„Wir werden uns fast verdoppeln“, sagte Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel bei der letzten Sitzung des Stadtteilgremiums. Angesichts der neuen Bevölkerungsprognosen des Stadtplanungsreferats für die einzelnen Stadtbezirke passte es gut, dass der Bezirksausschuss diesmal im neuen Kulturzentrum Ubo9, mitten im über 1000 Jahre alten Dorfkern Aubings, tagte. Das Ensemble wird in ein paar Jahren von den Neubaugebieten umzingelt sein. Insgesamt wird München bis 2035 auf über 1,8 Millionen Einwohner angewachsen sein. Am stärksten wächst Aubing-Lochhausen-Langwied. Hier entsteht schließlich mit Freiham ein ganz neuer Stadtteil. Bis 2035 wird sich die Bevölkerungszahl von derzeit fast 40.000 Einwohnern nahezu verdoppeln. In der Vergangenheit hatten die Lokalpolitiker noch von einer Vergrößerung um 70 Prozent geredet. Für den BA bedeuten die Prognosen eine große Verantwortung. Eindringlich mahnte Kriesel: „Die entscheidenden Weichenstellungen für die nächsten Jahrzehnte werden hier gestellt.“
Auch die Bürger könnten mithelfen, die Zukunft Aubings zu gestalten, so Kriesel. Neben Workshops gibt es Informationen. Zum Beispiel bis zum 28. Juli im Stadtteilladen Neuaubing, Limesstraße 111. Die Ausstellung widmet sich dem Beteiligungsprozess für die Entwicklung des Bildungscampus'. Die drei Siegerentwürfe des Realisierungswettbewerbs können im Stadtteilladen Westkreuz in der Friedrichshafener Straße 11 begutachtet werden. Hier stellt die Gewofag ihr Wohnprojekt für 140 Wohnungen vor.
Die Aubinger selbst sehen den nächsten Jahren mit mulmigen Gefühlen entgegen. Da wäre zum einen der Verkehr. Manche Straßen sind bereits jetzt überfüllt. Wenigstens hat die jahrelange Forderung nach einem Verkehrskonzept gefruchtet. Die Stadtverwaltung möchte es für den Bezirk 22 aufstellen und dabei die Nachbargemeinden einbeziehen. Allerdings sind die Aubinger Politiker mit den Daten, die dafür hergenommen werden sollen, nicht einverstanden. So werde von einem „engmaschigen“ Radverkehrsnetz ausgegangen, doch das gebe es nicht. Die Radroute am Freihamer Weg existiere beispielsweise nicht mehr, da die Straße abgebrochen wurde. Marianne Langer (SPD) machte in der letzten Sitzung auf ein anderes Problem aufmerksam. Sie klagte über die vielen Lkw und Baufahrzeuge, die durch die Wohngebiete donnerten. „Soll das so die nächsten Jahre weitergehen?“.
„Es ist uns ein Anliegen die Belästigungen für alle Anlieger so gering wie möglich zu halten“, versicherte Robert Fricke, Bauleiter für die Straßenbauarbeiten in Freiham Nord in einem Schreiben. Seit knapp zwei Wochen sollte sich die Situation verbessert haben. Die Baufahrzeuge haben einen provisorischen Autobahnanschluss bekommen. „Alle vom Baureferat beauftragten Firmen wurden verpflichtet, lediglich die Verkehrswege des Zwischenausbaus sowie die Bodenseestraße und die südliche Wiesentfelser Straße zu benutzen.“ Sobald die Straßen fertig sind und die Hochbautätigkeit an den Wohngebäuden beginne, „hoffen wir, dass sich der Baustellenverkehr weitgehend auf den provisorischen Autobahnanschluss verlagert. Was die privaten Bauträger betrifft, so gestand Fricke: „Einen Einfluss auf sie haben wir leider nicht.“ Da ein Arbeitsbeginn vor sechs Uhr und nächtliche lärmintensive Arbeiten rechtlich nicht zulässig sind, bat Kriesel, dass die Bewohner die Kennzeichen der „schwarzen Schafe“ notierten, um solchen Verstößen nachgehen zu können.