Es geht langsam voran auf dem Diamalt-Gelände. Für das rund 8,5 Hektar große Gebiet soll ein neuer Bebauungsplan mit Grünordnung aufgestellt werden. „Die Isaria Wohnbau AG hat das Gelände gekauft, um dort Wohnbebauung zu entwickeln“, erklärte Bernd Willer vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). „Die Erschließung des Geländes soll, so wie bisher auch, hauptsächlich über die Ludwigsfelder Straße erfolgen“, so der zuständige Teamleiter Bebauungsplanung weiter. „Es könnten bis zu 680 Wohneinheiten auf dem Diamaltgelände untergebracht werden.“
Zudem ist vorgesehen, einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb durchzuführen. Außerdem soll der Flächennutzungsplan mit integrierter Landschaftsplanung für einen größeren Umgriff, der neben dem Diamalt-Gelände noch Bereiche nördlich der Ludwigsfelder Straße einbezieht, geändert werden. Das heißt, dass das Junkersgelände nicht mehr als Industrie- sondern als Gewerbegebiet ausgewiesen wird. Dies geht aus einem Beschlussentwurf des Referats für Stadtplanung und Bauordnung hervor, der noch im Juli dieses Jahres dem Stadtrat vorgelegt werden soll.
Von besonderer Bedeutung ist die Einführung in die vorhandene städtebauliche Struktur, heißt es im Beschlussentwurf. Bei einer Bebauung entlang der Georg-Reismüller-Straße soll demnach die zukünftige Bebauung maximal dreigeschossig ausgeführt werden. Nach Osten hin könne die Bauhöhe ansteigen. „An der Bahn ist eine relativ hohe Bebauung geplant“, so Willer. „Wegen der relativ dichten Bebauung entlang der Georg-Reismüller-Straße ist hier eine Grünfläche erforderlich. So könnte auch das Kesselhaus und die Suppenwürze freigestellt werden.“ Die öffentliche Grünfläche sollte möglichst lärmgeschützt liegen, um einen städtebaulichen Übergang zur bestehenden ein- oder zweigeschossigen Bebauung westlich der Georg-Reismüller-Straße zu schaffen.
„Die Höhenentwicklung, insbesondere entlang der Bahn und an der Ludwigsfelder Straße, und damit die erreichbare Geschossfläche, sollen in einem Wettbewerbsverfahren geprüft werden“, erklärt das Referat für Stadtplanung und Bauordnung in seiner Beschlussvorlage weiter. „Um ruhige, qualitätsvolle private, wie auch öffentliche Freibereiche zu ermöglichen, ist eine Lärmabschirmung gegenüber Gewerbelärm und Schienenverkehr von mindestens fünf Geschossen erforderlich.“ Entlang der Bahn und der Ludwigsfelder Straße seien höhere Gebäude und bauliche Akzente denkbar, wenn diese hinsichtlich der Stadtgestallt und mit der Vernetzungsstruktur, sprich der Verschattung, verträglich sind.
Der BA 23 begrüßt die beabsichtige Änderung des Flächennutzungsplans sowie des Bebauungsplans dahingehend, an Stelle der bisher vorgesehenen gewerblichen Nutzung ein allgemeines Wohngebiet festzusetzen. Das hat das Gremium in seiner jüngsten Sitzung einstimmig so beschlossen. Jedoch weisen die Lokalpolitiker auf einige Aspekte bezüglich der in der Beschlussvorlage aufgeführten Eckdaten und Rahmenbedingungen hin und fordern deren Beachtung.
Ganz einverstanden sind die BA-Mitglieder unter anderem damit nicht, dass die Schaffung von rund 680 Wohnungen als städtebauliches Ziel formuliert und dass das Ganze von Seiten des Planungsreferats als realisierbares Maß der baulichen Nutzung bezeichnet wird. Das Gremium stellt sich die Frage, „in wieweit die Anzahl der vorgesehenen Wohnungen eine Obergrenze darstellt und ob diese Zahl der Wohnungen im Verhältnis zu der bebauenden Fläche nicht bei weitem zu hoch ist“, heißt es in einem Schreiben der Lokalpolitiker an das Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Ursprünglich sei man von 550 Wohnungen ausgegangen. „680 Wohneinheiten erscheinen mir sehr viel“, betont auch Stefanie Martin, die Vorsitzende des Unterausschusses Planung und Bau im BA 23. „Das ist dann schon eine recht große Zahl von Leuten.“
Im Hinblick auf die Durchlässigkeit des Planungsgebietes für den Fuß- und Radverkehr erscheint es den Lokalpolitikern weiter wichtig, dass mehrere Zuwegungen insbesondere sowohl von der Georg-Reismüller-Straße als auch von der Ludwigsfelder Straße aus geschaffen werden. Dies diene der optimalen Erschließung des Planungsgebietes für die dortigen Bewohner und Nutzer. „Die geplante Grünanlage ist sowohl für das Neubaugebiet als auch die alteingesessene Bevölkerung wichtig“, meint Stefanie Martin.
Die Verteilung der öffentlichen Grünflächen und der niedrigen Bebauung zur Georg-Reismüller-Straße hin ist aus Sicht des BA 23 sehr zu begrüßen. Sie erleichtere die städtebauliche Integration des neuen Planungsgebietes in die Umgebung. Zusätzlich zur Einsehbarkeit des Kesselhauses soll auch die Einsehbarkeit der ehemaligen alten Suppenwürzfabrik in die Beschlussvorlage mit aufgenommen werden, fordert das Gremium. „Damit kommt der historische Charakter des Geländes gut zur Geltung“, erklärt Stefanie Martin. Als weiteres städtebauliches Ziel muss nach Ansicht des BA 23 zudem darauf geachtet werden, dass an der Ludwigsfelder Straße unmittelbar gegenüber den bestehenden Reihenhäusern westlich der Schöllstraße, sofern dort keine Grün- beziehungsweise Freifläche vorgesehen wird, die Bebauung ebenfalls maximal dreigeschossig ausgeführt werde.
Geht es nach den Planungen der Isaria Wohnbau AG, dann wird die ehemalige alte Suppenwürzefabrik gewerblich genutzt. Der Bezirksausschuss allerdings würde Wohnungen deutlich bevorzugen. Sollte sich dies nicht realisieren lassen, sollten Nutzungen wie zum Beispiel ein Boardinghaus, ein Hotel oder ein Wohnheim vermieden werden, fordert das Gremium. „Ein solches Haus mit im Tagesverlauf sehr frühen und späten An- und Abfahrten bringt zu Zeiten besonderer Ruhebedürftigkeit Lärm in das Wohnumfeld“, befürchten die BA-Mitglieder. „Das ständig wechselnde Publikum erschwert die soziale Integration in die Nachbarschaft. Im Fall einer gewerblichen Nutzung ist durch eine passgerechte Nutzungsbeschränkung die gute Verträglichkeit sowohl mit dem vorhandenen als auch mit dem neu geplanten Wohnumfeld herzustellen.“