Die bayerischen IHKs haben im Vorjahr 46.887 neue Ausbildungsverträge registriert, ein Plus von 3,3 Prozent gegenüber 2021, teilt der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) mit. Trotz ungefähr konstanter Schulabgängerzahlen entschieden sich damit rund 1.500 junge Leute mehr als im Vorjahr für eine Ausbildung im IHK-Bereich. „Bei Ausbildung und Fachkräftesicherung stehen bei den Unternehmen alle Ampeln auf Grün“, sagt BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz. „Die Betriebe investieren stark in die berufliche Bildung. Dennoch sind viele Ausbildungsplätze in der Wirtschaft unbesetzt geblieben, denn auch hier schlägt die Demografie heftig zu“, so Lutz weiter.
Der BIHK-Präsident betont: „Im Freistaat hat die duale Ausbildung nach wie vor einen außerordentlich hohen Stellenwert für Jugendliche und für die Wirtschaft. Sie wird von beiden Seiten als attraktiv wahrgenommen. Seit Jahren nehmen konstant mehr als zwei Drittel eines Schuljahrgangs eine duale Ausbildung auf, davon wiederum mehr als die Hälfte im IHK-Bereich. In Bayern ist somit die Welt auch in der Berufsausbildung grundsätzlich noch in Ordnung: Berufsanfänger erhalten durch die berufliche Bildung Aufstiegschancen und wirtschaftliche Teilhabe am Erfolg Bayerns und für die Betriebe ist sie ein herausragender Standortvorteil bei der Fachkräftesicherung.“ Neben dem dualen Ausbildungsbereich, für den zum überwiegenden Teil die IHKs und Handwerkskammern zuständig sind, können sich Schulabgänger auch für eine schulische Ausbildung entscheiden, etwa im Gesundheits- und Sozialwesen, oder mit entsprechendem Schulabschluss ein Hochschulstudium wählen.
Der BIHK widerspricht damit einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung, die deutschlandweit die sinkenden Chancen von Hauptschülern (in Bayern Mittelschule) auf dem Ausbildungsmarkt beklagt hatte. „Unsere eigenen Analysen zeigen, dass in Bayern rechnerisch praktisch alle Absolventen der bayerischen Mittelschule eine duale Ausbildung aufnehmen, dieser Wert liegt bundesweit bei nur knapp 70 Prozent“, sagt Lutz. Von den Schulabgängern mit Mittlerer Reife gehen in Bayern 56 Prozent in die duale Ausbildung, bundesweit weniger als die Hälfte.
Auch für Abiturienten ist die Ausbildung in Bayern attraktiv: Ungefähr ein Viertel aller Schulabsolventen mit Studienberechtigung entscheiden sich im Freistaat für eine duale Ausbildung. Lutz unterstreicht, dass nach einer dualen Ausbildung unabhängig vom vorherigen Schulabschluss so viele Karriere- und Fortbildungsmöglichkeiten bestehen wie noch nie, inklusive Studium.
Zum Erfolg der Ausbildung tragen auch sehr gefragte, junge Berufsbilder wie der Fachinformatiker bei: Er steht mittlerweile auf Platz zwei der beliebtesten IHK-Berufe im Freistaat. Mit rund 3.500 neuen Ausbildungsverträgen ergibt sich ein Plus von 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf Platz eins liegen nach wie vor die Kaufleute im Einzelhandel mit knapp 3.800 Berufsanfängern. Platz drei belegen die Verkäufer, es folgen die Kaufleute für Büromanagement und die Industriekaufleute. Insgesamt gibt es in Bayern mehr als 200 verschiedene IHK-Berufe, in denen Jugendliche derzeit eine Ausbildung absolvieren.
Die Schwierigkeiten vor allem von kleineren Betrieben, überhaupt Auszubildende zu finden, belegt die sinkende Zahl der ausbildenden IHK-Mitgliedsbetriebe: Sie lag Ende 2022 in Bayern bei 27.524, ein Minus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr trotz der gleichzeitig steigenden Zahl der Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen. Hintergrund dafür ist, dass nur Betriebe mit aktiven Ausbildungsverhältnissen zählen. Betriebe, die keinen Ersatz für ausgelernte Azubis finden, fallen damit aus der Statistik.
Laut Daten der Arbeitsagentur waren in Bayern 2022 mehr als 18.000 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. Die Angabe bezieht sich auf den ganzen Bereich der dualen Berufsausbildung, der neben der IHK unter anderem auch die Handwerkskammern und freie Berufe enthält. Rund 56 Prozent aller dualen Berufsausbildungsverträge in Bayern werden im IHK-Bereich, also in der Industrie, im Handel und im Dienstleistungssektor, abgeschlossen.