Hallbergmoos liegt im Dreieck München-Freising-Erding in unmittelbarer Nachbarschaft zum Münchner Flughafen.
Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos
Flughafen Münchens 3. Start- und Landebahn Themenseite zum 3. Terminal für den Munich Airport Franz Josef Strauß
Der ist auch maßgeblich für den wirtschaftlichen Wohlstand der Gemeinde verantwortlich, die in diesem Jahr erstmals die 10.000 Einwohner-Marke überschreitet und damit die Ausmaße einer Kleinstadt annimmt. Doch so schnell, wie sich die neuen Unternehmen und Bürger im Ort ansiedeln, sind die Landwirte verschwunden. Heute sind es gerade noch zehn Vollerwerbslandwirte, die Kartoffeln, Gemüse, Getreide und Obst anbauen. Keiner hat sich auf ökologischen oder biologischen Anbau spezialisiert, keiner auf Milchvieh oder Hühner, nur einer setzt auf Schweine und Bullen, Pferdeställe gibt es hingegen immer größere und immer mehr.
Die Gebietsreform 1978 war der erste große Einschnitt in der Entwicklung der Gemeinde: Das bis dahin zu Notzing gehörende Goldach (entstanden 1865) wurde an Hallbergmoos angegliedert. So wuchs die Einwohnerzahl auf über 3.500, 1990 waren es schon 4.800 Bewohner. Es folgte 1992 die zweite Zäsur mit der Eröffnung des Flughafens. Seither wächst die Bevölkerung rasant, heuer wird die magische 10.000-Marke überschritten womit sich der Ort in seiner Größe innerhalb von 20 Jahren mehr als verdoppelt hat, zudem zu den wohlhabendsten in Bayern zählt.
Im gleichen Maßstab, wie sich die Einwohnerzahl entwickelte, hat sich die Struktur des Ortes verändert. Nach der Gebietsreform 1978 gab es noch 158 Vollerwerbslandwirte. Sie bauten auf 3.356 Hektar ihre Produkte an. Heute sind es gerade noch zehn Bauern, die von den Früchten ihrer Scholle leben und dafür knapp über 2.000 Hektar zur Verfügung haben. Das riesige Gewerbegebiet »Munich Airport Business Park« (MABP) mit seinen über 5.000 Angestellten in rund 1.200 Unternehmen, der kontinuierlich wachsende Flughafen im Norden des Ortes und die immer neuen Baugebiete für Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten, -horte und -krippen oder das riesige Sport- und Freizeitzentrum reduzieren die landwirtschaftliche Fläche immer mehr. Hinzu kam der »Pfanni-Umzug«: Das renommierte deutsche Unternehmen verabschiedete sich 1995 aus München und siedelte sich in den neuen Bundesländern an. Auf einen Schlag standen viele Hallbergmooser Kartoffel-Bauern vor dem Ruin. Wer sich nicht teuer einkaufte in die Kartoffel-Stärkefabrik in Schrobenhausen und dort einen neuen Absatzzweig fand, der war froh über die vielen Kaufangebote für das Ackerland. Die Gemeinde und der Flughafen wussten ja bereits damals, dass sie wachsen wollten.
Rudolf Rottmeier jun. (24) ist seit ein paar Monaten der neue Ortsobmann der verbliebenen Hallbergmooser Landwirte, seine Mutter Marianne ist die Ortsbäuerin. Die Familie wohnt im ältesten Gebäude von Goldach, baut Mais, Raps und Kartoffeln an, mästet Schweine sowie Bullen. »In den vergangenen Jahren haben die Preise für Fleisch angezogen, unsere Stärkekartoffeln können wir gut verkaufen, sodass wir als Familienbetrieb ganz gut leben können, auch regelmäßig Urlaub haben. Leider schauen immer mehr Verbraucher nur auf die Preise und nicht auf die Qualität oder regionale Herkunft. Das ist schade.«, sagt Rudolf Rottmeier.
Das Leben als Bauer sei hart, er müsse ständig in modernste Technik, wie etwa einen GPS-Trecker investieren, der auf einen halben Zentimeter genau pflügt. »Aber ich will nichts anderes machen, mein Motto ist: ganz oder gar nicht!«
Auch Ludwig Schmid, bekannt als der »Gmias-Dantla Ludwig« hat seine erfolgreiche Nische gefunden. Er baut alle Gemüse an, die in Bayern nur wachsen: »Seit 1967 steht unsere Familie mit einem Stand dreimal in der Woche in München auf dem Rotkreuz-Platz das lohnt sich!«, berichtet seine Frau Rita. Auch hier ein typischer Familienbetrieb mit Erntehelfern aus Osteuropa in der Hochsaison, auf den Beinen sechs Tage in der Woche von 6 Uhr in der Früh bis zum Dunkelwerden. »Wir liefern auch an Großhändler, die unsere Waren an die großen Ketten verteilen doch da konkurrieren wir bayerischen Bauern mit den Billigstpreisen der Holländer, die trotz des weiten Transports billiger sind als wir. Das kann nicht sein, das lohnt sich für uns nicht. Wir setzen auf Direktvermarktung, aber nicht auf Bio oder Öko, das wollen unsere Kunden gar nicht! Die wollen Qualität zu einem vernünftigen Preis«, so Ludwig Schmid. Alle zwei Jahre lädt er seine Münchner Kunden zum Hoffest ein (heuer am 8. Juli), »damit die mal sehen, woher das Gemüse kommt und welchen technischen Aufwand wir treiben: Kühl- und Gewächshäuser, große Traktoren, Sortier- und Waschanlagen.«
Sein zweiter Trumpf sind die vielen Flächen, die er noch besitzt. Dafür bekommt er EU-Subventionen, ob er sie beackert oder nicht und sie werden immer wertvoller als potenzielles Bauland, für Straßen und Wege und jetzt auch für Biogas- oder Windkraftanlagen. »Das wird mein nächstes Standbein!«, verspricht der »Gmias-Dantla« schelmisch grinsend. bb