Es ist die einzige Schule in ganz Süddeutschland, die das macht: Aus- und Weiterbildung von Menschen, die sich berufsmäßig mit Explosivstoffen oder gar Kampfmitteln befassen. Sie sitzt in Langenpreising, heißt EMC, und an der Spitze steht eine Frau: Eveline Zwehn.
Es sind, wie der leitende Feuerwerker Peter Waffler erst unlängst im Gemeinderat berichtete, fünf bis sechs Lehrgänge pro Jahr, die unter anderem vom Flughafen in München nachgefragt werden. Zwei Jahre dauerte das Genehmigungsverfahren für diese Ausbildungsstätte, das 2017 abgeschlossen werden konnte. Jetzt geht es an die Praxis, und da wird dann auch mit echtem Sprengstoff hantiert. Dazu geht man in eine Kiesgrube, die der Gemeinde gehört. Auch der Pächter, der den Kiesabbau betreibt, hat dem zugestimmt.
Bis zu 100 Gramm Sprengstoff dürfen dort dem Genehmigungsbescheid der Regierung von Oberbayern zufolge zur Explosion gebracht werden. Auch die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Erding hat dieser Sache schon zugestimmt. Hanspeter Hollack, Mitglied der Geschäftsleitung, bezeichnete die Genehmigung als auf ein Jahr befristet, erst einmal. Direkt neben dem Gebäude im Gewerbegebiet „In der Au“ in Langenpreising hat die Schule ein echtes Übungsgelände, auf dem auch das stattfinden soll, was Waffler „Gewöhnungssprengungen“ nennt: Gerade mal ein Gramm Sprengstoff verursacht dort weniger Lärm als ein Silvesterknaller. Im Gemeinderat sah man allerdings nach der jüngsten Sitzung noch einigen Klärungsbedarf, aber das hat mit einer etwas verunglückten Informationspolitik der Verwaltung zu tun. Der Antrag zur Genehmigung dieser Übungssprengungen ist nämlich vom vergangenen Sommer und damit etwa ein halbes Jahr alt. Nun gibt es auch Böllerschützen in der Gemeinde, und deren „Lärmgeräte“, wie sie im Gesetz heißen, sorgen für ganz andere Schalldrücke. Hollack gab sich darum zuversichtlich, dass es mit den noch ausstehenden zwei bis drei Sprengungen für dieses Jahr – und um mehr gehe es nicht – keine Probleme geben werde.
Dass keine andere Schule in Süddeutschland auf diesem Stand ist, klingt verwunderlich. Vier Schulen sind es bundesweit, wie Eveline Zwehn einmal gegenüber Medienvertretern geäußert hat. Aber der Bedarf ist da, die Zahl der Kurse zeigt das deutlich. Bei EMC geht es aber auch weltweit um Kampfmittelbeseitigung. Eine so eindrucksvolle wie bedrückende Lehrsammlung in den Räumen der Schule dokumentiert den perfiden Erfindungsreichtum des Menschen, wenn es um das Töten geht. Das Übungsgelände am Rand der Gemeinde schafft die Möglichkeit, das Erkennen und Freilegen von Kampfmitteln systematisch zu trainieren. Ein Baggerfahrer, der eine rostige Bodenveränderung bei seiner Arbeit richtig interpretiert, kann mit diesem Wissen sein Leben und das seiner Kollegen schützen, wenn er richtig reagiert, bevor der Blindgänger am Ende, ausgelöst durch die Baggerschaufel, doch noch hochgeht. kw