Veröffentlicht am 03.04.2008 17:33

„Schneider kapituliert vor Reform des G8”

Wird von allen Seiten für seine G8-Nachbesserungen kritisiert: Kultusminister Siegfried Schneider. (Foto: pi)
Wird von allen Seiten für seine G8-Nachbesserungen kritisiert: Kultusminister Siegfried Schneider. (Foto: pi)
Wird von allen Seiten für seine G8-Nachbesserungen kritisiert: Kultusminister Siegfried Schneider. (Foto: pi)
Wird von allen Seiten für seine G8-Nachbesserungen kritisiert: Kultusminister Siegfried Schneider. (Foto: pi)
Wird von allen Seiten für seine G8-Nachbesserungen kritisiert: Kultusminister Siegfried Schneider. (Foto: pi)

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Pfaffmann, wertet die jetzt gemachte Ankündigung, Stunden und Intensivierungsstunden zu kürzen, als verzweifelten Versuch, marginale Veränderungen am G8 als Reform zu verkaufen. „Dies reiht sich nahtlos ein in die panikartigen Reaktionen der CSU nach der Kommunalwahl. Nach den Pleiten beim Rauchverbot, dem Transrapid, der Pendlerpauschale und der Landesbank fabriziert der schwächste Minister im Kabinett des Chaos-Tandems Beckstein und Huber ein neues Desaster”, so Pfaffmann. „Die Ankündigungen Schneiders zeigen deutlich auf: Die CSU ist reformunfähig”, fügt Pfaffmann hinzu.

„Probleme auf die Schulen abgewälzt”

Die Intensivierungsstunden seien immer wieder als Herzstück und bundesweit als bildungspolitische Innovation bezeichnet wurden, so Pfaffmann. So würdigte Schneider die „günstigen Auswirkungen der Intensivierungsstunden im achtstufigen Gymnasium”. (Pressemitteilung, 13.9.2005). Der damalige CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann bezeichnete die Investition in die Intensivierungsstunden des G8 gar als „entscheidenden Schub für das G8” (Pressemitteilung 09.02.2004) Und nun soll die Reform des G8 in der faktischen Abschaffung der hoch gelobten Intensivierungsstunden bestehen: „Es ist ein Unding, dass die dringend notwendigen Förderstunden jetzt in das Ermessen der Schulen gestellt werden sollen, die wegen des gravierenden Lehrermangels kaum in der Lage sein werden, diesen Anforderungen gerecht zu werden”, erklärt Pfaffmann.

Erstaunlich auch aus Sicht der SPD: Die Bildungsverantwortlichen in der CSU-Staatsregierung haben bisher immer wieder behauptet, die Kürzung der Unterrichtsstunden wäre aus Qualitätsgründen nicht möglich. „Jetzt wird - wie so oft - das Gegenteil gemacht. „ Noch schlimmer ist aus der Sicht Pfaffmanns: „Aus Ratlosigkeit werden die Probleme des G8 auf die Schulen abgewälzt ohne allerdings die dafür notwendigen Verbesserung der Rahmenbedingungen zu realisieren”, so der Münchner Abgeordnete.

„Angemessene Zeit zum Lernen”

Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes Max Schmidt und die Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung Barbara Loos warnen vor weiteren Einschnitten in die Stundentafeln und Lehrpläne des achtjährigen Gymnasiums. „Stunden- wie grundlegende Lehrplankürzungen vermindern nur die Qualität des schulischen Bildungsangebotes und erhöhen die Belastung von Schülern, anstatt sie zu verringern. Nur ein umfangreiches Unterrichtsangebot bietet angemessene Zeit zum Lernen „, betonten die beiden Vorsitzenden Loos und Schmidt. Loos: „ Die Mehrheit der Schüler und Eltern weiß den Anspruch des bayerischen Gymnasiums zu schätzen. Deshalb darf er nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. „

„Kurieren an Symptomen”

„Die Diskussion um das achtjährige Gymnasium in Bayern darf sich nicht länger nur um quantitative Kriterien drehen. Im Mittelpunkt müssen vielmehr qualitative Aspekte stehen. „ Mit diesen Worten hat der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, auf die Ankündigung von Kultusminister Siegfried Schneider reagiert, mit Stundenkürzungen das umstrittene G8 reformieren zu wollen. Wenzel forderte einen neuen Lern- und Leistungsbegriff und bezeichnete die geplanten Stoffkürzungen als ein „Kurieren an Symptomen. „ Er drängte auf eine professionell vorbereitete Reform des gesamten Schul- und Bildungswesens in Bayern.

Nötig sei ein ganzheitlicher Ansatz, der sämtliche Fächer einbezieht und das Lernen neu ausrichtet. „Wir müssen weg vom Bulimie-Lernen, bei dem die Schüler vor einer Prüfung Faktenwissen in sich hinein fressen, um es wiederzugeben und anschließend zu vergessen”, erklärte der BLLV-Präsident. Erneut sprach er sich für die Einführung von rhythmisierten Ganztagsschulen aus.

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