„Viele Senioren haben fast keinen Kontakt mehr zu Kindern.” Dabei wollten viele alte Menschen nur allzu gern „auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen,“ sagte Ende vorigen Jahres bei der Bürgerversammlung eine Laimerin. Und erklärte, alte Leute lebten deshalb isoliert, „weil die Generationen insgesamt immer mehr nebeneinander leben und immer weniger miteinander”. Die Mehrheit der Teilnehmer der Versammlung teilte die Ansicht. Sie unterstützte deshalb den Antrag der Rednerin, in Laim Projekte zu fördern, welche die Generationen wieder zusammenbringen. Wie das im Viertel aussehen könnte, diskutierte der Bezirksausschuss Laim (BA 25) bei seiner jüngsten Sitzung mit Gerlinde Felsche und Joachim Hayen vom Sozialreferat.
Die beiden Sozialplaner wollten vor allem von den Lokalpolitikern wissen: „Was fehlt im Stadtteil und wie kommen wir zu konkreten Maßnahmen?“ Sie berichteten davon, wie sich Jung und Alt am besten wechselseitig unterstützen und voneinander lernen können. Das Sozialreferat und die Träger der freien Wohlfahrtspflege setzen sich demnach schon seit geraumer Zeit dafür ein, die Angebote für junge und alte Leute auszubauen. „Generationenübergreifende Angebote – Voraussetzungen, Beispiele, Perspektiven“ sei zum Beispiel das Thema eines Fachtages gewesen, den ihr Amt vor zwei Jahren veranstaltet habe. Dabei sei bewiesen worden, dass es in München bereits eine große Vielfalt an Angeboten und Ideen gibt, Jung und Alt miteinander in Kontakt zu bringen. Wodurch Solidarität und Verständnis zwischen Generationen gefördert und gestärkt würden. Der Fachtag habe darüber hinaus gezeigt, wie wichtig es angesichts des demographischen Wandels sei, dass die Generationen Kontakt zueinander halten.
„Wir sind darauf angewiesen, dass die Träger von sich aus aktiv werden“, erklärte Hayen, denn „wir haben keine eigenen Einrichtungen.“ Dabei gebe es nicht wenige Einrichtungen, die Aktivitäten, die gleichzeitig mindestens zwei Generationen betreffen, reserviert gegenüberständen. Die konzentrierten sich auf sie zugeschnittene Angebote. „Eine Einrichtung, die nur generationenübergreifend arbeitet, läuft nicht “, so Hayen. Wichtig sei das gemeinsame Ziel – im Sport, in der Kultur, im Umweltschutz. Oder wo auch immer. Ein positives Beispiel sei der Tagungsort des BA, das Alten- und Servicezentrum (ASZ) Laim, ergänzte Felsche. „Das war einmal für ältere Menschen gedacht. Und heute finden hier die unterschiedlichsten Aktivitäten von Jung und Alt statt.“ Der Laimer Faschingsclub, die „Laimer Strolche“, eine Kindergruppe der russischen Schule sowie eine Mutter-Kind-Turngruppe nutzten die Räume des ASZ und führten das Gelernte Senioren vor. Auch die städtische Kinderkrippe an der Mathunistraße, das Kindertageszentrum „Kitz“ und der Kindergarten „Namen Jesu“ brächten Kinder und Alte zusammen: „Durch Vorlesen oder gemeinsames Werken.” Das „ Papier zur Beschlussvorlage” kommentierte der BA-Vorsitzende Josef Mögele (SPD) mit dem Satz „Wir waren überrascht davon, was es hier alles gibt.”
Der Vorschlag von Gerlinde Felsche, der „Regsam-Facharbeitskreis” solle sich damit befassen, in welchen Einrichtungen Interesse an Angeboten für Jung und Alt bestehe und wie das miteinander verbunden werden könne, stieß bei Mögele auf Kritik. „Das funktioniert nicht.“ Auch Lisbeth Haas (Grüne) war skeptisch: „Wir haben viermal im Jahr ein Regsam-Treffen und es passiert nichts.“ Das wiederum ließ Richard Geier (Grüne) nicht unwidersprochen. „Wir sollten „Regsam” einbinden, weil die Erfahrung haben.“ Er forderte überdies: „Wir brauchen das Haus in der Hogenbergstraße.“ (Dort ist das Laimer Bürgerhaus geplant, die Red.) Der Stadtteil benötige auch einen Platz, wo die Leute zusammenkommen könnten. Laurentius Pfäffl (CSU), Vize-Vorsitzender des BA, pragmatisch: „Die Jungen wollen zusammenkommen und die Alten. Da brauche ich keine theoretischen Überlegungen und keine Arbeitskreise. Wir treffen uns einfach, aber ich frage mich wo?“ In Laim fehle der Platz, um sich zu treffen. Es gebe kaum noch Gaststätten.
Alexandra Gaßmann (CSU): „Wir brauchen dieses Haus.“ Sie habe beobachtet: „Im Kleinen funktioniert das. Es gibt Einrichtungen, in denen es klappt. Aber wir müssen mehr tun.“ Für Realismus plädierte Martha Mertens, die SPD-Fraktionsvorsitzende. „Wir sollten die Leute nicht warten lassen, bis die ersehnten Wunder passieren.“ So sind sich die BA-Mitglieder einig darüber, dass sich vorhandene Institutionen dem Gedanken öffnen und bestehende Angebote ausgeweitet werden sollten. Einstimmig beschloss das Gremium, der Unterausschuss Soziales solle einen Runden Tisch organisieren, bei dem das Sozialreferat mit dem Regsam-Facharbeitskreis, den Trägern und Mitgliedern des Unterausschusses darüber diskutieren könne, „wie wir Nägel mit Köpfen machen können“, so BA-Vorsteher Mögele.