In Bayern haben wir ein reiches und Gott sei Dank, ein lebendiges Brauchtum. Ausgerichtet an den kirchlichen Feiertagen oder jahreszeitlichen Gegebenheiten entwickelten sich über die Jahrhunderte zahlreiche Bräuche, die den Jahreslauf bereicherten und das Zusammenleben im Dorf festigten. So auch zum 1. Mai.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor
In vielen Ortschaften wird an diesem Tag ein Maibaum aufgestellt, auch hier in Schliersee im Museumsdorf, bei unserem zünftigen Maibaumfest. Auf was sich die Tradition des Maibaums genau bezieht und wann sie aufkam, kann man heute nicht mehr sicher ergründen, aber manche Forscher vermuten einen germanischen Fruchtbarkeitskult als Ursprung. Maibäume, wie wir sie heute kennen, sind bereits aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Einer der ältesten Belege für einen Maibaum in Bayern ist ein Wandgemälde des Malers Hans Donauer aus dem Jahr 1584. Er hat im Antiquariat der Münchner Residenz eine Reihe von Ortsansichten angefertigt und in seinem Starnberger Bild ist eindeutig ein Maibaum mit Figuren zu erkennen. Im 18. Jahrhundert findet man dann in vielen künstlerischen Darstellungen den Maibaum im Bild. Man kann also davon ausgehen, dass es zu dieser Zeit ein bereits weit verbreiteter Brauch war. Zeitgleich lösten sich die Dörfer auch immer mehr aus der Abhängigkeit des Adels und der Maibaum hatte die geeignete Symbolkraft die eigene Unabhängigkeit nach außen hin sichtbar zu machen.
Regional unterschiedlich wird der Stamm mit Rinde und dem noch grünen Wipfel des Baumes aufgestellt, oder, wie in Oberbayern oft üblich, entrindet und in vielen Gegenden auch in den Landesfarben bemalt. Auf Tafeln, die am Stamm befestigt werden, sind die
einzelnen im Ort angesiedel-ten Handwerksbetriebe dargestellt. Jedes Dorf wollte zeigen, was es zu bieten hat und der Maibaum bot dazu den richtigen Platz. Meist nämlich stand er sehr zentral im Dorf, vor der Kirche oder dem Wirtshaus.
Zum Aufstellen des Maibaums verwendet man traditionell die sogenannten Schwalben, das sind jeweils zwei zusammengebundene Holzstangen, mit deren Hilfe die Männer des Ortes den Baum ohne technische Hilfe aufrichten. Beim Maibaumaufstellen war das ganze Dorf auf den Beinen und musste zusammenhelfen, was die Dorfgemeinschaft festigte. Jeder leistete einen Beitrag, die Musik spielte und es wurde getanzt.
Auf dem Tanzboden ergab sich dann endlich auch die Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens, was im Alltag schwierig war und so mancher fand dabei sein Liebesglück.
Auch wir im Museum stellen einen Maibaum auf und ich würde mich freuen, wenn Sie mit dabei sind. Dann haben Sie außerdem Gelegenheit unseren Maibock, ein untergäriges Starkbier zu probieren, das unser Braumeister in unserer Museumsbrauerei extra für Sie gebraut hat.
Die Starkbiertradition in Bayern geht ursprünglich zurück auf die Paulanermönche, die schon im 17. Jahrhundert in der Fastenzeit ein besonders nahrhaftes Bier gebraut haben. Später erhielten sie dann das Recht dieses Bier am Namenstag ihres Ordensvaters auch auszuschenken. Sie nannten es Heilig-Vater-Bier oder St. Vaterbier. Im Volksmund wurde diese Bezeichnung dann schnell zu Salvator, wie das Bier heute noch genannt wird. Die meisten Starkbiere, auch von anderen Brauereien, erinnern mit ihrem Namen an den Salvator. Unser Maibock, der Wasinator, bleibt dieser Tradition treu. Ich bin natürlich stolz darauf, Namenspatron unseres Starkbiers zu sein und ich hoffe es schmeckt Ihnen. Wenn Sie den Maibock probieren wollen, fahren Sie aber am besten mit der Bayerischen Oberlandbahn zu uns ins Freilichtmuseum, denn stark ist er freilich schon der Wasinator. Aber vom Bahnhof FischhausenNeuhaus aus sind es nur drei Minuten zu Fuß ins Museum. Unser Braumeister und ich, wir freuen uns auf Sie.
Ihr Markus Wasmeier
Veranstaltungstipp
Mittwoch, 1. Mai 2013
Altbayerisches Maibaumfest mit Gaudi, Musi und
selbstgebrautem Starkbier