Die Besucher des Germeringer Rathausparks staunten nicht schlecht: Die Wiese hinter dem Zeit+Raum-Museum hatte sich am internationalen Museumstag in ein Mittelalterlager verwandelt. „Wir stellen Menschen aus der Bajuwarenzeit dar“, erklärte Gründungsmitglied Christine Lindele von der Gruppe Nors Farandi, die auch Mitglied beim Bajuwarenhof in Kirchheim ist. Die Truppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lebensweise und historisches Handwerk in lebenden Werkstätten zu präsentieren. Dabei liegt ihr Schwerpunkt auf der Darstellung der Bajuwaren (6./7. Jahrhundert).
Ihr Mann, Martin Dürrwaechter, hatte ein tiefes Loch in der Wiese ausgehoben, in dem er mit Blasebälgen ein Holzkohlenfeuer anheizte, um Bronze und Silber zu schmelzen. Dank der gleichmäßigen Luftzufuhr erzeugte er eine Hitze von etwa 1100 Grad Celsius. Diese Hitze war nötig, um das Material im Tongefäß zu verflüssigen. Anschließend goss er es in eine Form – zum Beispiel in die der Germeringer Amulettzierscheibe. Auch er hatte sich ein historisches Gewand angezogen.
Ob ihre Tracht authentisch ist, das können die Mitglieder nur vermuten. „An Fibeln wurden Gewebereste gefunden“, anhand der Analyse, Zeichnungen und bildhauerischen Darstellungen wurden die Kleider angefertigt. Lindele hatte ihren Überkittel mit vier Fibeln festgemacht. Der Stoff wurde mit Pflanzenfarben eingefärbt. Um den Hals trug sie eine Kette aus Glasperlen, die in ihrer Buntheit erstaunlich modern wirkte. Genauso wie die Kopie einer Kette mit bunten Glasperlen, die als Grabbeigabe in der Germeringer Steinberggasse gefunden worden war. Obwohl Lindele in das Outfit einer Bajuwarin von damals geschlüpft war, deren Rolle nehme sie nicht ein, versicherte Lindele. „Ich kenne die Person doch nicht“.
Sabine Nagl hatte ein ganzes Sortiment an Töpferwaren mitgebracht. Einige davon hatte sie so wie im frühen Mittelalter in einer Grube schwarz gebrannt. Becher, Urnen und Gefäße waren originalgetreu mit historischen Mustern verziert. Dazu hatte die Töpferin Karten gelegt, um ihre irdenen Schätze zeitlich einzuordnen. Ein paar Schritte entfernt machte Claudia Fischer Brot. Damals wurden Vorläufer des Weizens, nämlich Einkorn und Emmer, verwendet oder Dinkel, erklärte sie. An der Feuerstelle legte sie die Teigfladen zum Backen auf einen flachen heißen Stein, während in einem Kessel über der Feuerstelle die Suppe brodelte.
Außerdem konnten die Besucher zuschauen, wie Peter Böhnlein herrliche mehrfarbige Stoffe aus Naturmaterialien wie Wolle, Seide und Leinen mit interessanten Mustern auf dem Handwebstuhl webte.