In den Schulen Freihams findet längst der Unterricht statt, über die neuen Straßen rollt Verkehr und einige Wohnblocks werden bereits von Neu-Freihamern bewohnt. Neben der Infrastruktur entwickeln sich auch spirituelle und religiöse Angebote, viele davon unkonventionell, denn die Kirchen gehen mit der Zeit und probieren neue Formate aus. Eines steht nämlich fest: Ein eigenes Gotteshaus wird wohl keine der Kirchen erbauen. Man müsse die Menschen anders ansprechen, sind sich alle einig.
Zum Beispiel die Freie Evangelische Kirche (FEG) Gemeinde München-West Freiham. Pastor Sascha Bär erklärt: „Wir leben Gemeinde in persönlichen Begegnungen“. Der Sonntagsgottesdienst findet um 10.30 Uhr in der Mensa auf dem Bildungscampus statt. Im Fokus steht die Bibel. Die Gläubigen erwarten „bibeltreue Predigten, Lobpreis und Gemeinschaft, besonders auch danach mit Kaffee und Snacks“, heißt es in der Einladung. Daneben treffen sich die Mitglieder in Hauskreisen, Frauen- und Männergruppen. Der Glauben soll in Bibelstunden und in den textauslegenden Predigten vertieft werden.
Eigentlich hat der Pastor Bauingenieurwesen studiert. Lange habe er mit sich gerungen, bis ihn ihm die Erkenntnis gereift sei, „eine Gemeinde bauen ist mir wichtiger als ein Gebäude“. Deswegen absolvierte er eine Pastorenausbildung. 2020 wurde er zum Gemeindegründungsreferenten nach Freiham berufen. Im Herbst 2021 starteten die Gottesdienste im Bildungscampus.
Neues Ausprobieren möchte auch die katholische Kirche. Sie hat zwar ein eigenes Grundstück in Freiham, darauf soll aber keine Kirche errichtet werden, schließlich befindet sich die Kirche Sankt Markus ein paar 100 Meter entfernt und diese ist selten überfüllt. Dafür sollen mit mobilen Angeboten neue Wege beschritten werden und geschaut werden, was für spirituelle Angebote die Bürger suchen. Es habe beispielsweise einen Gottesdienst auf dem freien Feld gegeben, ökumenische Veranstaltungen wie einen Martinsumzug und der Seelsorgebus habe Station gemacht. Die Freihamer Katholiken sind dem Pfarrverband München-West angegliedert, zu dem die Gemeinden St. Konrad, St. Markus und St. Lukas gehören. Seit einem knappen Jahr wird der Verbund von Pfarrer Stefan Maria Huppertz geleitet.
„Projekt K – Kirche für Freiham“ heißt das Vorhaben des evangelischen Pastors Stefan Höß und seiner Frau Li-Anne Höß. „Unsere Idee ist es, statt in einer Kirche in den Häusern zu arbeiten“, sagt Stefan Höß. Es gibt „Wohnzimmer-Gottesdienste“ bei Privatleuten, Youtube-Filme, Angebote für Kinder wie eine Krabbelgruppe, Deutsch-Unterricht für ukrainische Kinder und meditative Gruppenangebote. „Die Zukunft des kirchlichen Lebens kann auch außerhalb der Kirche stattfinden“, ist Höß sicher. Die beiden Theologen sind von der Marburger Mission und dem Hensoltshöher Gemeinschaftsverband nach Freiham gesendet worden. Das sind Einrichtungen innerhalb der evangelischen Kirche. Sie sind an die evangelisch-lutherische Adventskirche in Aubing angegliedert.