Sie hängen an Kettenabsperrungen, lehnen an Hauswänden oder blockieren Fahrradständer – verwahrloste und zurückgelassene Drahtesel. Sie sind nicht nur deshalb lästig, weil sie etwa das Stadtbild verschandelt. Vielmehr können sogenannte Schrotträder zum echten Ärgernis werden, wenn sie im öffentlichen Raum abgelegt sind und damit Platz besetzen, der dringend gebraucht wird. Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) will dem Problem nun mit einer neuen Idee beikommen und initiierte jüngst einen Antrag, mit dem die Stadtverwaltung gebeten wird, ein „Altfahrradmobil“ als Pilotprojekt zu erproben.
An platten Reifen, verrosteten Rahmen und aufgeplatzten Satteln kann man die Schrotträder zumeist leicht ausmachen. Sie stehen wochen- und monatelang unbewegt an Fahrradständern vor den U-Bahn-, Bus- und Tramstationen oder auch in Innenhöfen und Kellern. Sie blockieren zum Teil Gehwege und belegen Fahrradstellplätze, die ohnehin vielerorts in der Stadt überfüllt sind. Nicht mehr fahrtüchtige Räder kann man eigentlich an den Wertstoffhöfen abgeben oder sie kostenpflichtig als Sperrmüll abholen lassen. Um die ausgedienten und verwahrlosten Räder aus dem Stadtbild zu entfernen, veranstaltet die Stadt München zudem immer wieder Aufräumaktionen. Dann bekommen die herrenlos erscheinenden Bikes einen Aufkleber. Wenn sich binnen einer gewissen Zeitspanne keiner meldet bzw. das Rad abholt, lässt die Stadt es abholen. Auch können kaputte, herumstehende Räder auf der Plattform der Stadt, unter https://stadt.muenchen.de, gemeldet werden. Und dennoch: Die Schrotträder bleiben. „Trotz großer Anstrengungen wird die Landeshauptstadt München des Problems der Radruinen auf öffentlichem Grund nicht Herr“, heißt es im jüngst im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) eingereichten SPD-Antrag, initiiert von Jörn Retterath. Es mag wohl vielen zu aufwändig erscheinen, das nicht mehr benötigte Rad selbst zu entsorgen, mutmaßt der Antragsteller. Einen neuen Lösungsansatz könnte da ein „Altfahrradmobil“ bieten.
Als Pilotprojekt könnte ein solches Altfahrradmobil zunächst getestet werden, so der Vorschlag. Es könnte beispielsweise alle zwei Wochen an verschiedenen Standorten im Stadtbezirk Halt machen. Analog zum Wertstoffhof könnten Stadtteilbewohner ihre Schrotträder dort kostenlos abgeben, jedoch mit dem Unterschied, dass vom Bring-Gedanken zu einer Art Abholservice gewechselt würde. Nach diesem Prinzip werden aktuell auch die „Wertstofftonnen“ bzw. die „gelbe Tonne“ und der „gelbe Sack“ in drei Gebieten in München getestet. Auch in diesen Pilotprojekten wird erprobt, ob mehr Stoffe recycelt werden können, wenn die Stadtteilbewohner ihren Plastik-, Alu- und Dosenmüll nicht mehr zu den Wertstoffcontainern bringen müssen, sondern stattdessen zu Hause sammeln, was dann vor der Haustüre abgeholt wird.
Eine solche „dezentrale, aufsuchende Entsorgungsmöglichkeit“, wie Jörn Retterath das Mobil nennt, also ein Wertstoff-Sammel-Mobil, das den Bürgern sozusagen entgegenfährt und an dem sie ihre alten Fahrräder unkompliziert abgeben können, dürfte helfen, um mehr Schrotträder aus dem Stadtbild zu entfernen. Viele im BA 9 sehen es genauso. Der Antrag wurde, gegen die Stimmen der CSU-Fraktion, mehrheitlich beschlossen.