Das Augustinum München-Nord lädt am Sonntag, 17. Februar, um 16 Uhr in die Weitlstr. 66 ein. In ihrer Karriere als Ärztin hat Victoria Sweet vieles erlebt. Die bedrohlichste Entwicklung sieht sie darin, dass Ökonomen und Politiker das „Gesundheitssystem“ auf Effizienz trimmen – und auf der Strecke bleiben die Patienten. Gute Medizin ist mehr als technologischer Fortschritt und hochkomplexe Maschinen. Sie benötigt Zeit – Zeit, in der der Körper seine Selbstheilungskräfte aktivieren kann. Victoria Sweet berichtet von unvergesslichen Erfahrungen mit Patienten, Ärzten und Krankenpflegern, dank derer sie das Konzept der „Slow Medicine“ entdeckte. Sie zeigt auf, dass die Medizin Handwerk, Kunst und Wissenschaft in einem ist. Sie ist zugewandt, persönlich, offen für Spirituelles. Ein guter Arzt zu sein verlangt Erfahrung, die durch keinen Algorithmus ersetzt werden kann. Slow Medicine führt „schnelle“ und „langsame“ Medizin zu einem wahrhaft effektiven, effizienten, nachhaltigen und menschlichen Weg der Heilung zusammen.
Victoria Sweets Plädoyer für eine menschennahe Medizin hat auch für unser Gesundheitssystem eine hohe Brisanz, in dem das Konzept der »Slow Medicine« noch weitgehend unbeachtet ist. Das „Healthcare-Barometer 2018“ zeigt, dass hierzulande Patienten ihren Arzt kritisch betrachten: Sie bemängeln nicht die Kompetenz des Mediziners, sondern dessen Zeitbudget: 45 Prozent sind der Meinung, dass ihr Arzt sich zu wenig Zeit für sie nimmt.
"Ich war nicht die Erste und auch nicht die Einzige, der dieses Konzept in den Sinn kam. Überall auf der Welt haben Menschen unabhängig voneinander die Slow Medicine entdeckt. Sie liegt in der Luft und ist ein wichtiges Zukunftsmodell, mit dem wir uns alle befassen sollten.[...] Bei dieser Art von Heilung findet ein Geben und Nehmen zwischen Körper und Pflegendem, zwischen Patient und Arzt statt – eine Wechselwirkung zwischen jedem Organ, jeder Zelle und jedem Prozess. Nur langsam entwickelte ich ein Gespür dafür", so Victoria Sweet.
»Wundervoll…oft poetisch…unaufdringlich und aufschlussreich. Mediziner würden gut daran tun, diese wichtigste Lehre über den Umgang mit Patienten aus Victoria Sweets Buch zu lernen«, titelt die New York Times Book Review.
Victoria Sweet arbeitete zwanzig Jahre lang als Ärztin im San Francisco’s Laguna Honda Hospital und schrieb darüber den Bestseller »God’s Hotel: A Doctor, a Hospital, and a Pilgrimage to the Heart of Medicine«. Heute lehrt sie als Associate Clinical Professor of Medicine an der University of California, San Francisco. Sweet ist zudem promovierte Medizinhistorikerin (sie forschte über Hildegard von Bingen) und war Trägerin des Guggenheim Fellowship. Am Sonntag liest sie im Hasenbergl vor.