Mit einem Gemälde von Franz Marc aus der Gründungsphase des „Blauen Reiters“ ist dem Buchheim-Museum ein großer Ankauf gelungen. Museumsleiter Daniel J. Schreiber bezeichnete die Neuerwerbung, die mit Mitteln der Buchheim-Stiftung möglich war, als echten Glücksfall. Denn bislang sei Franz Marc in der Sammlung nur mit Grafiken vertreten, obwohl er einer der ganz Wichtigen des Expressionismus war. Das Bild zeigt einmal nicht die für Marc typischen Tierdarstellungen, sondern zwei stehende weibliche Akte mit grünem Stein. Und es birgt ein Geheimnis: Auf seiner Rückseite ist nämlich ein weiteres Kunstwerk vorhanden, nämlich das Fragment einer Zeichnung von zwei Pferden. Marc malte es im Jahr 1910, als er gerade nach Sindelsdorf gezogen war, berichtete Schreiber. Vor seinem Haus befand sich eine Pferdekoppel, und Marc verbrachte dort viel Zeit mit Vorarbeiten für seine berühmten Tierstudien. Ein Jahr später entstanden die Mädchenakte auf der anderen Seite der Leinwand. So hat das Buchheim-Museum quasi gleich zwei Kunstwerke erworben. Das Bild ist von einwandfreier Provenienz. Es wurde auf einer Ausstellung 1912 an die erste Besitzerin, die Künstlerin Alexe Altenkirch verkauft. Diese stellte es dann viele Jahre lang als Dauerleihgabe dem Kronprinzenpalais zur Verfügung. Der Palais war damals die wichtigste Institution für zeitgenössische Kunst in Deutschland und 1919 als neue Abteilung der Nationalgalerie Berlin eingerichtet worden. Nach dem Tod von Alexe Altenkirch ging das Werk in den Besitz ihres Neffen, des Bildhauers und Kunsthistorikers Ludwig Thormaehlen über, der es 1955 versteigerte. Es war in den 1960er-Jahren häufig in Ausstellungen zu sehen, wanderte anschließend in eine Kunstgalerie und verschwand 1980 wieder für viele Jahre in einer Privatsammlung, ehe es 2019 erneut versteigert wurde. Dort hatte es einen Schätzpreis von 300.000 Euro und wurde am Ende für 437.000 Euro verkauft, wie im Internet recherchiert werden kann. Was das Buchheim-Museum bezahlte, ist nicht bekannt. Schreiber äußerte sich nur insofern, dass Bilder von Marc, auf denen keine Tiere abgebildet sind, weniger hoch gehandelt werden.