Veröffentlicht am 04.11.2021 17:03

Der restaurierte Torbogen in der Angerlohe


Von Walter Demmel
Bild 2 (Foto: Demmel)
Bild 2 (Foto: Demmel)
Bild 2 (Foto: Demmel)
Bild 2 (Foto: Demmel)
Bild 2 (Foto: Demmel)

Allach hat seinen eindrucksvoll restaurierten Froschbrunnen an der Georg-Reismüller/Ecke Ludwigsfelder Straße, wir in Untermenzing haben den seit Juni dieses Jahres restaurierten Torbogen in der Angerlohe, der auch eine lange Geschichte hat, die ich im Juli 2016 unter dem Titel „In Treue fest in der Angerlohe“ dargestellt habe. Im Folgenden geht es nun darum, den Weg vom in die Jahre gekommenen historischen Erinnerungsobjekt zum unsere Neugier erweckenden Blickfang in der Angerlohe aufzuzeichnen. Für die vorbeiführenden Wege gibt es verschiedene Zuständigkeiten.

Zunächst aber sei daran erinnert, dass wir seit 1910 zwei von dem Untermenzinger Bauunternehmer Korbinian Beer kunstvoll gebaute Torbögen hatten, einen im Süden an der Manzostraße mit dem Schriftzug „In Treue fest“, den anderen im Norden in der Angerlohe, dessen Restaurierung schon zu lange auf sich warten ließ.

Es war kein langer, aber ein aufwändiger Weg von meinem Antrag in der Bürgerversammlung unseres Stadtbezirks am 04.07.2019 bis zum Schreiben des Direktoriums der Landeshauptstadt München vom 05.06.2020, dass der Empfehlung der Bürgerversammlung entsprochen und die Restaurierung des Torbogens in der Angerlohe durch das Baureferat 2020 durchgeführt werden wird. Und so restaurierungsbedürftig sah er noch im September 2005 (Bild 1) aus. Er war fast immer verschmiert, zum Teil demoliert und abgebaut (z.B. eine Kugel an der Ostseite entfernt), besonders aber hatte das Wetter an vielen Stellen tiefe Spuren hinterlassen (Bild 2), die einen Zusammenbruch befürchten ließen. Dieser Torbogen beschäftigte schon die Leser des Münchner Stadtanzeigers vom 13.04.1995 (Bild 3) mit verschiedenen Versionen über Herkunft und Zweck der verbliebenen Mauerreste. Das für Fremde, aber auch für Einheimische unvermittelte Treffen auf einen in die Jahre gekommenen Torbogen inmitten der Angerlohe in der Verlängerung der Rueßstraße lässt viele Spaziergänger vermuten, nachdenken oder nach Kenntnissen kramen. Die von der damaligen Journalistin Mirjam Köglsberger geschilderten Versionen von Lesern sollen hier nicht wiederholt werden, lagen aber auf einer großen Bandbreite von Dichtung und Wahrheit.

Nun wieder zurück zum Torbogen von 2016, der nun unter Denkmalschutz gestellt werden musste. An der Besichtigung nahmen nach meinen Aufzeichnungen, die vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) bestätigt sind, an der Begehung des „Treuefest-Geländes am 26.11.2016 Herr Dr. Körner (BLfD), Frau Hoppe (Untere Denkmalschutzbehörde München), Frau Haussman (Bezirksausschuss 23), die Stadtteilhistoriker Herr Dr. Demmel und Herr Dr. Rudolph teil. Das Ergebnis dieser Besichtigung erhielt ich vom BLfD am 30.01.2017 (Bild 4).

Das Amt führte zunächst unter 1. Anlass die Baugeschichte und Baubeschreibung auf und kam dann bei 2. zur Begründung der Denkmaleigenschaft. Dort heißt es: „Die Reste der Einfriedung einer Siedlung und spätere „In Treue fest!“-Anlage haben geschichtliche Bedeutung. Die Einfassung einer – geplanten – Siedlung ist Zeugnis des Wachsens des damals noch selbständigen Ortes Untermenzing im Weichbild der Großstadt München.“ Die künstlerische Bedeutung des erhaltenen Torbogens geht aus der folgenden Formulierung hervor: „Die Reste der Einfriedung einer Siedlung und spätere ‚In Treue fest!‘-Anlage weisen künstlerische Bedeutung auf. In der Behandlung des Baustoffes Beton zeigt sich sorgfältiger Umgang und eine teils bildhauerhafte Bearbeitung. Die Mönch-Nonne-Deckung (Bild 5) ist mit großer Detailgenauigkeit aus dem Material herausgearbeitet worden und macht annähernd den Eindruck einer Ziegeleindeckung.“ Unter der für uns interessanten Denkmalswürdigkeit finden wir: „Aufgrund seiner geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung erfüllt das Objekt die Kriterien nach Art. 1 DSchG. Seine Erhaltung ist aus den, das öffentliche bzw. allgemeine Interesse gesetzlich definierenden Bedeutungsarten erforderlich und damit im Interesse der Allgemeinheit.“

Das Grundstück 408, das Korbinian Beer im Oktober 1932 kaufte und im April 1938 – also noch vor der Eingemeindung Untermenzings zum Dezember des Jahres – parzelliert für 20.450 Mark an die Stadt München verkaufte, ist heute ein Teil des Landschaftschutzgebietes Angerlohe und deren südlicher Auslauf (Bild 6). Im Norden, wo die Rueßstraße endet und ein Wegebogen zur ursprünglich schwarz gebauten Siedlung am Auerhahnweg führt, sehen wir den restaurierten Torbogen, der bereits mehrfach dargestellt wurde, im Süden an der Manzostraße die nicht mehr wiederherzustellenden Reste des Südbogens, wie ich sie im Oktober 2020 (Bild 7) und nun im Juni 2021 (Bild 8) fotografiert habe. Aus meiner Sicht hat die Restaurierung an dieser Stelle unansehnliche Stücke hinterlassen, von denen man sich kaum mehr vorstellen kann, dass sie ein Torbogen waren. Man sollte dort eine Tafel mit dem Bild des Süd-Tores anbringen. Viele Gespräche konnte ich diesbezüglich mit den Restauratoren der Arbeitsgemeinschaft der Gebrüder Pfanner führen, die auf die Restaurierung historischer Monumente spezialisiert ist und am Torbogen sicher ihr Bestes gab.

Zuletzt sei noch darauf hingewiesen, dass vom Münchner Baureferat an unserem Nord-Torbogen vor einigen Wochen auf der verborgenen Südostseite diese Tafel zur Erklärung angebracht wurde – leider auf der falschen Seite!

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