Wer von der U-Bahn-Station Dülferstraße durch das Neubauviertel Nordhaide geht, hat Glück und kann sich orientieren. Auf der zentralen, schräg durch das Quartier verlaufenden Verbindung, der sogenannten Diagonale, sind kleine Holzschilder an den Lichtmasten angebracht. Darauf stehen die Namen der angrenzenden Straßen zwischen den Wohnhäusern: Frauenmantelanger, Graslilienanger, Schneeheideanger, Fingerkrautanger und Golddistelanger.
Wer hingegen in der anderen Richtung unterwegs ist, also von Ost nach West, kann die Schilder nur lesen, wenn er sich umdreht. Inzwischen seien sie außerdem verwittert, sagt Frank May vom Verein Bewohnergemeinschaft Nordhaide. Vor einem Jahr hatten er und einige andere engagierte Bürger die kleinen Holztafeln zur besseren Orientierung ortsunkundiger Besucher der Siedlung auf der ehemaligen Panzerwiese aufgestellt. Die Stadtverwaltung habe dies toleriert. Doch nun sei sie selbst am Zug, richtige große Straßennamen-Schilder auf der Diagonale aufzustellen, forderte May in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins Bewohnergemeinschaft Nordhaide. Die Holztafeln seien keine Dauerlösung, vielmehr von Anfang an »nur als Provisorium und Hilferuf« gedacht gewesen.
Der Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart, zu dem das Neubauviertel auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz der Bundeswehr gehört, leitete die Forderung zwar an die Stadtverwaltung weiter, mit der Bitte um Prüfung des Bürgerantrags. Die Bezirksausschussvorsitzende Antonie Thomsen (SPD) äußerte jedoch große Bedenken, dass die Verwaltung diesen Wunsch der Anwohner erfüllen wird: Die Diagonale befinde sich in einem Grünzug und sei deshalb von der Stadt offiziell als Grünfläche ausgewiesen. In Grünanlagen aber dürften laut Stadtratsbeschluss von 2002 keine Straßennamens- und Wege-Schilder aufgestellt werden, berichtete die Politikerin. Aus diesem Grund habe die Verwaltung bereits vor zwei Jahren einen entsprechenden Bürgerantrag abgelehnt. Thomsen glaubt, dass die Provisorien länger bleiben werden und die Stadt erneut den Antrag nach richtigen Schildern ablehnen werde.
Das östlich der Schleißheimer Straße gelegene Quartier Nordhaide ist inzwischen fast fertig gestellt. In dem neuen Stadtteil gibt es etwa 2500 Wohnungen, nach Angaben der Stadt leben dort rund 5000 Menschen.
Wally Schmidt