Veröffentlicht am 13.08.2014 00:00

Sommergespräch: „Richtig und Falsch existieren nicht mehr“


Von red
Cemal Günes, Benedikt Kämmerling, Ingrid Appel, Ulrike Mascher (von links) sprachen über Werte.	 (Foto: Patricia Prankl)
Cemal Günes, Benedikt Kämmerling, Ingrid Appel, Ulrike Mascher (von links) sprachen über Werte. (Foto: Patricia Prankl)
Cemal Günes, Benedikt Kämmerling, Ingrid Appel, Ulrike Mascher (von links) sprachen über Werte. (Foto: Patricia Prankl)
Cemal Günes, Benedikt Kämmerling, Ingrid Appel, Ulrike Mascher (von links) sprachen über Werte. (Foto: Patricia Prankl)
Cemal Günes, Benedikt Kämmerling, Ingrid Appel, Ulrike Mascher (von links) sprachen über Werte. (Foto: Patricia Prankl)

Ehrlichkeit, Loyalität, Empathie – nur noch leere Worte oder auch heute gültige Werte?

Sommergespräche: Gesellschaftliche Debatten haben bei uns einen Platz Wir beleuchten kontroverse Themen von allen Seiten

Was halten wir geistig oder ideell noch für erstrebenswert, wie das laut Definition einen Wert ausmacht? Richten wir uns überhaupt noch an Werten aus, wo doch immer wieder von Werteverlust und Werteverfall die Rede ist? Oder ist das Wertesystem der Gesellschaft im Grunde gleich geblieben und das immer wieder aufkeimende Geschimpfe auf die Facebook-Jugend, der ein Referenzrahmen fehle, stellt sich lediglich als sogenannter Generationenkonflikt heraus, wie es ihn schon immer gab? Welche Werte sind uns wichtig?

„Ich habe noch nie Schulden gemacht“

„Ich bin in einem gut bürgerlichen Beamtenhaushalt aufgewachsen, wo sehr tradierte, sehr konservative Werte eine Rolle gespielt haben. Und die Werte, die ich da mitbekommen habe, die lebe ich im Grunde auch heute noch. Natürlich eingebettet in einer sich verändernden Welt“, erklärt Winfried Bürzle. „Das sind Nächstenliebe, Zuverlässigkeit, Verlässlichkeit, Freundschaft, zu jemandem stehen. Aber auch ganz materielle Werte: Ich habe in meinem Leben noch nie Schulden gemacht. In dieser Bürgerlichkeit aber – und das ist das Schöne – war mir immer die Freiheit meines persönlichen Geistes gegönnt.“

„Bekämpfte“ Werte bleiben relevant

Benedikt Kämmerling, mit 30 Jahren der jüngste Gesprächsteilnehmer, beschreibt: „Meinen Eltern war es vor allem wichtig, dass ich mich selber entwickle, so wie ich das gerne möchte. Individualität war als Wert ein ganz wichtiger Punkt. Ich glaube aber trotzdem, dass das Konservative, dieses Bayerische, diese gewisse Grundhaltung zu Themen wie Freundschaft, Zugehörigkeit, Loyalität bei mir auch guten Boden gefunden haben. Jetzt, in den Jahren später, habe ich immer wieder festgestellt, dass gerade diese Werte, die ich eigentlich früher versucht habe auszuschließen bzw. sogar dagegen anzukämpfen, trotzdem vorhanden sind. Einerseits ist es wichtig, Freiheiten zu haben, und andererseits ist diese Rückkehr, diese Besinnung auf diese Werte, die eine Gesellschaft, eine Gemeinschaft bilden, relevant.“

„Es war nicht viel anders“

Die Weitergabe von Werten und zugleich die persönliche Entwicklungsfreiheit bestimmten auch Cemal Günes Kindheit in der Türkei: „Es war nicht viel anders als hier. Allerdings hat das Aufwachsen der Kinder mehr in der Familie als im Hort oder im Kindergarten stattgefunden. Das war eigentlich der einzige Unterschied.“ Kulturelle Unterschiede in der Wertevermittlung sieht Günes nicht, wohl aber in Erziehungsfragen: „In der Türkei ist es so, dass die Kinder unwahrscheinliche Freiheiten haben. Sie dürfen fast alles. Das erste was ich hier in Deutschland gesehen habe, waren die Verbotsschilder.“

Verändern sich

Wertvorstellungen?

„Ich glaube, dass die Werte sich mit der Zeit ändern“, erklärt Cemal Günes. Anders sieht das Andrea Borger: „Ich denke, die Basiswerte sind eigentlich immer dieselben. Entscheidend ist die Frage: Wie leben wir unsere Werte? Ich denke, dass es dabei von Generation zu Generation Unterschiede gibt. Zum Beispiel habe ich bei mir gemerkt, dass die Prägung meiner Eltern durch die Kriegserfahrungen zu einem ganz hohen Leistungsanspruch an sich selbst geführt hat und den haben sie auch an uns Kinder weitergegeben. Das hat sich im Laufe meiner Entwicklung schon ein bisschen abgeflacht.“

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