Der Giesinger Philipp von der Wippel (16) die Gelegenheit genutzt ein Gespräch in seiner deutschen Muttersprache zu führen. Im from Munich in Germany. Herzlich willkommen in unserer Pfarrei. Hat da gerade jemand auf Deutsch geantwortet? Ich bin aus allen Wolken gefallen, als mich beim Verabschieden nach dem Sonntagsgottesdienst ein junger Pfarrer auf Deutsch begrüßt und mir gleich das Du anbietet, das ja im Englischen durch das you hinfällig wird.
Goodbye Germany, England were coming
Philipp auf der Insel - Kolumne: Austauschschüler Philipp berichtet drei Monate lang über seine Erlebnisse und den Unterschieden bzw. Gemeinsamkeiten von Deutschen und Engländern
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Gleich am ersten Wochenende war ich durch meine starke Bindung zur Kirche in der Heimat neugierig gewesen, die Church of England kennenzulernen, und so hat es mich den Hügel hinauf in die Priory of Lancaster verschlagen. Dieser bemerkenswerten Begegnung mit Curate Joel Love bin ich genauer nachgegangen.
Philipp: Good evening Joel! Wir befinden uns hier gerade im Kirchenraum. Jeder hat hier seine Aufgabe. Daher interessiert mich, was deine Bezeichnung Curate bedeutet?
Joel: Curate bedeutet, dass ich mein Studium abgeschlossen habe, aber noch kein Priester bin. Ich könnte stattdessen auch zum Diakon ernannt werden. Nach der Priesterweihe dauert es dann in der Regel vier Jahre, bis man Vicar wird und eine eigene Pfarrei übernimmt. Die Berufsbezeichnung Reverend gilt für alle Stufen ist also die sicherste Anrede, wenn es richtig sein soll.
Philipp: Heute nennen dich die Menschen tatsächlich Reverend. Aber wie bist du dazu gekommen und was war dein Hauptbeweggrund, diese Entscheidung für dich zu treffen?
Joel: Ich habe meinen Beruf nicht gewählt, sondern wurde vielmehr zu meiner Aufgabe geführt. Es war nämlich so, dass ich ursprünglich Deutsch und Französisch in Birmingham studiert habe. Neben der in dieser Zeit entstehenden Vorliebe für Deutschland hatte ich auch begonnen mich als Ehrenamtlicher in einem großen Team für Obdachlose und Bedürftige in der dortigen Pfarrei zu engagieren. Als ich dann mein Studium aufgrund fehlender finanzieller Mittel unterbrechen musste, habe ich die Organisation und Verwaltung aller dort stattfindenden Projekte im Vollzeitjob übernommen. Meine Aufgabenfelder wurden immer mannigfaltiger: direkter Kontakt mit den Menschen, Organisation, Verantwortung, Glaube praktizieren und versuchen zu vermitteln, etc. Schon nach kurzer Zeit hatte ich so viele Wochenstunden wie der Pfarrer selbst. Das war die spannendste Zeit überhaupt, weil ich mehr und mehr verstanden habe, dass das Vielfältige genau das Meine und dies vielleicht meine Aufgabe auf Erden ist.
Philipp: Du bist in England herumgekommen, hast viele unterschiedliche Mentalitäten und Dialekte kennengelernt. Für meine Ohren sprichst du das perfekte Englisch. Ich kann jedes Wort mühelos verstehen. Wie ergeht es dir mit den unterschiedlichsten Dialekten, die wohl einen der größten Unterschiede bilden?
Joel (lacht): Im Grunde gibt es das perfekte Englisch nicht, da auch das angepriesene Oxford English ein Dialekt an sich ist. Jeder Bewohner aus Manchester beispielsweise könnte auf 50 Kilometer Radius genau bestimmen, dass ich aus dem direkten Umkreis von Oxford stamme. Konkret hier in Lancaster habe ich mich schnell an die andere Aussprache gewöhnt. Viel mehr machen mir die Bedeutungsunterschiede zu schaffen. Zum Beispiel bedeutet Tea Time hier nicht die Tageszeit zum Teetrinken, sondern eine Art frühes Abendessen. Verwirrend!
Philipp: Als du dich entschieden hast, deinen Nebenjob zu deiner Lebensaufgabe zu machen, hast du begonnen, Theologie an der Universität von Cambridge zu studieren. Was ist das Besondere in Cambridge, das den Unterschied ausmacht? Und würdest du dem Ruf von Cambridge, zu den besten fünf Universitäten der Welt zu gehören, zustimmen?
Joel: Da stimme ich voll und ganz zu, gerade wenn ich an die wegweisenden Köpfe der Weltgeschichte von Newton über Darwin bis zu Rutherford denke, die Cambridge hervorgebracht hat. Das Besondere an dieser Universität ist aber nicht der womöglich bessere Unterricht, was man vermuten könnte, sondern die jungen ambitionierten Menschen. Hier ist jeder Einzelne ein individueller Kopf, der auf seine eigene Weise denkt, sich traut, seine Überzeugung öffentlich kundzutun und diese zu verteidigen. Grundsätzlich erhält man nur das zurück, was man einsetzt.
Zweiter Teil des Gesprächs mit Curate Joel Love der Priory of Lancaster.