Das Atelierhaus in der Dachauer Straße 110g soll ein Mehrgenerationenhaus in Selbstverwaltung werden, das hatten Bürger bzw. die Nutzer der dortigen Ateliers sich bereits vor einigen Jahren gewünscht und einen entsprechenden Antrag in der Bürgerversammlung verabschiedet. Inzwischen wird das Atelierhaus, das Teil des Kreativquartiers ist, von der Münchner Gewerbehof- und Technologiezentrumsgesellschaft mbH (MGH) verwaltet, ebenso wie die anderen zum „Kreativlabor“ gehörenden Objekte. Unter dem Leitsatz „Kunst braucht Standort“ wurde nun jüngst das Bürgeranliegen nach einem Mehrgenerationen-Atelierhaus erneuert. Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) trägt diesen Wunsch mit und empfahl einstimmig eine Weitergabe an die Stadtratsfraktionen mit der bitte um Unterstützung. Sein Schreiben richtet der BA aber auch an die MGH, das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) sowie an das Kulturreferat.
Im Atelierhaus werden aktuell die beiden Obergeschosse mit je 13 Ateliers genutzt. Im Zuge der anstehenden Sanierung könnten aber auch im Keller und im Erdgeschoss Werkräume geschaffen werden, finden Künstler wie auch BA. Das Atelierhaus sei einer der „Grundsteine des Kreativlabors“, betont der BA 9 in seinem Schreiben an die Stadtratsfraktionen. Die dortigen Künstler verfolgten seit Jahren die Idee eines selbstverwalteten Mehrgenerationen-Atelierhauses. „Dieses Modell eines Mehrgenerationen-Atelierhauses gibt es bundesweit noch nicht und könnte dadurch eine Vorreiterrolle bekommen“, heißt es weiter. Zu einem „intergenerativen Leuchtturm“ im neuen Quartier, könne sich ein solches Projekt entwickeln.
„Gerade für ältere KünstlerInnen ist es wichtig in einem bezahlbaren Atelier zu arbeiten und nicht durch die fünf-Jahres-Regelung im Alter nochmals das Atelier zu wechseln“, argumentiert der BA. Finanzierbare Flächen für Künstler, die älter als 40 Jahre sind, zur Verfügung zu stellen sei wichtig, da junge Künstler finanziell wie inhaltlich einen Atelierumzug eher umsetzen könnten. Für „dringend und wünschenswert“ hält der BA zudem eine Zusammenarbeit zwischen den Künstlern und den Referaten, besonders im Hinblick auf die anstehende Sanierung des Hauses.
Erste Unterstützung kommt nun aus den Reihen der CSU-Fraktion im Münchner Stadtrat. Hier initiierte Leo Angerer einen entsprechenden Antrag, der von den Stadträtinnen Beatrix Burkhardt und Alexandra Gaßmann mitgetragen wird. Auch sie fordern, dass das Atelierhaus als ein Mehrgenerationen-Atelierhaus, allerdings mit einem zugehörigen Träger(-verein) weiterentwickelt wird. „Dazu sind schon jetzt Gespräche mit den dortigen Nutzern (und deren Verein Atelierhaus Dachauer Straße e.V.) sowie der MGH zu führen, um über die reine Bestandssanierung hinaus die künftigen Räumlichkeiten bedarfsgerecht zu sanieren und zu erweitern (Einbeziehung von Erdgeschoss und Untergeschoss).“ Zugleich fordern die CSU-Stadträte, dass die Sanierung kostenminimal umgesetzt werde, um die künftigen Mieten möglichst gering zu halten. Zur Begründung heißt es unter anderem: „Im Atelierhaus in der Dachauer Str. ist über fast drei Jahrzehnte eine Struktur gewachsen, die durch die Sanierung des Hauses bedroht ist – dabei ist das Atelierhaus einer der Nuklei des gesamten Kreativgeländes von Anfang an.“
Jung und Alt sollen hier voneinander lernen und eine generationenübergreifende Gemeinschaft bilden. „Das zugehörige Konzept wurde vom gemeinnützigen Verein Atelierhaus Dachauer Straße e.V. erstellt und sollte als Grundlage der zukünftigen Nutzung dienen“, heißt es im CSU-Stadtratsantrag, der nun eingereicht wurde.