Einige Schwabinger Bürger haben ihre Anträge zum neuen Stadtplatz am Ackermannbogen schon gestellt.
Leben am Ackermannbogen
Schwabing · Ackermannbogen: Ein Stadtviertel entwickelt sich Themenseite zum Leben im Stadtviertel Ackermannbogen
So wünscht sich etwa Alicia Bilang von der Projektgruppe Ökologie des Vereins Ackermannbogen, dass im südlichen Bereich des Stadtplatzareals, statt der Brachfläche, die jetzt dort ist, eine Wiese mit Wildblumen angelegt werden solle. Es soll dort »freie Möglichkeiten für die Umwelt und zum Spielen« geben. Und Karin Heese vom Forum Quartiersentwicklung vom Verein Ackermannbogen möchte, dass in der Planung des Stadtplatzes die Wasserspiele und die Pergola »nicht dem Rotstift zum Opfer fallen«.
Jüngst hat eine Einwohnerversammlung zum Thema »Ackermannbogen: Gestaltung der Urbanen Mitte mit Stadtplatz und öffentlichen Grünflächen« in der Kreuzkirche in Schwabing-West stattgefunden. In der Mitte des Quartiers soll vor dem Supermarkt und westlich des Stadtwaldes ein Stadtplatz im vierten Bauabschnitt entstehen. Der Stadtplatz wird mit 75 mal 45 Metern und den angrenzenden Freiflächen die Größe des Marienplatzes haben.
Mitarbeiter vom Baureferat Gartenbau der Stadt und die Stadtplanerin Ingrid Krau informierten bei der Einwohnerversammlung, wie der Platz einmal aussehen soll. Vorausgegangen war unter anderem ein Workshop zur Gestaltung des Stadtplatzes, an dem sich Bürger, Mitglieder des Bezirksausschusses Schwabing-West (BA 4), Sachverständige der Stadtverwaltung und Investoren beteiligt hatten. Vier Architekturbüros haben Entwürfe abgegeben, wie sie die Urbane Mitte am Ackermannbogen gestalten würden unter Berücksichtigung der Workshopergebnisse. Laut Ingrid Krau wünschen sich die Beteiligten unter anderem, dass die Urbane Mitte zum »kommunikativen Raum« für die Anwohner wird. Möglichst alle Bäume dort sollen erhalten bleiben. Der Platz soll grün und mit sonnigen und schattigen Bereichen gestaltet werden. Die Busfuhrt und Fuß- und Radwege sollen sinnvoll geführt werden und die Strecken sollen barrierefrei sein. Auf dem Platz soll es Wasserspiele, Nachbarschaftsgärten und einen »Ort der Stille« geben. Und in der Planung sollen mindestens 400 Quadratmeter befestigte freie Fläche berücksichtigt werden für Veranstaltungen.
Für die Umsetzung haben sich vier Architekturbüros beworben, die am Workshop beteiligt waren.
Ein Gutachtergremium unter Vorsitz von Ingrid Krau hat als das beste Konzept den Entwurf von Levin Monsigny Landschaftsarchitekten aus Berlin gekürt. »Wesentlich« für diese Entscheidung sei gewesen, sagt Krau, dass dieser Entwurf die Grüne Achse mit der Urbanen Mitte verbindet. Der Platz ist als Sechseck gestaltet, die vorhandenen Bäume sind mit in die Planung einbezogen. Weitere Bäume werden locker gruppiert gepflanzt. Die Ost-West-Achse für Radfahrer verläuft relativ nahe an der Gebäudefassade entlang, die den Supermarkt und Gastronomie beherbergen wird.
Nachbarschaftsgärten sind vorgesehen mit einem »intimen Innenraum« für Leute, die in Ruhe gärtnern wollen. »Das ist privat und gemeinschaftsfördernd«, sagt Krau.
In Ruhe beobachten
Der »Ort der Stille« ist nach Ansicht der Stadtplanerin auch gut gelungen: Dort könne man sich, etwa mit einem Buch, gut zurückziehen und gleichzeitig sehen, was um einen herum vor sich geht. Die Wegeanordnung ist so, dass keine Bäume gefällt werden müssen.
Ein Bürger wollte bei der Einwohnerversammlung wissen, ob es am Stadtplatz eine Bushaltestelle geben werde. »Ja«, sagte Krau, allerdings müsse noch mal darüber nachgedacht werden. Geplant sei momentan eine Haltestelle an der Elisabeth-Kohn-Straße hinter dem Supermarktkomplex, eine zweite seitlich am Platz selbst. Wobei der Bus laut Krau keine Schwierigkeiten haben wird, den Knick des Sechsecks zu fahren.
Um die Planung hatten sich des Weiteren die Architekturbüros Atelier Loidl aus Berlin (Platz zwei), Lex Kerfers mit einer Zweigstelle in München (Platz drei) und lab Landschaftsarchitektur Brenner aus Landshut (Platz vier) beworben.
Bei der Einwohnerversammlung sind die Anträge von Bilang mit einer Gegenstimme und Heese einstimmig angenommen worden. Ein weiterer Bürger beantragte noch, dass der Siegerentwurf von Levin Monsigny Landschaftsarchitekten unterstützt wird. Auch dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Bevor es am Ackermannbogen aber überhaupt etwas mit dem Stadtplatz wird, muss zunächst der politische Weg beschritten werden: Es wird eine Stellungnahme zum Entwurf in der Dezembersitzung des Bezirksausschusses geben. Das Ergebnis wird dem städtischen Bauausschuss vorgelegt, ein Vorentwurf wird voraussichtlich im Sommer kommenden Jahres vorliegen.
Im Herbst 2014 wird es dann einen Projektauftrag des Stadtrates geben, gefolgt von der Ausschreibung. Baubeginn könnte im Herbst 2015 sein, Fertigstellung im Sommer 2016. Die große Lücke von einem Jahr zwischen Projektauftrag und Baubeginn ergibt sich aus der umfassenden Planung, die in diesem Zeitraum ansteht. Wie teuer der Stadtplatz letztendlich wird, ist noch völlig offen.
Sobald ein Vorentwurf und damit auch eine Kostenschätzung vorliegen, wird der Stadtrat über das Budget entscheiden. Schon klar ist laut Ulrich Schneider, Leiter Hauptabteilung Gartenbau beim Baureferat, dass das Vorhaben »mehr als ein mittleres Budget« beanspruchen wird.
Das Baureferat zeigt noch bis Mittwoch, 6. November, die Ergebnisse des Planungsworkshops in einer Ausstellung im SchauRaum in der Therese-Studer-Straße 9. Der SchauRaum ist Mittwoch bis Freitag von 17 bis 19 Uhr und Samstag und Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Montag und Dienstag kann die Ausstellung nur nach Vereinbarung unter Tel. 2 71 86 11 besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Anträge auch jetzt noch stellen
Der Zugang ist auf der Rückseite des Gebäudes über den Fußweg zwischen Therese-Studer-Straße 9 und 11. Anwohner können auch jetzt noch Anträge stellen. Formulare liegen im SchauRaum aus. Am Mittwoch, 6. November, widmen sich außerdem die Teilnehmer am MittwochsTreff um 20 Uhr im Raum Olymp, Elisabeth-Kohn-Straße 29, dem Thema Stadtplatz. Kirsten Ossoinig