Veröffentlicht am 08.10.2009 12:03

Wer wohnt, gewinnt!


Von SE
Frank Liepner, Florian M. Haas und Michael Hayder (v.l.) vom Deutschen Mietkautionsbund kennen sich mit dem rauen Mietmarkt in München aus. Vor einem Jahr gründeten sie ihren Verein, der Mietern mit Bürgschaften beim Aufbringen der Mietkaution unter die Arme greift. (Foto: SE)
Frank Liepner, Florian M. Haas und Michael Hayder (v.l.) vom Deutschen Mietkautionsbund kennen sich mit dem rauen Mietmarkt in München aus. Vor einem Jahr gründeten sie ihren Verein, der Mietern mit Bürgschaften beim Aufbringen der Mietkaution unter die Arme greift. (Foto: SE)
Frank Liepner, Florian M. Haas und Michael Hayder (v.l.) vom Deutschen Mietkautionsbund kennen sich mit dem rauen Mietmarkt in München aus. Vor einem Jahr gründeten sie ihren Verein, der Mietern mit Bürgschaften beim Aufbringen der Mietkaution unter die Arme greift. (Foto: SE)
Frank Liepner, Florian M. Haas und Michael Hayder (v.l.) vom Deutschen Mietkautionsbund kennen sich mit dem rauen Mietmarkt in München aus. Vor einem Jahr gründeten sie ihren Verein, der Mietern mit Bürgschaften beim Aufbringen der Mietkaution unter die Arme greift. (Foto: SE)
Frank Liepner, Florian M. Haas und Michael Hayder (v.l.) vom Deutschen Mietkautionsbund kennen sich mit dem rauen Mietmarkt in München aus. Vor einem Jahr gründeten sie ihren Verein, der Mietern mit Bürgschaften beim Aufbringen der Mietkaution unter die Arme greift. (Foto: SE)

Oft sind es echte Horrormeldungen, die man über den Münchner Wohnungsmarkt zu hören bekommt: Von Paaren, die viele Monate nach einer Wohnung suchen und von den Vermietern immer nur abgelehnt werden. Von Menschen, die sonntags in einem Treppenhaus Schlange stehen, um eine Wohnung zu besichtigen. Von Wohngemeinschaften, deren Bewohner sich in der Küche duschen müssen, da nur dort der Anschluss möglich war. Von Trickbetrügern, die mit sagenhaft günstigen Angeboten den verzweifelten Wohnungssuchenden ihren letzten Euro aus der Hemdtasche leiern. Doch nicht nur diese Geschichten, auch die Fakten verraten einiges über den Münchner Wohnungsmarkt: Das Forschungsinstitut F+B untersuchte 316 deutsche Mietspiegel und stellte fest, dass die Mieter in München am meisten zahlen. Für eine Modellwohnung von 65 Quadratmetern in mittlerer Lage und mit mittlerer Ausstattung zahlt man demnach in München durchschnittlich 9,99 Euro pro Quadratmeter. Den zweiten Platz belegt Münchens Nachbarstadt Germering mit 8,06 Euro pro Quadratmeter.

„Extreme Anspannung”

„Auf dem Münchner Wohnungsmarkt herrscht seit längerer Zeit extreme Anspannung”, erklärt auch SPD-Stadträtin Beatrix Zurek, Vorsitzende des Münchner Mietervereins. „Zumindest ist es nicht leicht, eine günstige Wohnung zu finden. Einfacher wird es, wenn einem mehr oder weniger egal ist, was man bezahlt.” Bestimmte Bürger haben es in München besonders oft schwer ein passendes Zuhause zu finden: „Wer nicht für Sozialwohnungen in Frage kommt, aber trotzdem so wenig verdient, dass er auf den Wohnungsmarkt schlechte Karten hat, sieht oft alt aus”, so Zurek. Das betrifft besonders Familien mit mehreren Kindern, gering verdienende Arbeitnehmer sowie Studenten und Auszubildende, die keinen Platz mehr in überfüllten Wohnheimen finden.

Laut Zurek sind es vor allem drei Faktoren, die die Situation auf dem Münchner Wohnungsmarkt derart komplizieren: „Wir haben zum einen eine wirtschaftlich prosperierende Stadt, in der viele Menschen arbeiten und auch leben wollen.“ Zum anderen aber würden sich gerade viele Unternehmen aus der Verantwortung zurückziehen, Wohnmöglichkeiten für ihre Arbeitnehmer zu schaffen, zum Beispiel in Form von Werkswohnungen. Außerdem seien die Ansprüche der Mieter in den vergangenen Jahren sehr gestiegen: „Heutzutage leben Singles auch mal gerne in einer 4-Zimmer-Wohnung, was man natürlich nicht verbieten kann und will. Früher hat in so einer Wohnung aber eine kinderreiche Familie gelebt“, so Zurek. Es sei also kein Wunder, wenn der Wohnraum in München trotz hoher Bauaktivität knapper werde.

