Veröffentlicht am 15.04.2021 18:57

Im Junkersgelände in Allach (Teil 2)

Bild 3 (Foto: Demmel)
Bild 3 (Foto: Demmel)
Bild 3 (Foto: Demmel)
Bild 3 (Foto: Demmel)
Bild 3 (Foto: Demmel)

Für den Teil 2 zum Junkersgelände habe ich versprochen, etwas über den im Sommer 2020 abgetragenen Erdbunker, die denkmalgeschützten Fassaden der noch vorhandenen Gebäude und die beiden Arbeitslager, die aber bis heute noch nicht auffindbar sind, in der Pasteur- und Schöllstraße zu schreiben.

Der ursprünglich vorhandene Erdbunker, Splitter- oder Deckungsgraben weist schon in seinen Bezeichnungen darauf hin, dass er durch seine Bauweise sicher nicht gegen eine in nächster Nähe auftreffende Bombe schützen konnte. Diese Gräben wurden grundsätzlich ohne bombensichere Fundamente geplant und gebaut und konnten dadurch in relativ kurzer Zeit fertig gestellt werden. Man sah von der Schöllstraße her nur einen von inzwischen hochgewachsenen Bäumen umgebenen Hügel. Der unvorhergesehene Beginn der Baggerarbeiten im September vergangenen Jahres nahm mir die Gelegenheit, mit einem zuständigen Herrn den Erdbunker über den damals versperrten Eingang (Bild 1) zu betreten. Bei Bild 2 sieht man den größer gebauten und damit für mehr Schutzsuchende zugänglichen Eingangsbereich. Zu meinem Erstaunen konnte ich in den nächsten Tagen mehr sehen, als ich ursprünglich bei der Besichtigung mit Taschenlampe im Halbdunkel hätte erahnen können. Viele Bilder, die mir in den Arbeitspausen erlaubt wurden, waren die Ausbeute und werden hier in Auswahl gezeigt. Es sei daran erinnert, dass es ähnliche Gräben auch auf dem Diamaltgelände, parallel zur damaligen Hindenburg- und heutigen Georg-Reismüller-Straße und ca. 50 m lang, und parallel zur Ludwigsfelder Straße ebenso lang gab. Das tödliche Schicksal von 30 Zwangsarbeitern in einem Deckungsgraben habe ich in meinem vorletzten Artikel beschrieben.

Man sieht im Bild 3 im Junkersgelände, dass der Verlauf des Grabens in ca. 1 Meter Tiefe gegen Osten hin einige Knicke macht und vor der ehemaligen Halle von Johann Schneider, Hufeisen- und Schraubenfabrik mit Sitz in München (Bild 4), die vor einem Jahrzehnt abgerissen wurde, endet. Wir finden dazu ein Vergleichsbild (5) aus den Tagen vor dem Abriss. Eine Arbeitsordnung vom 26.09.1921 weist auf das Bestehen dieser Anlage hin. Diese Halle – die Firma Schneider war in der Wirtschaftskrise um 1930 pleite gegangen – hielt man in der Nachkriegszeit offensichtlich nicht mehr für denkmalschutzwürdig. Die Firma Junkers-Motorenbau erwarb das Grundstück und errichtete östlich davon völlig neue Hallen für ein Motorenwerk. Zugleich baute Junkers auf der Westseite der heutigen Schöllstraße mehrere moderne und ansehnliche Wohnblöcke für seine Angestellten. Leider sind bisher keine Unterlagen zum damals sicher vorhandenen Arbeitslager für die bei Junkers eingesetzten Zwangsarbeiter auffindbar. Es wird sich in nächster Nähe der Hallen befunden haben.

Eine Radfahrt, die mich vor einigen Wochen zum Junkersgelände führte, brachte mich bei der Betrachtung der vorgefundenen Baumfällungen sehr zum Nachdenken. Die von mir angekündigte Zukunft hat damit offensichtlich begonnen oder soll noch in diesem Jahr beginnen, wenn das neue Biotop für unsere vielen Zauneidechsen bereitet ist. Meine Frage, warum gerade unser Stadtbezirk ein Zauneidechsenland werden soll, wurde mir von zuständiger und fachkundiger Seite damit beantwortet, dass die nur noch in Allach-Untermenzing beheimatete und vom Aussterben bedrohte Echsenart entsprechend geschützt werden müsse. Die Baumfällungen sind angeblich notwendig, um die vorgesehene Straße in die Pasteurstraße münden zu lassen.

Nun wieder zurück zur Vergangenheit, zu den denkmalgeschützten noch vorhandenen und von der Stadt München vermieteten Hallen, Schöllstr. 8. Bei Halle 1 (Bild 6) ist der zweite Deckungsgraben des Geländes auch von der Halle aus zugänglich, aber zugemauert, womit sich die Frage ergibt, ob er dadurch nicht auch denkmalgeschützt ist. Nach mehreren Schreiben zwischen dem Hallennutzer „mbco GmbH“ und dem Landesamt für Denkmalpflege machte die mbco den Vorschlag zu einem systemkonformen und geregelten Rückbau der Hallenfront, die vor allem durch den Hagelschaden von 2019 in einen erbärmlichen Zustand gekommen war. Die mbco betonte, dass man Haltung und Verbundenheit mit dem lieb gewonnenen Junkersgelände zeigen wolle und den Vorschlag der Reparatur, Grundierung und Anstrich des darunter liegenden Originalputzes nicht mit finanziellen Forderungen verbinden wolle, aber auf einen finanziellen Beitrag des Landesamtes für Denkmalpflege hoffe. Der Technische Direktor/CTO und Gesellschafter Josef Schleibinger, der die Verhandlungen geführt hatte und mit mir im ständigen Gespräch ist, stellte dazu auch einen künstlerischen Linoldruck ins Bild (Bild 7), der die künftige Schönheit der Halle 1 zeigen könne. Die Erlaubnis zur Instandsetzung der Fassade liegt seit dem 14.05.2020 vor. Die Restaurierung der Halle 2 steht allerdings noch nicht zur Diskussion.

Zuletzt noch einige Anmerkungen zu den beiden Arbeitslagern in der Schöll- und in der Pasteurstraße. Inzwischen habe ich Zeitzeugen gefunden, die die gesuchten Holzbaracken noch gesehen haben und mir den Ort der Baracken zeigen konnten (Bild 8).

Ein Teil 3 dazu ist geplant, der zugleich wieder einen Blick in die Zukunft erlauben soll.

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