unnachahmlich schulmeisterlichem Stil: „Natürlich gibt es in S-Bahnen keine Toiletten.” Und: „Es ist auch nicht vorgesehen, S-Bahnen mit Toiletten auszurüsten.“ Es gebe auch keinen Grund die Station mit WCs auszustatten: „Noch mal, die Bahn ist nicht verpflichtet, auf Bahnhöfen Toiletten vorzuhalten. Nach § 57 der Bayerischen Gemeindeordnung ist dies tatsächlich Aufgabe der Kommunen. Unsere Bemühungen, Kosten zu sparen, sind von unserer Zentrale vorgegeben.“ Das habe seinen Hintergrund im geplanten Börsengang der Deutschen Bahn. Ob sich an der Konzernphilosophie nach der personellen Änderung an der Spitze etwas ändere, werde sich zeigen, so „Verkehrsstationist“ Köhl. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Josef Mögele (SPD) schlägt vor, endlich „juristisch sauber“ prüfen zu lassen, wer für die Toiletten am S-Bahnhof zuständig sei.

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