Lösungen von der Stadt

Nach Lösungen für das Wohnungsproblem in München wird allerorten gesucht: „Die Stadt gibt ihr Bestes, um Bauraum auszuweisen, wo es geht”, erklärt Beatrix Zurek. Der bayrische Staat fördert den sozialen Wohnungsbau für Wohnungssuchende mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Zusätzlich stellt die Landeshauptstadt München in einem eigenen kommunalen Wohnungsbauförderprogramm (KomPro) Gelder für den Mietwohnungsbau auf städtischen Grundstücken bereit. Unter anderem hat die Stadt das Programm „München Modell-Miete” ins Leben gerufen: Es soll einer breiten Bevölkerungsschicht, vorrangig Familien mit Kindern, ermöglichen, in der Stadt mehr attraktive und bezahlbare Mietwohnungen zu finden. Die Stadt bietet Investoren hierfür verbilligte Grundstücke und gegebenenfalls städtische Baudarlehen an. Die Mieten der Wohnungen sind deshalb günstiger als anderswo und steigen nur langsam und in kleinen Schritten.

Eine weitere interessante Idee, wie den deutschen Mietern, insbesondere in München, die Wohnungsmiete erleichtert werden kann, hatte der Deutsche Mietkautionsbund vor knapp einem Jahr. Viele Vermieter verlangen bei Vertragsabschluss eine Kaution in Höhe von bis zu drei Monatsmieten, die die Mieter oft nicht aufbringen können. „Wir haben schon das ganze Spektrum an Beiträgen bis zur Höhe von 10.000 Euro erlebt”, berichtet Frank Liepner, Vorstandsmitglied des Deutschen Mietkautionsbundes. Eine jüngst von einem Immobilien-Portal in Auftrag gegebene repräsentative Studie ergab, dass 36 Prozent der Befragten für die angeforderte Mietkaution ihr Sparbuch beanspruchen, 19 Prozent Geld von Verwandten oder Freunden borgen, 16 Prozent ihr Girokonto überziehen und sieben Prozent sogar einen Kredit aufnehmen müssen. Gerade solchen Menschen, die Probleme haben, die Mietkaution aufzubringen, möchte der Mietkautionsbund mit seinem Angebot unter die Arme greifen: Durch eine Mitgliedschaft, die einmalig 9,90 Euro kostet, hat man das Recht eine Bürgschaft für bis zu 10.000 Euro zu einem Zinssatz von 4,7 Prozent aufzunehmen.

Die Mitgliedschaft beim Mietkautionsbund zu bekommen, ist denkbar einfach: „Die Anmeldung findet online unter www.mietkautionsbund.de statt. Die Bürger registrieren sich mit ihren Daten und erhalten nach der Aufnahme eine Mitgliedsurkunde, die sie digital zugesandt bekommen. „Es gibt bei uns nur ein Ausschlusskriterium: Der Bürger darf keine negativen Einträge bei der SCHUFA haben. Wer diesbezüglich also eine weiße Weste hat, ist bei uns herzlich willkommen, egal was er verdient oder welchen Beruf er ausübt”, erklärt Liepner.

Aktive Wohnungssuche

Der Wohnungsbedarf in München steigt vor allem in den Monaten September und Oktober stark an: Eben dann, wenn das neue Schuljahr und vor allem die neuen Semester an den Universitäten und Fachhochschulen beginnen. In diesen Monaten ziehen durchschnittlich zwei- bis dreitausend Menschen mehr nach München als in der übrigen Zeit des Jahres. Oberbürgermeister Christian Ude ruft dann jährlich die Münchner dazu auf, nach Möglichkeit freie Zimmer oder Wohnungen an Studenten zu vermieten. Beatrix Zurek empfiehlt allen Wohnungssuchenden eine aktive Herangehensweise: „Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man mit Anzeigen wie 'Akademiker, ledig, Nichtraucher, sucht ruhiges Zimmer' viel erreichen kann. Man sollte lieber aktiv die Medien nutzen, die einem zur Verfügung stehen, also das Internet, die Zeitungen und die Anzeigenblätter durchforsten.“

Um die Wohnungssituation weiter zu entspannen, sieht Zurek vor allem auch den Freistaat und den Bund in der Pflicht: „Man sollte sich vor allem Gedanken über eine neue Steuergesetzgebung machen. Auch die Möglichkeiten der degressiven Abschreibung sollten verbessert werden“, erklärt sie. Zudem müsse es auch für Geldgeber interessanter werden, in Mietwohnungen zu investieren. Experten sehen derweil in den nächsten Jahren eine Verschlimmerung der Wohnsituation in Deutschland: „Wenn die Politik jetzt nicht eingreift und gegensteuert, droht in Ballungszentren und Wachstumsregionen eine neue Wohnungsnot“, warnte der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Franz-Georg Rips, am Tag der Wohnungslosen in Berlin im September.

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