Es sind zarte filigrane Wesen, die Caroline Neven Du Mont fotografiert hat: Insekten, die man im Alltag häufig übersieht oder sogar achtlos zertritt. Aufs Vielfache vergrößert präsentieren sie sich in einer unerwarteten Schönheit. „Wesensart“ heißt die Ausstellung im Haus der Bayerischen Landwirtschaft (HdbL) in Herrsching. Bis Ende März sind die Fotografien kleiner Lebewesen und Pflanzen zu besichtigen. Bei der Vernissage erzählte die Fotografin und Bühnenbildnerin über die Entstehung ihrer Fotografien.
An den Wänden des Foyers und der Gänge im Erdgeschoss der Bildungsstätte hängen die Fotos von Heuschrecke, Schmetterling, Fliege und Co. „Die Fotos sind auf mehrwöchigen Wanderungen oder in meinem Garten entstanden“, verrät Caroline Neven Du Mont. Dabei hat sie etwas Erstaunliches festgestellt. In den ersten Tagen ihrer Wanderungen, wenn sie noch im hektischen Alltagsmodus ist, würde sie den Fotomotiven hinterherjagen. Fast scheint es, als ob die Insekten das spürten, denn sie flatterten sofort davon. Nach ein paar Tagen komme sie zur Ruhe und so unglaublich es auch klingen mag, plötzlich blieben die Tierchen ruhig sitzen. Sie schaue durch ihre Kameralinse „und sie schauen zurück“. Entstanden sind berührende Tierportraits – ganz ohne Fotoshop oder KI.
Eine Gruppe Bläulinge, Gottesanbeterinnen, Heuschrecken, aber auch eine Päonie voller Tautropfen wirken auf die auf Leinwand gezogene und vergrößerten Fotos nicht mehr klein und unbedeutend – die Betrachter begegnen den Tieren somit auf Augenhöhe. „Sie haben mich gelehrt demütig zu sein“, erklärt die Fotografin. Der Mensch steht nicht über dem Tier, er besitzt sie nicht. Im Gegenteil: „Wem gehört die Wiese? Ihr, mir, dem Landwirt?“, fragt Neven Du Mont. In ihrer Ansprache bedankt sie sich deswegen nicht nur bei ihren Freunden und Helfern, sondern auch „bei den Wesen“.
Für ihre Fotosafaris wandert Neven Du Mont gerne im Piemont. Dort sei die Natur besonders ursprünglich. Man sieht eine Schar Bläulinge ihre zart gemusterten Flügel ausbreiten, Heuschrecken mit langen fragilen Fühlern und einen imposanten Apollofalter, dessen große Augen scheinbar neugierig in die Kamera blicken.
Die Fotografin arbeitet als Kostüm- und Bühnenbildnerin für die Burgfestspiele in Mayen. Intendant Alexander May, der außerdem Regisseur der Kaltenberger Ritterspiele ist, hielt deswegen die Laudatio. Er lobte Neven Du Monts „präzisen, liebevollen Blick für die Schönheit des Lebens“, der ein Fenster in ihre Seele darstelle. Sie lenke den Blick auf das, was oft übersehen wird. „Die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Kamera, das ist wahre Kunst“. Die Ausstellung „Wesensart“ ist bis Ende März im Haus der Bayerischen Landwirtschaft, Rieder Straße 70, in Herrsching geöffnet.