In der Wehrgang-Galerie und im Lesesaal der Internationalen Jugendbibliothek (IJB) in Schloss Blutenburg ist ab 15. Oktober eine Auswahl an Arbeiten des russischen Illustrators Igor Oleynikov zu sehen. Der Künstler gehört zu den außergewöhnlichsten Künstlern seines Landes: Allein in Russland hat er über achtzig Bücher mit seinen einzigartigen Werken veröffentlicht. Seine Bildkompositionen erscheinen in der ganzen Welt, in vielfachen Ausgaben von den USA über Großbritannien und Schweden bis nach Japan. In Deutschland ist der Hans-Christian-Andersen-Preisträger von 2018 hingegen so gut wie unbekannt. In der Internationalen Jugendbibliothek ist nun ein Blick auf seine phantasievollen, rätselhaften Bilderwelten möglich, die für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen entdeckenswert sind. Corona-bedingt werden Reproduktionen gezeigt.
Igor Oleynikov, der nie eine künstlerische Ausbildung erhielt, begann in den 1970er Jahren in der Sowjetunion als Gestalter von Zeichentrickserien und entwickelte seit den späten 1980er Jahren seine Bildsprache in Buchform weiter: Dazu gehören Bilderbücher und reich illustrierte Ausgaben zu Texten der klassischen russischen Literatur, wie „Die Nase“ von Nikolaj Gogol (1836) oder das Epos „Das Wunderpferdchen“ von Pyotr Ershov aus dem Jahr 1834, das als ein Meilenstein der Kinderliteratur gilt.
Die beiden bekannten russischen Märchen „Teremok“ (Das Tierhäuschen) und „Lisa i zayac“ (Der Fuchs und der Hase) erzählt der Künstler als sozialkritische Parabel über Ausgestoßene, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Das einzelne, kleine Wesen im Vergleich zu einer (lebens)feindlichen Umgebung, wie der Großstadt oder einem herrischen System, steht häufig im Zentrum seiner Bilder. Dabei favorisiert Oleynikov durchaus extreme Perspektiven und Blickwinkel, die er in Gouache-Technik gestaltet: Aus der Froschperspektive oder von oben herab lässt er riesige Schlösser, Hafenkräne und Häuserlandschaften noch größer, beeindruckender, aber auch einschüchternder wirken und die in diese Welt gesteckten Individuen noch winziger, kleiner, ausgelieferter. „Die Ballade vom kleinen Schleppboot“ (1962) des russisch-amerikanischen Nobelpreisträgers Joseph Brodsky ist ein Beispiel hierfür.
Dinge des Lebens verwebt der Illustrator dabei gerne zu surrealen Sujets und bringt einen Samowar sowie Grubenarbeiter mit Elefanten zusammen oder platziert eine russische Verkäuferin mit Melonen, Storch, Harfe und Computer in eine grüne Oase. Mit diesen wunderlichen Landschaften setzt Oleynikov nicht nur die Kinderlyrik Joseph Brodskys kongenial um, sondern auch die vor Wortwitz strotzenden Gedichte des russischen Avantgarde-Dichters Daniil Charms.
Dystopische und fantastische Sujets lassen Oleynikov immer wieder auch Ausflüge in den Bereich der Erwachsenenliteratur unternehmen: Düstere, wenig farbenfrohe Illustrationen findet er zu H. G. Wells „War of the Worlds“ (1898) oder Lewis Carrolls „The Hunting of the Snark“ (1876).
Regelmäßig arbeitet Oleynikov mit Autorinnen und Autoren der aktuellen, internationalen Kinderliteratur zusammen und hat Werke von Kate DiCamillo oder Toon Tellegen illustriert. Dabei entwirft er – wie bei seinen Märchen-Neuinterpretationen – viele Tierporträts, die menschliche Charaktere und Lebenserfahrungen in großer Komik und Tragik spiegeln.
Die Ausstellung ist von Montag bis Donnerstag von 10 bis 16 Uhr, freitags von 10 bis 14 Uhr und an den Wochenenden von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am 8. März 2022 ist eine Finissage mit Igor Oleynikov in Schloss Blutenburg geplant. Zur Ausstellung werden Workshops für Schulklassen verschiedener Jahrgangsstufen angeboten.
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