An diesen Tag wird sich Helmut K. noch lange erinnern. Mit solchen Worten beginnen oft Berichte über erfolgreiche Herz-Lungen-Wiederbelebungen. Doch in aller Regel ist es anders auch bei Helmut K. der sich an die Ereignisse vom 19. und 20. Juli 2014 überhaupt nicht erinnern kann.
Rund um das Ereignis seines plötzlichen Herztods klafft eine große Erinnerungslücke. Nur aus vielen Erzählungen von Ärzten und seiner Frau weiß er, was in etwa passiert war.
Samstag, 19. Juli 2014, 15.00 Uhr. Helmut K. besucht mit seiner Frau Marieluise das Eselrennen auf dem Jubiläumsfest des Ismaninger Burschenvereins. Gegen Abend treffen sie sich bei Freunden zum Grillen. Alle sind vergnügt, nichts deutet darauf hin, dass Helmut wenige Stunden später bewusstlos zusammenbrechen wird.
Die Sanitäter des BRK Ismaning sichern in dieser Nacht die medizinische Betreuung der Gäste auf dem Burschenfest. Auch die Besatzung des Helfer vor Ort befindet sich dort und ist in Alarmbereitschaft.
Sonntag, 20. Juli, gegen 0.32 Uhr kommt das Ehepaar K. nach Hause. Wenige Minuten später nimmt Marieluise einen lauten Schlag war. Dann findet sie ihren Mann im Flur auf, regungslos auf dem Boden liegend.
- 0.37 Uhr: Marieluise K. ruft sofort den Notruf 112. Ein Disponent der Rettungsleitstelle nimmt den Notruf entgegen.
- 0.38 Uhr: Der Funkmeldeempfänger des Ismaninger Helfer vor Ort schlägt Alarm. Wenige Sekunden später nehmen die beiden Sanitäter Johann Bauer und Fried Saacke den Alarmauftrag von der Leitstelle per Funk entgegen. »Ismaning, Gottfried-Ziegler-Straße, bewusstlose Person in Wohnung, laufende Telefonreanimation.« Neben dem Helfer vor Ort alarmiert die Leitstelle auch den Notarzt Bogenhausen und den Rettungswagen der TU Garching. Alle Fahrzeuge der umliegenden Rettungswagen waren in anderen Einsätzen gebunden.
- 0.39 Uhr: Der Disponent der Leitstelle erklärt der Ehefrau jeden Schritt der weiteren Hilfeleistung und leitet sie genau an die Herz-Druckmassage durchzuführen.
- 0.41 Uhr: Der Helfer vor Ort fährt in die Gottfried-Ziegler-Straße ein. Die Hausnummern sind in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Wertvolle Zeit geht verloren.
- 0.42 Uhr: Die Sanitäter klingeln an der Haustüre. Die Türe lässt sich nach Auslösen des elektrischen Türöffners nicht öffnen. Andere Bewohner haben die Haustüre verriegelt. Frau K. muss aus dem zweiten Stock nach unten laufen um den Sanitätern zu öffnen. Wieder geht wertvolle Zeit verloren.
- 0.44 Uhr: Die Sanitäter finden den Patienten auf und setzen sofort die Herz-Druckmassage fort. Ein automatischer elektrischer Defibrillator (AED) wird einsatzklar gemacht.
- 0.45 Uhr: Die elektrische Aktivität des Herzes wird mit dem AED ausgewertet, eine Defibrillation des Herzens ist erforderlich und wird von den Sanitätern durchgeführt. Mit einer kontrollierten Abgabe eines Elektroschocks an den Herzmuskel wird versucht das Kammerflimmern zu beheben. Die Herz-Druckmassage wird fortgesetzt, ein Tubus für die Beatmung eingeführt und der Patient mit reinem Sauerstoff beatmet.