Die immer noch andauernde Wirtschaftskrise hat unter anderem auch große Risse in der deutschen Industrie hinterlassen. Viele Firmen sehen keinen anderen Ausweg mehr als die Entlassung ihrer zum Teil hochqualifizierten Angestellten. Gerade bei weltweit agierenden Konzernen wie der MAN sind die Auswirkungen drastisch spürbar.
Gerade die MAN Nutzfahrzeug Gruppe wurde hart getroffen. Hier gingen die Aufträge im Vergleich zum Vorjahr um 72 Prozent zurück. So wurde im Februar Kurzarbeit eingeführt, die auch im zweiten Halbjahr 2009 verlängert und auf 70 Tage von 110 Arbeitstagen erhöht wird. Im ersten Halbjahr waren es noch 40 Kurzarbeitstage.
Insgesamt arbeiten im MAN-Zentralwerk in München 7500 Menschen; in Kurzarbeit sind momentan 3300 Mitarbeiter in der Fertigung und 1500 in der Verwaltung. Um hier den enormen Verdiensteinbruch von bis zu 60 Prozent des üblichen Nettogehaltes zumindest teilweise auszugleichen, gewährt das DAX-Unternehmen den Mitarbeitern eine Aufzahlung des Kurzarbeitergeldes bis auf 90 Prozent des so genannten Soll-Netto-Entgeltes.
Das Konzept der Kurzarbeit sichert den Unternehmen in der aktuellen Krise die Wettbewerbsfähigkeit und den Beschäftigten ihre Arbeitsplätze. „MAN ist ein Vorbild für andere Firmen, da hier das Potenzial von Kurzarbeit früh erkannt wurde und eine schnelle Einführung im Februar folgte“, lobt Arbeitsagentur-Chef Bernd Becking.
Der Trend steigerte sich seinen Angaben zufolge seit Anfang des Jahres stetig auf aktuell 51.500 Arbeiter und insgesamt 2.200 Betriebe in Kurzarbeit. Die Agentur für Arbeit und die MAN Nutzfahrzeuge Gruppe möchten daher andere Unternehmen in Sachen Kurzarbeit bestärken und dieses Modell als Übergangsphase der Krise noch stärker in den Fokus rücken.
„Im Sinne der Unternehmen ist es erstmal wichtig, nicht zu entlassen, sondern sich für die Kurzarbeit zu entscheiden und die Beschäftigten in dieser Zeit weiterzubilden und zu fördern“, bekräftigt Becking. Diese Lösung fordert allerdings auch eine Menge Flexibilität der Mitarbeiter. „Wir können ihnen oft erst am Mittwoch sagen, dass wir sie am Freitag doch brauchen, dafür aber der Montag frei ist”, erklärt Dr. Dietmar Klein, MAN-Personalchef. Das Unternehmen müsse rasch auf die Auftragslage reagieren. „Wir wollen ohne Entlassungen durch die Krise kommen, das ist das klare Bekenntnis unserer Unternehmensleitung. Wir möchten das Know-how unserer leistungsfähigen und aufeinander eingespielten Mannschaft keinesfalls verlieren, damit wir für einen Aufschwung gerüstet sind“, stellt Klein ganz klar fest.
Für den Aufschwung ist es daher auch wichtig, das sogenannte „Fitness-Programm“ zu nutzen. Dieses von der Bundesagentur für Arbeit zertifizierte Weiterbildungsprogramm enthält 50 verschiedene Kursangebote, wie zum Beispiel EDV-Schulungen, Sprachkurse oder Meisterausbildungen. Es wird speziell auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter zugeschnitten.
„Von diesem Programm profitieren beide Seiten: Die Mitarbeiter, die sich weiterbilden, erhöhen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das Unternehmen kann mit dem höher qualifizierten Team seine Produktivität und Qualität und damit seine Wettbewerbsposition weiter verbessern“, erklärt Klein. Der Bundesagentur für Arbeit stehen 2009 für München 1,5 Millionen und für ganz Deutschland insgesamt 7,5 Millionen Euro nur für Qualifikation zur Verfügung. Somit haben die Unternehmen die Chance, ihre Mitarbeiter neben dem Kurzarbeitergeld mit dieser Maßnahme zu fördern. Möglichst viele Firmen sollen gestärkt und motiviert aus der Krise hervorgehen, sind sich MAN und Arbeitsagentur einig.