Veröffentlicht am 14.12.2021 13:41

Idealismus trifft auf Vielseitigkeit


Von Brigitte Bothen
Victoria Baur ist Sozialpädagogin und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. (Foto: privat)
Victoria Baur ist Sozialpädagogin und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. (Foto: privat)
Victoria Baur ist Sozialpädagogin und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. (Foto: privat)
Victoria Baur ist Sozialpädagogin und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. (Foto: privat)
Victoria Baur ist Sozialpädagogin und arbeitet mit Kindern und Jugendlichen. (Foto: privat)

Victoria Baur war zu Beginn der 2000er Jahre Schülerin der inklusiven Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein. Nach ihrem Schulabschluss hat sie eine Ausbildung zur Zahntechnikerin gemacht, ein soziales Jahr in Deutschland und Ghana absolviert, einige Monate als Au-pair in England gearbeitet, ihr Fachabitur nachgeholt und schließlich Soziale Arbeit studiert. In diesem Interview berichtet über ihre Schulzeit und ihren Werdegang.

Wann kamen Sie an die inklusive Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein?

Ich kam zum Halbjahr des Schuljahres 2001/02 in die 6. Klasse der Montessori-Schule. Davor war ich auf zwei Gymnasien hier in München. Aber ich habe mich im Regelunterricht schwergetan und eine große Prüfungsangst entwickelt, die sich zunehmend verselbstständigt hat. Außerdem war ich ein sehr introvertiertes Kind.

Und wie kamen Ihre Eltern auf die Aktion Sonnenschein?

Meine Mutter war immer schon an der Montessori-Pädagogik interessiert. Die inklusive Pädagogik war dann ausschlaggebend für die Entscheidung, dass ich hierherkomme. Meine ältere Schwester konnte sich zunächst darunter nichts vorstellen und war nicht sehr begeistert, dass ich auf eine „Behindertenschule“ gehen sollte. Mittlerweile geht auch eine ihrer Töchter auf die Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein.

„Nichts Ungewöhnliches”

Zur damaligen Zeit machten sich viele Außenstehende sicher eine falsche Vorstellung davon, was „Inklusionsschule“ bedeutet. Wie haben Sie Ihre ersten Schultage in der Montessori-Schule erlebt?

Zu Beginn war mir alles recht fremd. Ich kam aus einer Klasse mit ca. 30 Kindern und Frontalunterricht in eine Klasse mit 16 Kindern in einem Stuhlkreis. Die ersten Tage habe ich nicht einmal meine Jacke ausgezogen, weil ich noch gefremdelt habe. Aber meine damalige Klassenleiterin, Frau Bock, gab mir die Zeit und den persönlichen Freiraum, mich in Ruhe einzugewöhnen. Dieser Prozess war nach einigen Wochen abgeschlossen und ich konnte mich immer selbstbewusster und aufgeschlossener bewegen.

Hatten Sie Berührungsängste im Umgang mit Kindern mit Förderbedarf?

In meiner Klasse waren acht Kinder mit Förderbedarf. Aber Berührungsängste gab es für mich nicht, da meine Mutter uns sehr weltoffen erzogen und uns einen ganz normalen Umgang mit Kindern, die einen besonderen Förderbedarf haben, vorgelebt hat. Darüber hinaus bin ich in Nymphenburg aufgewachsen und beinahe jeden Tag Menschen vom Blindeninstitut in der Romanstraße begegnet. Das war also nichts Ungewöhnliches für mich.

„Sehr dankbar dafür”

Sind Sie in der Rückschau froh darüber, die inklusive Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein besucht zu haben?

Ich bin meiner Mutter wirklich sehr dankbar dafür, dass sie damals diese Entscheidung für mich getroffen hat. Ich war ab der 7. Klasse im so genannten M-Zug, ich bekam Zusatzunterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch. In der 9. Klasse konnte ich dann den Quali machen und anschließend die M-10 mit der Mittleren Reife abschließen.

Und damit begann ein sehr vielseitiger beruflicher Werdegang.

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