Über 500 Menschen jüdischen Glaubens waren von 1941 bis 1943 in einem Nebenflügel des Klosters der Barmherzigen Schwestern in Berg am Laim interniert. Die meisten von ihnen wurden später deportiert und ermordet. An die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnert die Friedensgemeinschaft Berg am Laim seit 37 Jahren, immer im November. Das diesjährige Gedenken findet am Donnerstag, 14. November, ab 19.30 Uhr, im Alten- und Pflegeheim St. Michael (St.-Michael-Straße 16) statt. Interessierte sind willkommen.
Die Friedensgemeinschaft Berg am Laim ist ein loser Zusammenschluss interkulturell orientierter Organisationen, darunter der Bezirksausschuss 14, der Bürgerkreis Berg am Laim, die Evangelische Kirchengemeinde Sophie Scholl, der Kulturbürgerhausverein und die Münchner Volkshochschule – Stadtbereich Ost. Dazu kommen engagierte Bürgerinnen und Bürger aus Berg am Laim. Seit 37 Jahren organisiert das Bündnis den Berg am Laimer Lichtergang, um an die Deportierten und Ermordeten zu erinnern - und an das Internierungslager, das von den Nationalsozialisten euphemistisch als „Heimanlage” bezeichnet wurde.
Die 37. Gedenkveranstaltung trägt den Titel „Über alle Grenzen - Wünsche und Visionen für ein friedliches Zusammenleben von Juden, Muslimen und Christen”. „Wir denken, dass angesichts des brutalen Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem Tod von über 40.000 überwiegend ziviler Opfer im Krieg, den die israelische Armee gegen die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah in Gaza und mittlerweile auch im Libanon führt, auch über die Opfer des aktuellen Nahost-Konfliktes zu sprechen und über Dialog und Zukunft nachzudenken ist”, erläutern die Veranstalter: „Deshalb wollen wir in diesem Jahr an den Gründungsimpuls der Friedensgemeinschaft Berg am Laim anknüpfen.”
Vertreter des Judentums, der Christenheit und des Islams in München werden ihre Wünsche und auch Visionen von einem friedlichen Zusammenleben von Juden, Muslimen und Christen vorstellen. Eingeladen sind Eva Haller, die Präsidentin der Europäischen Janusz-Korczak-Akademie, deren Tätigkeitsschwerpunkt auf der Förderung jüdischer Jugend- und Erwachsenenbildung und auf interreligiösem Dialog liegt, sowie Belmin Mehic (Imam beim Münchner Forum für Islam und Leiter des Standortes München des Muslimischen Bildungswerks Bayern) und Felix Breitling (Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Sophie Scholl in Berg am Laim). Zur Einführung und historischen Einordnung spricht der Historiker Erich Kasberger. Für den musikalischen Rahmen sorgen Esther Schöpf an der Violine und Norbert Groh am Akkordeon.
Im Anschluss an die Wortbeiträge findet der gemeinsame Lichtergang zum Mahnmal statt. Dieses steht seit 1987 nahe der Pfarrkirche St. Michael, am Ende der Clemens-August-Straße, und damit an der Stelle, an der sich einst der längst abgerissene Nordflügel des Klosters befand, in dem zahlreiche Jüdinnen und Juden unter unwürdigen Bedingungen leben und Zwangsarbeit leisten mussten. Die Klosterschwestern waren seinerzeit von den Nazis gezwungen worden, die Internierung der Juden in ihrem Haus zuzulassen. Der Kontakt zu den Lagerinsassen war ihnen untersagt, dennoch halfen die Schwestern Berichten zufolge, wo sie konnten.