Die Tagespflege für Unter-Dreijährige ist für die Bundesregierung nach wie vor ein aktuelles Thema. Bis 2013 sollen die Betreuungsplätze auf 740.000 ausgebaut werden, d.h. es müssen bis dahin 420.000 neue Plätze zusätzlich geschaffen werden. Um dieses Ziel zu unterstützen und eine gute Qualität der Betreuung zu sichern, werden Fördergelder des Bayerischen Sozialministeriums sowie Mittel aus dem Europäischen Sozialfond zur Verfügung gestellt.
Das Jugendamt Fürstenfeldbruck und der Sozialdienst Germering sind Vorbild in der Umsetzung dieses Ziels. Sie haben in Kooperation verschiedene Maßnahmen ausgearbeitet, um den Ausbau im Bereich der Kindertagespflege voranzutreiben. Ein wichtiger Schritt des Landkreises ist die Teilnahme an der Förderung „Land Bayern für den Strukturaufbau Kindertagespflege” und die Teilnahme am „Aktionsprogramm Kindertagespflege des Bundes”. Mit dem Strukturaufbau soll unter Anderem die Netzwerkarbeit der Tagespflegepersonen durch regelmäßige Treffen und Austauschrunden gefördert werden. Zudem sollen neue Tagesmütter und auch Tagesväter gewonnen werden. „Auch für Arbeitssuchende soll die Tätigkeit als Tageseltern eine Perpektive darstellen”, weist Sonja Thiele, Geschäftsführerin des Sozialdienst Germering hin.
Der wahrscheinlich wichtigste Punkt ist das neue Qualifizierungskonzept. Welchen Eltern ist es wohl nicht am wichtigsten, zu wissen, dass ihre Kinder in guten Händen sind. „Wir erinnern uns alle an den Fall aus den Nachrichten, als eine Tagesmutter ihr Pflegekind totgeschüttelt hat. Wir wollen den Eltern einfach eine noch bessere Betreuungsqualität versichern”, sagte die Leiterin des Tageseltern-Service Sozialdienst Germering, Martina Pfahl. Daher ist die Vorgabe des neuen Konzeptes, den Qualifizierungsumfang von 60 Stunden auf 160 Stunden pro Jahr aufzustocken. Auch in der allgemeinen Qualifizierung für Tagespflegepersonen gibt es im Landkreis Fürstenfeldbruck ab September eine ganz klare Struktur.
Zunächst findet eine Eingangsberatung und ein individuelles Gespräch mit dem oder der Interessierten statt. „Da wir uns auch die häuslichen Raume anschauen, ob diese kindergerecht sind, kann dieses Gespräch auch gleich bei dem Jeweiligen zu Hause stattfinden”, erklärte Pfahl. Hier werden grundlegende Informationen zur Kindertagespflege besprochen und im Vorhinein abgeklärt, ob die individuellen Voraussetzungen vorliegen, um als qualifizierte Tagesperson zu arbeiten. Wenn diese geklärt sind, beginnt für jeden Anwärter der Grundkurs. Verteilt auf 30 Stunden wird alles rund um das Thema „Tagesmutter/vater” erklärt. Neben den pädagogischen Grundsätzen werden Filme gezeigt, in denen verschiedene Situationen und deren Lösungen dargestellt werden. „Wir wollen die angehenden Tageseltern auch in der Praxis sehen”, betonte Martina Pfahl, „so dass sie – vor Ort – mit den Kindern von uns beobachtet werden.” Ein weiterer Bestandteil des Grundkurses ist ein dreistündiger Erste-Hilfe-Abend zum Thema „Kindernotfälle”. Alle Kurse finden berufsbegleitend, also abends und am Wochenende statt.
Erst nach diesen drei Schritten - Beratung, Grund- und Erste-Hilfe-Kurs, kann man sich überhaupt einmal zur Eignungsprüfung des Jugendamtes Fürstenfeldbruck anmelden. Den Start in die Tagespflegebetreuung kann dann nur mit Erhalt der Pflegeerlaubnis des Jugendamtes beginnen. „Anschließend ist es jedoch nicht vorbei”, erklärte Sonja Thiele, „parallel zur Kinderbetreuung folgen weitere Aufbaukurse.” Bis auf die Kosten von 75 Euro für den Grundkurs, ist das komplette Qualifizierungsprogramm kostenlos.
Der Sozialdienst Germering glänzt ebenfalls durch neue, kreative Ideen. Zur Entlastung für Tageseltern bietet die Einrichtung zum Ende des Jahres einen Verleihservice von Buggies, Autositzen und anderen nötigen Utensilien an. Zudem hat der Sozialdienst eine Informationsplattform im Internet unter www.Tageseltern-Service.de eingerichtet. Die bunte und übersichtliche Website lässt für Eltern und Berufsinteressierte keine Fragen mehr offen.