Sein Auftauchen ist mysteriös, sein Charakter wild und sein Gebrauch gefährlich. „Dieses Produkt kann süchtig machen”, steht im Vorwort des KeinBuchs, das zwar wie ein Buch aussieht, aber keines sein will. Voll erfasst von der Buch-Pubertät trotzt es der Spießigkeit des Buchseins und gibt sich rebellisch. Das KeinBuch will eben kein normales Buch sein und lässt sich deshalb kurzerhand zu einem Handtuch, einem Fächer, einem Schläger oder einer Sitzgelegenheit umfunktionieren. Schließlich, wenn der Nutzer mit ihm fertig ist, ist es nicht weniger als ein kleines Kunstwerk. Aber auch davor warnt es selbst: „Hinweis für Allergiker: Das fertige Buch kann Spuren von Kunst enthalten.”
In der vergangenen Woche ist das KeinBuch nun auch an Laimer Schulen aufgetaucht: Auf Gepäckträgern, Treppenstufen und Geländern war es zu finden. Natürlich lässt sich das KeinBuch auch im normalen Buchhandel erwerben, doch es schleicht es sich gerne an und überrascht seinen zukünftigen Benutzer – jung und wild, wie es nun einmal ist. Dabei trägt das KeinBuch ein Versprechen in sich, das ebenso simpel wie ungewöhnlich ist: „86 Dinge, die du schon immer mit einem Buch tun wolltest, aber nie durftest.” Den Buchrücken durchbiegen, Eselsohren in die Seiten machen, das Buch mit Marmelade beschmieren: Auf jeder Doppelseite erhält der Benutzer Anweisungen, was er mit dem Buch anzustellen hat. Von „Trage das Buch als Kleidungsstück” bis zu „Male mit Zahnbürste und Zahncreme” fordert das KeinBuch nicht gerade zu gutem Benehmen gegenüber Büchern auf. Und es lädt dazu ein, seine Erfahrungen mit der gesamten KeinBuch-Community zu teilen: Auf www.keinbuch.com präsentieren Benutzer Videos ihrer tollsten Aktionen, diskutieren über die Aufnahmen im Online-Forum und versuchen sich gegenseitig zu überbieten. Wer die meisten Klicks für sein KeinBuch-Video sammelt, der gewinnt einen iPod touch (Aktion des mixtvision Verlags bis zum 17.April 2009).
Eine verrückte Idee? In jedem Fall ein verrücktes Buch, das nicht zum Lesen gemacht ist. „Mit dem KeinBuch verfolgen wir einen bewusst provokativen Ansatz. Es soll Lust auf Bücher neu und auf eine ganz andere Art als bisher entfachen”, erklärt Sebastian Zembol, Geschäftsführer des Münchner mixtvision Verlags, der das KeinBuch herausbringt. „Viele Kinder haben überhaupt keinen Anreiz mehr, sich mit Büchern zu beschäftigen und das wollten wir mit dem KeinBuch ändern”, so Zembol. Tatsächlich zeigen Umfragen, dass nur noch rund 47 Prozent der Jugendlichen gern oder besonders gern Bücher lesen (Quelle: VA). Hinzu kommt, dass auch unter den Erwachsenen jeder Vierte keine Bücher liest (Quelle: Stiftung Lesen). Viele Kinder kennen Bücher nur aus der Schule und haben die Erfahrung gemacht, dass Lesen meist mit Lernen und Arbeit verbunden ist.
Diese Einstellung möchte das KeinBuch verändern. Es fordert zur Kreativität und zur Ausgelassenheit auf, doch es will auch hemmungslos zerstört werden. Angst, dass die Kinder und Jugendlichen sich angewöhnen, mit jedem Buch so umzugehen, haben Zembol und seine Kollegen nicht: „Unsere Erfahrung zeigt, dass die Nutzer sehr wohl zwischen den verschiedenen Kategorien – zwischen normalen Büchern und dem KeinBuch - unterscheiden. Außerdem macht es doch mehr Spaß, in Ruhe einen wirklich spannenden Roman zu lesen, nachdem man sich am KeinBuch kreativ ausgetobt hat.” Zudem lieben Sebastian Zembol und seine Kollegen Bücher. Auch die, die eigentlich KeinBuch sein wollen.
Alle Videos und Informationen zum KeinBuch und zum Video-Wettbewerb gibt es im Internet unter www.keinbuch.com .