Seit knapp 20 Jahren gibt es den zweigleisigen S-Bahn-Halt Hallbergmoos. Die westlich gelegenen Schienen führen nach München, die östlichen zum Flughafen.
Erweiterung des Flughafen Münchens im Erdinger Moos
Flughafen Münchens 3. Start- und Landebahn Themenseite zur Entstehung des 3. Terminals für den Munich Airport Franz Josef Strauß
Wer nun aber - aus welchem Grund auch immer - auf die andere Seite des Bahnsteigs möchte, der muss durch eine steile, stinkende, feuchte Unterführung. Ein Gehbehinderter, ein Rollstuhlfahrer, eine Mutter mit Kinderwagen oder auch nur ein Mensch mit schwerem Gepäck, der die steilen Treppen nicht benutzen möchte oder kann, muss dann über eine sanfte Rampe, weiter den Fußweg entlang über die hohe Autobrücke und dann wieder die mittlerweile spiralförmig gewundene Rampe hinab. Das sind rund 600 Meter! Behindertengerecht ist das bestimmt nicht, sagen die Gemeinde und auch der gesunde Menschenverstand. Doch, sagen Bahn, Straßenbauamt und die ihnen folgenden Gerichte. Die Gemeinde hat gegen diesen Übergang geklagt - und verloren. Doch jetzt gibt es neue Erkenntnisse wonach die Rampe eben doch nicht der Norm entspricht.
Der behindertengerechte Ausbau des S-Bahnhofs Hallbergmoos bleibt ein Dauerthema. Die Gemeinde hat 2008 gegen den in ihren Augen keineswegs behindertengerechten Übergang geklagt und verloren, selbst eine Revision hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) nicht zugelassen. Da die Bahn nichts selbst bauen will, prinzipiell aber auch nichts gegen einen Ausbau durch die Gemeinde hätte, hat diese dann im Mai 2009 vom Ingenieur-Büro Gevas, Humberg & Partner eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen. Die Vorschläge variierten technisch, optisch und kostenmäßig sehr stark, die Bandbreite reicht von einer Rampe, über einen oder zwei Aufzügen sowie Preisen, die zwischen 850.000 Euro und 2 Millionen Euro liegen.
Die Gemeinderäte waren damals ziemlich baff ob der enormen Kosten, egal welcher Variante. Einig waren sie sich auch, dass jeder Aufzug leider heute ein enormes Vandalismus-Problem beinhalte vor allen Dingen nachts. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt, sei der von Störungen oder Ausfällen der Aufzüge.
Bürgermeister Klaus Stallmeister favorisiert hingegen die Lösung, dass im Zuge einer im Moment eher wohl unwahrscheinlichen Express S-Bahn von München zum Flughafen Hallbergmoos einen zweiten S-Bahnhof auf Höhe des Gewerbegebiets bekommt: und dieser wäre dann natürlich wirklich behindertengerecht von Anfang an. Seit über einem Jahr insistiert er mit diesem Thema beim bayerischen Wirtschaftsministerium und hat noch keine echte Antwort bekommen, lediglich Planungsabsichten und mögliche Überlegungen.
Nun gibt es aber eine ganz neue Variante: Gemeinderat Karl-Heinz Zenker (FW) hat nämlich festgestellt, dass die Rampe über die Gleise eben keineswegs behindertengerecht entsprechend der DIN-Norm 18024-1 ist. Auf Grund des gerade ganz neu verabschiedeten Gemeindeentwicklungsplans (GEP), in dem klar steht, dass die speziellen Bedürfnisse aller Altersgruppen in allen Lebenslagen zu achten und die Integration von Behinderten mittels barrierefreien Zugängen zu fördern seien, beantragte Zenker deshalb, die VGH-Entscheidung vom September 2009 überprüfen zu lassen. Gleichzeitig sollen Deutsche Bahn und das bayerische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technik aufgefordert werden, eine fachliche Prüfung vorzunehmen. Ob dies auf Grund der genannten DIN-Norm tatsächlich Sinn macht, will die Gemeinde so schnell wie möglich von einem Fachmann abklopfen lassen. bb