Veröffentlicht am 14.12.2021 11:16

„Die Senioren sind richtig aufgeblüht”


Von Johannes Beetz
Über einen coronakonformen Christkindlmarkt konnten sich die Bewohner in St. Josef freuen. (Foto: Münchenstift)
Über einen coronakonformen Christkindlmarkt konnten sich die Bewohner in St. Josef freuen. (Foto: Münchenstift)
Über einen coronakonformen Christkindlmarkt konnten sich die Bewohner in St. Josef freuen. (Foto: Münchenstift)
Über einen coronakonformen Christkindlmarkt konnten sich die Bewohner in St. Josef freuen. (Foto: Münchenstift)
Über einen coronakonformen Christkindlmarkt konnten sich die Bewohner in St. Josef freuen. (Foto: Münchenstift)

„Musik ist Nahrung für die Seele”, findet Beate Walter-Miller. Auf dem Flyer, mit dem sie auf ihre Silberglück-Konzerte zum Mitmachen für Senioren hinweist, hat sie das ganz oben hingeschrieben. Es ist alles andere als eine wohlkingende Floskel. Das erfährt die Sängerin, Pianistin und Gesangs- und Klavierpädagogin seit Monaten immer wieder neu.

Seit jeher bringt sie Musik zu den Menschen. In den letzten Jahren singt und musiziert sie besonders gerne für Senioren, z.B. in Altenheimen, Pflege-Einrichtungen oder Kirchengemeinden. Damit hat sie auch einen Weg gefunden, Menschen aus der Corona geschuldeten Einsamkeit zu befreien - zumindest für ein paar Stunden jede Woche. Was mit ihren kleinen Hofkonzerten im Haus St. Josef gleich zu Anfang der Pandemie begann, ist zwischenzeitlich zu einem regelmäßigen Besuch u.a. in St. Josef und dem Margarete-von-Siemens-Haus geworden, zu dem sie von den Bewohnern (und den Pflegekäften) freudig erwartet wird.

„Sie haben immer Möglichkeiten gesucht”

„Alles, was machbar war, haben wir gemacht”, erzählt Walter-Miller. Sie meint damit die schwierigen Corona-Bedingungen, die viel Sorgfalt bei der Umsetzung erforderten, um alle Beteiligten zu schützen. Doch es wurden viele Wege gefunden, alle Bewohner in allen Abteilungen an der Musik und dem Singen teilhaben zu lassen - es gab Open-Air-Konzerte im Garten, auf der Terasse und in den beiden Innenhöfen. Nachdem dort der Brunnen wieder in Betrieb genommen wurde, konnte Beate Walter-Miller für die Senioren sogar echte Brunnenhof-Konzerte geben. Dass dies überhaupt machbar wurde, dafür ist sie den Münchenstift-Mitarbeitern dankbar. „Ich rechne das dem Team hoch an. St. Josef hat immer nach Wegen gesucht, solche Dinge möglich zu machen. Die Mitarbeiter sind offen für alles, damit die Menschen in der Einrichtung trotz Corona nicht mehr völlig abgeschlossen sind!”

Immer wieder Neues

Italienische Serenaden mit einem Tenor, die abendlichen „O sole mio”-Konzerte, Perlen der Operette, Muttertags- und Vatertagskonzerte, Wunschtitel raten: Beate Walter-Miller ließ sich immer wieder Neues für „ihre” Senioren einfallen. Den Mai begrüßten sie alle mit einer musikalischen „Maibowle” mit Schlagern von Caterina Valenta und Conny Froboess - und als das Oktoberfest abgesagt werden musste, stellte das Hauswirtschaftsteam der Münchenstift (Veronika Schmidt, Johanna Moser, Katharina Boskos, Ursula Schlickenrieder) einfach ein „Schützenlieslkonzert” gemeinsam mit Beate Walter-Miller auf die Beine, zu dem es natürlich Schmalznudeln, Wiesn-Weißwürste und Brezen gab.

Im Sommer konnte für einige Zeit sogar der Chor der „Silberstimmen” wieder zusammenkommen, den Beate Walter-Miller leitet. „Die Senioren sind da richtig aufgeblüht”, freut sie sich. Sobald Corona es zulässt, plant sie mit dem Chor ein generationenübergreifendes Projekt „Kinderstimmen treffen Silberstimmen”, also ein gemeinsames Singen von Jung und Alt.

Musik ruft Erinnerungen zurück

Mit dem - natürlich coronakonformen - Christkindlmarkt geht für die Bewohner von St. Josef ein musikalisch ereignisreiches Jahr seinem Ende entgegen. Beate Walter-Miller ist in ihrer Musikhütte dabei und erfüllt Musik- und Liederwünsche. Es sind oft die weihnachtlichen und winterlichen Klassiker wie „Leise rieselt der Schnee”, die man bei einem Becher Glühwein singt und die Erinnerungen wachrufen. Gerade für demenzkranke Menschen ist Musik wichtig, da sie wie ein Schlüssel für die eigene Vergangenheit ist. Das Erinnerungsvermögen wird angeregt, gemeinsame Erfahrungen werden vermittelt, und sowohl über das Mithören als auch das Mitmachen kann sich mehr Orientierung ergeben. Immer wieder staunt Beate Walter-Miller, wie die Senioren zu den Liedern und Stücken Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Musik lässt Erinnerungen am längsten zugänglich bleiben.

„Ich bin glücklich!”

Trotz des oft großen Aufwandes zum Schutz vor Corona der Bewohner sind für die (bereits „geboosterte”) Sängerin und Musikerin die Besuche bei ihrem Publikum wirkliche „Nahrung für die Seele”.

„Man glaubt nicht, wie befriedigend das gemeinsame Singen und Musizieren ist”, sagt Beate Walter-Miller. „Jedesmal, wenn ich hingehe, bin ich glücklich!”

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