Anfang der Woche hat München TV einen Filmbeitrag im Münchner Tierheim gedreht. Es ging dabei um Geflügel, und vor allem um die vielen Hähne, die derzeit in der Tierschutzeinrichtung Unterschlupf gefunden haben. „Private Hühnerhaltung ist in diesem seltsamen Jahr zum Trend geworden, auch in Großstädten wie München oder Berlin. Hühner gelten als hip”, erklärt die Sprecherin des Tierheims, Kristina Berchtold, die für die Aufnahmen ein ausführliches Skript erarbeitet hat. Bis zu zehn Hühner seien ohne Weiteres zulässig.
„Im Frühjahr waren pflegeleichte Anfänger-Rassen wie Vorwerk, Barnevelder und Araucana vielerorts ausverkauft – ebenso Hühnerställe im Baumarkt. Wer einen Stall-Bausatz bestellen wollte, musste sich auf wochenlange Lieferzeiten einstellen”, hat Kristina Berchtold recherchiert. Vielen Menschen war allerdings nicht klar, dass die romantische Idee von der Selbstversorgung durch Hühnerhaltung bisweilen mit den tatsächlichen Gegebenheiten kollidiert.
„Das echte Huhn macht Dreck, verwandelt den Garten in eine Kraterlandschaft und verbreitet keinen besonders lieblichen Duft. Zur artgerechten Haltung gehören nicht nur Zaun, Futter und Stall, Hühner brauchen auch ein Sandbad, genügend Platz zum Scharren, Schattenplätze und Sträucher, unter denen sie sich verstecken können – und verständnisvolle Nachbarn”, so die Sprecherin des Tierheims. Im Idealfall gehört natürlich auch ein Hahn dazu – und der kräht zu den unmöglichsten Tageszeiten, um Fressfeine abzuschrecken und seine Frauen zu beeindrucken. Auch der Wunsch vieler Privathalter, einmal süße Küken aufwachsen zu sehen, sei kontraproduktiv, denn wenn aus den Eiern dann vor allem Hähne schlüpften, sei der spätere Kampf um die Hühner vorprogrammiert.
Viele Idealisten mussten jedenfalls im Laufe der letzten Monate einsehen, dass die Hühnerhaltung aufwändiger und komplizierter als gedacht ist – und so sind derzeit überproportional viele Hühner im Tierheim zu finden. Sie wurden abgegeben, ausgesetzt aufgefunden und stammen zum Teil auch aus schlechter Haltung und verschiedenen Ausstallaktionen. Insgesamt sucht das Tierheim derzeit für 18 Hennen, fünf Junghühner und 13 Hähne verschiedenster Rassen ein liebevolles Zuhause, wo sie bis an ihr natürliches Lebensende gut versorgt werden – und nicht auf dem Teller landen oder zu gewerblichen Zwecken gehalten werden. Wichtig ist dem Tierheim-Team, dass auch die Hähne gut unterkommen.
Weitere Infos zu den Hennen und Hähnen im Münchner Tierheim erhält man von den Tierpflegerinnen und -pflegern unter Tel. (089) 921000-76.