Am Elisabethmarkt kann man nicht nur gut essen auch für ein anderes, allzu menschliches Bedürfnis ist gesorgt. Die nächste öffentliche Toilette ist nur wenige Meter entfernt.
Nun sollen jedoch rund die Hälfte der von der Kommune betriebenen Sanitäreinrichtungen geschlossen werden, darunter auch die Anlage an der Agnesstraße. Bei der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Schwabing-West in der vergangenen Woche in der Kreuzkirche stimmten die Teilnehmer dagegen, das WC-Häuschen zu schließen. »Ich bin auf diese Toilette angewiesen«, sagt Werner Auer, Anwohner aus der Georgenstraße. Er geht oft zum Essen auf den Elisabethmarkt, erklärt er. Da er Diabetiker sei, müsse er sich vor den Mahlzeiten Insulin spritzen. Er holt sein Injektionsgerät aus der Jackentasche. »Das kann ich doch nicht auf der Straße machen«, klagt er. Dass gerade ältere und kranke Menschen die öffentlichen Anlagen brauchen, weiß auch Walter Klein, Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-West (BA 4).
Der Radius dieser Leute verringere sich erheblich, wenn keine Toilette in der Nähe sei, mahnte er auf der Bürgerversammlung: »Das ist eine Einschränkung der Lebensqualität, die nicht in Zahlen messbar ist.« Im Juli hat der Stadtrat beschlossen, 34 der insgesamt 70 öffentlichen Toiletten der Stadt abzubauen. Rund 1,2 Millionen Euro im Jahr kostet die Kommune der Unterhalt der sanitären Einrichtungen. Um zu sparen, sollen nun Anlagen, die weniger als 160 Mal am Tag benutzt werden, abgebaut werden. Im Gegenzug sollen oft frequentierte Toiletten saniert und besser gereinigt werden. Geprüft wurde die Häufigkeit der Nutzung anhand des jeweiligen Wasserverbrauchs.
Der BA 4 hatte sich bereits im Vorfeld gegen das Vorhaben ausgesprochen und gefordert, sämtliche Anlagen, insbesondere die in der Agnesstraße und am Josephsplatz, zu erhalten. In der Stellungnahme des Kommunalreferats heißt es dazu indes, man könne »wegen der angespannten Haushaltslage und der Notwendigkeit drastischer Einsparungen nicht empfehlen, von Schließungen abzusehen«. Eine klare Absage erhielten die Sparpläne der Stadt außerdem von den Teilnehmern der Bürgerversammlung, die den Antrag von Reinhard Zimmermann, die Anlagen weiter zu betreiben, einstimmig befürworteten. Zimmermann organisiert seit rund 30 Jahren die Straßenfeste in der Agnesstraße: »Ich weiß, wie wichtig diese Toilette ist.« Weshalb die Stadt Millionen für die Olympiabewerbung ausgegeben habe, bei den elementaren Bedürfnissen der Bürger hingegen spare, könne er nicht verstehen.
Bindend ist der Beschluss der Bürgerversammlung aber nicht. Lehnt der Stadtrat den Antrag ab, wird die Toilette in der Agnesstraße verschwinden. Julia Stark