Veröffentlicht am 24.11.2014 09:40

90 Jahre Schuhhaus Baumann

Foto: Archiv Demmel
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Nach einem noch vorhandenen Bauplan für einen Einfamilienhaus-Neubau vom 27. März 1923 für Herrn Joseph Baumann, den der Architekt Oskar Popp aus München gefertigt hatte, und für den zur Inflationszeit allein die Gebühren 192.300.000 Mark kosteten, baute sich der Schuhmacher Joseph Baumann ein Haus in der damaligen Südenstraße in Allach. Noch im Jahr 1924, die Inflation war gerade „überstanden“, machte der 29-jährige Joseph Baumann, nach einer späteren Aussage seiner Tochter, neben seiner Schusterei einen kleinen Schuhhandel auf. Mit der zu dieser Zeit nicht nur deutschlandweit bekannten Schuhmarke „LINGEL“ aus Erfurt – sie bestand schon seit 1872 – und der raschen Entwicklung Allachs als Industriestandort ab 1902 (damals Diamalt) und dem damit verbundenen stetigen Bevölkerungswachstum wurde Schuh-Baumann schnell zu einem Begriff für solides Schuhwerk im Verkauf und Sorgfalt in der Reparatur.

1934 legte J. Baumann (1895-1974) vor der Handwerkskammer Oberbayern seine Meisterprüfung mit Erfolg ab und erhielt hierüber seinen Meisterbrief. Nach der 1938 erfolgten Eingemeindung Allachs nach München wurden zunächst laufend Verbesserungen und Erweiterungen im Sortiment durchgeführt, auch wenn die schwierigen Kriegsjahre die wohlgemeinten Versuche schnell zunichte machten.

Nach dem Plan des Allacher Architekten Franz Eder machte sich Herr Baumann bereits Ende 1949 an die Planung eines Um- und Aufbaus seines Wohn- und Geschäftshauses. Als unmittelbare Nachbarn unterzeichneten, wie 1923, Karl Herz und Alois Brummer, und als Nordansicht wird zum ersten Mal die heutige erkennbar. Der neue Verkaufsraum war mit 35 qm geplant. Die alte Wohnung im Erdgeschoß sollte in ein Lager und eine Schusterwerkstätte umgebaut und im Obergeschoß eine völlig neue Wohnung mit Zimmer für die Tochter (Annelies) und Bad und WC eingerichtet werden. Zwischendurch gab es 1950 eine Planänderung bezüglich der Süd- und Westseite des Gebäudes. Nachdem sich, nun fünf Jahre nach Kriegsende und drei nach der Währungsreform, um 1951 langsam geordnete Verhältnisse einstellten, und damit auch wieder genügend Ware auf dem Markt war, begann das Schuhhaus Baumann mit dem Um- und Aufbau des Geschäftes in der nunmehrigen Vesaliusstraße 13. Zwischenzeitlich war während der NS-Zeit die Straße in Adolf-Hitler-Straße umbenannt gewesen.

Mit der Wiedereröffnung wurde auch die Marke „Salamander“ aufgenommen und damit auch die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Die Nordfassade erhielt zwei große Schaufenster links und eins rechts des Geschäftseingangs, darüber in großer Schrift: Schuhhaus Baumann .

Der Eintritt der kaufmännisch ausgebildeten Tochter Annelies in das Geschäft brachte den Familienbetrieb wiederum ein Stück weiter. Ende der 50er Jahre wurde das Warenangebot ständig größer und machte eine großzügige Erweiterung der Verkaufsfläche notwendig.

Für das Jahr 1959 liegt ein weiterer Eingabeplan des Architekten Eder vor, der eine Erweiterung des Verkaufsraums und den Neubau einer Garage vorsah.

Der erneute Anbau brachte eine Vergrößerung der Ladenfläche um 37 auf insgesamt ca. 70 qm. Die Schusterwerkstätte war inzwischen offensichtlich aufgegeben worden. An der Ostseite finden sich dann zwei große Schaufenster, von denen eines heute wieder zugebaut ist.

1964 übernahm die Tochter Annelies Neumayr – hier das heute noch vorhandene Familienwappen der Neumayrs – den elterlichen Betrieb und nahm weitere Markenschuh-Fabrikate auf. Die schnell wechselnde Mode der 60er Jahre machten weitere Baumaßnahmen notwendig. So wurde auch die Schaufensterfront der Nordseite vergrößert und entsprechend modernisiert.

Herr J. Baumann starb am 31.12.1974, seine Frau Anna am 06.05.1982. Anfang der 80er Jahre wurden von Frau Neumayr schon erste Überlegungen angestellt, die gesamte Innenausstattung nach den modernsten Verkaufsmethoden umzugestalten, und am 27.06.1983 wurde nach eingehender Planung mit den Bauarbeiten begonnen.

Nach nur kurzer Umbauzeit konnte bereits am 20.07.1983 wieder eröffnet werden.

Nach dem Tod von Frau Annelies Neumayr gab der Adoptivsohn das Geschäft im Dezember 2001 auf. Nach einem weiteren Umbau durch die neuen Inhaberinnen Angelika Lechner und Brigitte Podlech wurde im September 2002 unter dem alten und bewährten Geschäftsnamen „Schuhhaus Baumann“ neu eröffnet. Ab 2008 übernahm dann Frau Lechner, eine gelernte und versierte Schuhverkäuferin, das Schuhgeschäft in alleiniger Regie und führt es bis heute mit Erfolg weiter.

Heute, nach 90 Jahren präsentiert sich Schuh-Baumann in einem kundenfreundlichen Zustand mit vielen Stammkunden nicht nur aus Allach, sondern aus einem großen Umkreis. Man weiß, dass man dort eine große Auswahl an Kleinkinder- und Kinderschuhen, Damen- und Herrenschuhen, Sportschuhen, Strümpfen und vielen nützlichen Accessoires hat und immer bestens beraten und bedient wird. Deshalb auch: 90 Jahre Schuh-Baumann in Allach .

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