Veröffentlicht am 20.11.2014 00:00

München · Regisseur Joseph Vilsmaier erhält den Sigi-Sommer-Taler


Von red
»Ich bin dankbar für das, was ich erreicht habe«: Regisseur  Joseph Vilsmaier, hier bei Dreharbeiten zu seinem Film Nanga Parbat.  	 (Foto: © Nanga Parbat Filmproduktions GmbH)
»Ich bin dankbar für das, was ich erreicht habe«: Regisseur Joseph Vilsmaier, hier bei Dreharbeiten zu seinem Film Nanga Parbat. (Foto: © Nanga Parbat Filmproduktions GmbH)
»Ich bin dankbar für das, was ich erreicht habe«: Regisseur Joseph Vilsmaier, hier bei Dreharbeiten zu seinem Film Nanga Parbat. (Foto: © Nanga Parbat Filmproduktions GmbH)
»Ich bin dankbar für das, was ich erreicht habe«: Regisseur Joseph Vilsmaier, hier bei Dreharbeiten zu seinem Film Nanga Parbat. (Foto: © Nanga Parbat Filmproduktions GmbH)
»Ich bin dankbar für das, was ich erreicht habe«: Regisseur Joseph Vilsmaier, hier bei Dreharbeiten zu seinem Film Nanga Parbat. (Foto: © Nanga Parbat Filmproduktions GmbH)

Kein Berg ist ihm zu hoch, keine Geschichte zu dramatisch: Regisseur und Kameramann Joseph Vilsmaier ist eine feste Größe der deutschen Filmszene. Am Sonntag, 23. November, erhält Vilsmaier eine ganz besondere Auszeichnung – den Sigi-Sommer-Taler.

Sigi-Sommer-Taler

Sigi-Sommer-Taler-Kunstpreis Der Sigi-Sommer-Taler-Kunstpreis wird an Künstler verliehen, die in München und Bayern ihren Lebensmittelpunkt haben

Damit zeichnet die Narrhalla jährlich einen Künstler von Bühne, Funk, Film und Fernsehen aus. Die Preisverleihung findet im Schlachthof statt, die Laudatio hält Josef Schmid.

Wir sprachen mit Joseph Vilsmaier vorab über Bayern, seine wichtigsten Werke und Pläne für die Zukunft.

Münchner Samstagsblatt: Derzeit drehen Sie in Bayern, Ihrer Heimat. Was bedeutet Ihnen Bayern?

Joseph Vilsmaier: Da gehör’ ich hin und möchte auch nirgendwo sonst leben!

Auf was könnten Sie am ehesten verzichten: bairischer Dialekt, bayerisches Essen oder bayerische Musik?

Joseph Vilsmaier: Auf was ich am wenigsten verzichten könnte, ist mein bairischer Dialekt, da er zu meiner Identität gehört!

Für Ihren letzten Film »Bavaria« haben Sie Bayern aus einer ganz anderen Perspektive gezeigt, nämlich überwiegend von oben. Was hat Sie bei den Dreharbeiten am meisten überrascht?

Joseph Vilsmaier: Überrascht hat mich, dass Bayern auch von oben betrachtet so unfassbar geordnet und sauber aussieht! Wenn man die Städte und Dörfer von oben betrachtet, wird einem klar, dass die Menschen einander brauchen und genau so haben sie sich angesiedelt. Erst ein Ortskern und dann kamen immer mehr Häuser dazu, wie eine Herde von Häusern. Ich finde das sehr anrührend.

Mit Ihrem Regiedebüt »Herbstmilch«, einem eindrucksvollen Film über das harte Leben der niederbayerischen Bäuerin Anna Wimschneider, gelingt Ihnen 1988 auf Anhieb der internationale Durchbruch. Haben Sie sich mit fast 50 Jahren Ihren Lebenstraum erfüllt?

Joseph Vilsmaier: Nein. Ich hatte nie vor, Regie zu führen. Ich wollte nur diesen einen Film machen, weil ich in Niederbayern teilweise aufgewachsen bin und mir die Menschen dort sehr nahe sind. Der unerwartet große Erfolg des Films hat mich dann weitermachen lassen. So einfach kann es manchmal gehen!

Inzwischen sind Sie 75 und immer noch begeisterter Regisseur. Gibt es einen Traum, den Sie sich noch gerne erfüllen möchten?

Joseph Vilsmaier: Man muss sein Glück nicht herausfordern. Ich bin dankbar für das, was ich erreicht habe. Ich nehm’ es so, wie es kommt!

Die deutsche Vergangenheit ist in vielen Ihrer Filme zentrales Motiv. Verarbeiten Sie hier auch persönliche Erlebnisse?

Joseph Vilsmaier: Ich bin 1939 geboren und habe Krieg und die Wirren der Nachkriegszeit erlebt. Ich habe durch jüdische Freunde erfahren, welch unfassbar schreckliche Dinge Menschen anderen Menschen antun können. Das war prägend für mein ganzes Leben.

Am 23. November bekommen Sie den Sigi-Sommer-Taler verliehen. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Joseph Vilsmaier: Sehr viel! Gerade für mich als Münchner ist der Sigi-Sommer-Taler eine ganz besondere Ehre!

Was verbindet Sie mit Sigi Sommer?

Joseph Vilsmaier: Wir kannten uns und hatten viele schöne Gespräche an seinem Stammtisch im Augustiner. Mein Bedürfnis, Sigi Sommers ersten Roman »Und keiner weint mir nach« zu verfilmen, konnte ich dann 1995/1996 verwirklichen.

Leider ist Sigi etwa einen Monat vor der Premiere, am 25. Januar 1996, verstorben.

Ihr Laudator ist Josef Schmid. Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Ihnen und dem CSU-Politiker?

Joseph Vilsmaier: Wir sind leidenschaftliche Bayern!

Eine weitere Gemeinsamkeit ist Ihr zeitloser und in Bayern sehr beliebter Vorname.

Joseph Vilsmaier: Nicht ganz: Er schreibt sich »Josef« und ich schreibe mich »Joseph«.

Ihre Töchter heißen Janina, Theresa und Josefina. Zieht es sie auch ins Filmgeschäft?

Joseph Vilsmaier: Janina arbeitet zur Zeit bei einem renommierten Filmverleih in London, Theresa schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit – sie wird Ärztin – und unser Küken, Josefina, studiert Medien und Kommunikation in Berlin, aber im Herzen trägt sie die Schauspielerei. Ich bin sehr stolz auf meine Kinder!

Von Stefanie Halbinger

Der Sigi-Sommer-Taler:

Der Sigi-Sommer-Taler-Kunstpreis wird an Künstler verliehen, die in München und Bayern ihren Lebensmittelpunkt haben. Der Taler kann Auszeichnung für ein junges Talent sein oder ein langes Lebenswerk ehren – zur Erinnerung an Sigi Sommer, den Unvergessenen, der als »Blasius, der Spaziergänger« München und die Münchner beobachtete. Wenn es ein Feuerchen der Erregung gab, dann hat Sigi Sommer immer noch gern hineingeblasen, um es zu schüren. Aber mit einem Lächeln. Er schrieb manchmal poetisch, manchmal polemisch. Oft bissig, oft wehmütig. Spöttisch, aber liebevoll. Und alle hatten ihre Freude daran.

Genau das wird von den Preisträgern verlangt. Dass hinter ihrem Granteln ein Lächeln steckt. Dass sie alles sein können: wehmütig wie bissig – zu unserer Freude. Wie Sigi Sommer.

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