Mehrere Tage lang feierte Pasing bereits sein 1250. Jubiläum und weitere Veranstaltungen in diesem Rahmen folgen noch. Ganz im Schatten dieses Events begingen historisch interessierte Bürger nun einen besonderen Jahrestag. Im April vor 75 Jahren wurde Pasing nach München zwangseingemeindet. Vom Unterausschuss Kultur im BA und vom Institut für zukunftsweisende Geschichte e.V. vorbereitet und vom Stadtarchiv unterstützt lehnte sich die Veranstaltung an die derzeit laufende Ausstellung „Alles wird anders – Pasing im Dritten Reich“ an.
Auch die begleitende Publikation zur Ausstellung befasst sich mit dem Thema Zwangseingemeindung. Zwar sei die Eingemeindungspolitik keine nationalsozialistische Erfindung, „die Bestrebungen gab es schon um die Jahrhundertwende“, so Co-Autor Bernhard Schossig. „Allerdings verstärkte sich die Tendenz im Dritten Reich. Man wollte mit einem großen und mächtigen München eine Südmetropole schaffen, die Berlin mindestens Paroli bieten konnte.“
Und Co-Autor Bernhard Koch ergänzte: „Pasing galt damals als Zugpferd unter den umliegenden Gemeinden. Es war wirtschaftlich stark und unabhängig. München wollte an Pasings Eingemeindung ein Exempel statuieren und weitere Gemeinden in den Großverbund locken.“ Nur dem Verhandlungsgeschick des letzten Pasinger Bürgermeisters, Alois Wunder, sei es zu verdanken gewesen, dass die relative Eigenständigkeit Pasings fest im Eingemeindungsvertrag verankert sei.
In Pasing herrschte noch nie eitel Sonnenschein darüber, dass es von München einverleibt wurde, ganz im Gegensatz zu Nachbarn wie Moosach, die gern geschluckt wurden und sich davon wirtschaftliche Vorteile versprachen. „Eingemeindungen sind immer ambivalent zu betrachten. Dabei geht meist die Identität der Gemeinde flöten“, erklärte Andreas Heusler vom Stadtarchiv. „In Pasing ist dies immer noch sehr spürbar.“ Umso wichtiger ist die Geschichtsaufarbeitung, „das Bewusstwerden des Prozesses. Dies sollte Thema auch unter jungen Leuten und in Schulen Unterrichtsstoff sein.“
Publikationen zum Thema Zwangseingemeindungen im Raum München sind unter den Titeln „Pasing im Dritten Reich“, „Vom Dorf Großhadern zum Stadtteil Hadern“ und „Das Ende der Gemeinde Aubing“ jeweils verfasst von ehrenamtlichen Geschichtswerkstätten in der aktuellen Ausstellung der Pasinger Fabrik erhältlich oder können im Buchhandel angefordert werden.