Veröffentlicht am 10.06.2013 00:00

Ebersberg · Vom Helfen zurück


Von red

Reich beschenkt sind sie aus einem der ärmsten Länder der Welt zurückgekommen, darin sind sich der Ebersberger Orthopäde Wolfgang Haller, Chefarzt Artur Klaiber, Edith Niederstebruch und Doris Sixt mit den anderen Teammitgliedern einig.

Ärztliche Hilfe für Afrika aus Ebersberg

Ebersberger Orthopäden kehren vom Hilfseinsatz in Sierra Leone zurück Die Mission in Sierra Leone ist vorerst beendet

Die Ebersberger Ärzte und Fachkräfte waren zwei Wochen in Sierra Leone, haben in Afrika unter schweren Bedingungen operiert und ein medizinisch-biologisches Labor weiter aufgebaut. Und würden am liebsten gleich morgen weiterhelfen.

Laut Wolfgang Haller leidet Sierra Leone noch immer unter den Folgen des Bürgerkriegs von 1992 bis 2003. Der in Ebersberg niedergelassene Orthopäde war schon mehrmals in dem westafrikanischen Staat, um seine Hilfe vor Ort einzubringen. Auch Edith Niederstebruch, OP-Schwester an der Kreisklinik Ebersberg, und ihr Mann Nils sind immer wieder in Sierra Leone, um am dortigen Krankenhaus ein Labor aufzubauen. Damit soll die medizinische Versorgung verbessert werden. Dabei waren diesmal auch die Kliniklaborleiterin Doris Sixt und das Arztehepaar Artur und Birgitta Klaiber.

Sie alle haben zwei Wochen ihres Jahresurlaubs genutzt, um den Ärmsten der Armen in Sierra Leone zu helfen. Dessen Einwohner leiden teils massiv unter den Folgen nicht behandelter Brüche sowie unter Knochenentzündungen. Die Lebenserwartung in Sierra Leone liegt durchschnittlich knapp über 40 Jahren, 30 Prozent der Kinder erreichen nicht das fünfte Lebensjahr. Aufgrund der Mangelernährung ist die Zahl der Infektionserkrankten sehr hoch. »Um hier

medizinisch gezielt behandeln zu können, ist der Aufbau der Mikrobiologie so wichtig«, sagen Sixt und Nieder­stebruch.

Die OP-Schwester sorgte mit den beiden Ärzten im Operationsraum des kleinen Krankenhauses »St. John of God« trotz ungewohnter Arbeitsbedingungen für die optimale Behandlung der Patienten. Es gibt dort keine Unfallchirurgie und keine Orthopädie, auf sechs Millionen Einwohner kommen laut der Ebersberger Mediziner nur rund 150 bis 200 Ärzte. Ohne die Möglichkeit bildgebender Verfahren vor und auch während der Operationen nahmen sie in den 14 Tagen gut 60 teils komplizierte Eingriffe vor. Zurückgeworfen auf ihre Ausbildung und lange Berufserfahrung wussten sich Ärzte und OP-Schwester auch ohne hohe europäische Standards zu helfen, bogen etwa OP-Material für Knochenbrüche mit purer Muskelkraft an den Türrahmen zurecht. Ihr Dank: die strahlenden Augen und das große Vertrauen ihrer zumeist kleinen Patienten, Herzlichkeit und Mitmenschlichkeit trotz des so schweren Lebens.

Umso schmerzhafter war es für die Ärzte, in der überfüllten Ambulanz manch einen Kranken wieder nach Hause schicken zu müssen, weil die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung in der Klinik fehlen. Daher ist es den Deutschen ein großes Anliegen, das Personal vor Ort immer wieder zu schulen und in Bayern Spenden für Material, Medikamente oder Geräte zu sammeln. »Wir sind oft, auch in emotionaler Hinsicht, an unsere Grenzen gekommen«, sagt Artur Klaiber, Chefarzt der Ebersberger Unfallchirurgie und Orthopädie. »Aber unsere Zeit dort war etwas ganz Besonderes, das uns tief berührt und auch etwas bescheidener gemacht hat.«

Der 2010 gegründete, gemeinnützige Aßlinger Verein »Globolab e.V.« mit dem Bio-Ingenieur Nils Niederstebruch und dem Allgemeinmediziner Peter Jell an der Spitze von gut 60 Mitgliedern baut in Sierra Leone das Klinik-Labor aus. Neben der Versorgung mit der Infrastruktur gehört dazu auch die fundierte Schulung der Mitarbeiter. Dafür ist der Verein immer wieder auf Spenden angewiesen. Sie kommen in vollem Umfang dem Projekt zugute und können überwiesen werden auf das Spendenkonto: Globolab e.V., Hausbank München, Konto 1 77 30 70, Bankleitzahl 70 09 01 00. red

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