Bereits von weitem hört man das Geräusch von Motorsägen, Schleif- und Bohrmaschinen, Hammer, Meißel und anderen Werkzeugen. Während der 13. Germeringer Werktage haben 15 Bildhauer und Bildhauerinnen wieder ihre Outdoor-Werkstätten auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne aufgebaut.
Parallel dazu findet in einem der verlassenen Kasernen-Gebäude das WiFo-Kunstforum statt. Hier stellen unter dem Motto „Natur – Struktur“ 13 weitere Künstler der Ateliergruppe 27 und der Malschule Germering Gemälde, Skulpturen und Grafiken aus.
Für die Besucher ist es faszinierend, den Künstlern bei der Arbeit zuzusehen. Zum Beispiel Gaby Kromer. „Ich arbeite gerne mit Holz, mit dem andere nichts anfangen können“, erklärt die Holzbildhauerin. Dann setzt sie ihre Motorsäge an und schneidet Strukturen in ein Buchenstück. Auf der Rückseite hat bereits der Verwitterungsprozess eingesetzt und das Holz schwarz gefärbt und man sieht die Fraßspuren von Käfern. Der Künstlerin ist es gerade recht, dass ihr die Natur assistiert hat. Regelmäßig ist Kromer bei den Werktagen dabei. Ihr gefällt der Austausch unter Gleichgesinnten, das gemeinsame Kochen und die Gemeinschaft. „Wir unterstützen uns gegenseitig“, erklärt sie.
Ein paar Schritte weiter hat Johannes Hofbauer seine Werkstatt aufgebaut. Er hat ein riesiges Buch aus Holz gesägt. Einige Seiten sind sogar beweglich. „Ich mache gerade alles beweglich“, erklärt er. Der Besucher staunt, wie filigran man mit einem so robusten Werkzeug wie einer Motorsäge arbeiten kann. Tatsächlich erschaffe er seine Kunstwerke zu 90 Prozent mit dieser, erklärt Hofbauer. Lediglich für Feinarbeiten verwende er eine Handsäge. Auf seinem Platz steht ein riesiger Teil eines Pappelstamms, der noch darauf wartet, in eine Skulptur verwandelt zu werden.
Auch Steinbildhauer haben ihr temporäres Atelier aufgeschlagen, darunter Brigitte Cabell. Die Künstlerin bearbeitet einen afrikanischen Serpentin, der nach dem Sägen und Schleifen seine Farbigkeit zeigen wird. Aus dem groben Stein arbeitet sie allmählich ein Gesicht heraus. Als Vorlage dient eine Zeichnung, die Michelangelo von der namhaften Dichterin Vittoria Colonna angefertigt hatte. Brian Whitehead arbeitet besonders nachhaltig und wirft auch die Überreste nicht weg. Steinmehl gibt er ab, „damit können Farben gemischt werden“, erklärt er und aus einer Schale können sich die Besucher in leuchtenden Farben funkelnde Steinreste nehmen.
Fertige Skulpturen haben die Künstler im Gebäude mit Gemälden der Ateliergruppe 27 kombiniert. Der Charme der verlassenen Zimmer bildet einen idealen Rahmen dafür.
Die Künstler können bis zum 24. Juli täglich von 14 bis 18 Uhr besucht werden. Das WiFo-Gelände befindet sich in der Otto-Wagner-Straße 80/Ecke Kreuzlinger Straße.